| Forschungscluster ForWild

Wie sieht das Leben der Feldhasen im Wald aus?

Osterhasen hoppeln durch unsere Wälder und niemand weiß Genaueres. Das soll sich ändern. Die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt untersucht im Forschungscluster Wildökologie (ForWild) die Lebens- und Verhaltensweisen von dauerhaft im Pfälzerwald lebenden Hasen.

Ein frisch besenderter Hase hoppelt in die Freiheit.
Ein frisch besenderter Hase hoppelt in die Freiheit.
Feldhasen im Wald kommen häufiger vor als man bis vor kurzem noch dachte.
Feldhasen im Wald kommen häufiger vor als man bis vor kurzem noch dachte.

Es gibt sie wirklich! Osterhasen bzw. Feldhasen im Wald. Nur: Feld(oster)hasen leben eigentlich in offenen Landschaften… Was machen sie denn tief im Wald? Wie genau (über)leben Hasen dort und welchen Einfluss haben sie auf den Wald? Um das herauszufinden, hat der Bereich Wildökologie der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt im Forschungscluster ForWild das Projekt rund um den im Wald lebenden Feldhasen ins Leben gerufen.

„Tatsächlich gibt es bisher wenig bis gar keine Forschung zu Hasen im Wald“, sagt Stefanie Czaja aus dem Projekt-Team. Der hier im Wald lebende Hase ist zoologisch gesehen ein Feldhase. Feldhasen sind ursprünglich Steppentiere und an diese offene und weite Landschaft perfekt angepasst. „Darum ist es spannend zu erfahren, wie und warum der Hase im Wald scheinbar gut zurechtkommt“, erklärt Czaja.

Wie tickt der im Wald lebende Hase und wie beeinflusst er den Wald

Das Waldhasenprojekt heißt genau genommen „Feldhasen im Wald – Zur Ökologie von Lepus europaeus in Waldhabitaten unter Berücksichtigung waldbaulicher Ziele und der Biodiversität“ und hat natürlich nichts mit dem Ostereier versteckenden Verwandten zu tun. „Gerade in Bezug auf die Entwicklung und Stärkung arten- und strukturreicher Wälder in Zeiten des Klimawandels und die Förderung von Biodiversität kann die Rolle der Feldhasen im Wald von Bedeutung sein“, so die Hasenforscherin. „Das im Projekt gewonnene Wissen wird nicht nur dem Feldhasen zugutekommen, sondern auch der zukunftsfähigen Waldentwicklung, indem wir verstehen, wie der Feldhase den Wald bei seiner Entwicklung beeinflusst.“

Erste Ergebnisse gibt es bereits

Bisher konnte das Hasen-Team vier Hasen mit GPS-Sendern ausstatten. Die Daten zeigen, dass sich die Hasen während der Aktivitätszeit in der Nacht meistens auf kleinen Waldwiesen aufhalten – hier finden sie ihre Nahrung – und die Ruhephase tagsüber im geschützten Wald verbringen. „Überrascht haben uns die enormen Strecken, die die Hasen zurücklegen. Teilweise hoppeln sie vier Kilometer in einer Nacht. Auch die so genannten Homeranges (Reviere) der Feldhasen im Wald sind voraussichtlich größer, als die der in Offenlandschaften lebenden Hasen, die normalerweise etwa 100 Hektar groß sind. Bisher haben wir für einen besenderten, im Wald lebenden Hasen ein Homerange von ca. 400 Hektar ermitteln können. Außerdem ist eine Häsin aus dem Gebiet, in dem wir sie besendert haben, abgewandert, was relativ ungewöhnlich für Feldhasen ist. Warum, dazu können wir nur Vermutungen anstellen“, fasst die Projektkoordinatorin die bisherigen Ergebnisse zusammen.

Das Projekt gliedert sich in vier Themenbereiche

Die Forschenden in Modul eins befassen sich mit dem Verhalten der Hasen. Hierfür werden Hasen gefangen und mit GPS-Halsbändern ausgestattet. „So nehmen uns die Hasen quasi mit in ihren Alltag im Wald“, erklärt Czaja. „Wir wollen herausfinden in welchen Lebensräumen sie sich ihre Reviere suchen und wie sie sich in diesen bewegen. Also zum Beispiel wo die Hasen häufig fressen, wo ihre Ruhestätten sind und wo sie ihre Jungen aufziehen.“

Im zweiten Modul geht es darum, was die Feldhasen im Wald fressen und wie sie miteinander verwandt sind. „Wovon sich Hasen fernab vom Offenland im Wald ernähren, ist bisher nicht klar. Sind sie möglicherweise auf kleine Freiflächen im Wald angewiesen oder finden sie trotz der von Grund auf anderen Waldvegetation ein ausreichendes Nahrungsspektrum?“, fasst Czaja die Kernfragen zusammen. Anhand von Kotproben ermitteln die Forschenden die Nahrungspflanzen über genetische Untersuchungen. Ebenso untersuchen sie anhand der Kotproben und von Gewebeproben totgefundener Hasen die Hasen-DNA. „Wir wollen wissen, wie die Hasen im Wald untereinander in Verbindung stehen und wie bzw. ob diese noch im genetischen Austausch mit den Hasen im umliegenden Offenland sind“, so die Wissenschaftlerin weiter.

Das dritte Modul befasst sich mit dem Verbiss und dem Einfluss der Hasen auf den Wald. „Bisher haben sich Forschende und Forstleute dem von Hasen verursachten Verbiss an Jungbäumen nicht groß gewidmet. Wir wollen einen genaueren Blick darauf werfen und anhand des Verbisses den Einfluss der Hasen auf die Waldentwicklung betrachten.“, erläutert Czaja.

Modul vier legt besonderes Augenmerk auf die Populationsdichte und die Verteilungsmuster der Hasen in verschiedenen Waldgebieten. Daten hierzu kommen aus bereits erfolgten Fotofallenprojekten und Wildzählungen. „Wir verschneiden die Verteilungsmuster mit Umweltdaten wie Gelände und Leitbaumart. Dadurch identifizieren wir die bevorzugten Umweltbedingungen der Waldhasen“, erklärt Czaja.

Hintergrund:

Das Projekt rund um Feldhasen, die dauerhaft im Wald leben, geht noch bis Ende 2026 und läuft im Forschungscluster Wildökologie (ForWild). Unter ForWild haben sich 2021 fünf wildökologische Forschungseinrichtungen der Länder Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg zusammengeschlossen. Neben der FAWF sind das die Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg / Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW), die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und die Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement der Universität Freiburg.

Sie haben einen toten Feldhasen gefunden? Im gesamten Pfälzerwald oder im umliegenden Offenland? Geben Sie uns gerne Bescheid! In unserem Hasenprojekt untersuchen wir auch die Genetik von Feldhasen. Dafür benötigen wir die DNA von möglichst vielen Hasen.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Stefanie Czaja (Tel.: 06131 884268 247; Mail: stefanie.czaja(at)wald-rlp.de)

Jana Dietrich (Tel.: 06131 884268 132; Mail: jana.dietrich(at)wald-rlp.de)

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