| Lagezentrum Borkenkäfer

Borkenkäfermanagement beschäftigt Forstämter in Hunsrück und Eifel sowie Nationalpark auch weiterhin

Die aktuelle Entwicklung des Befalls durch den Borkenkäfer liegt deutlich unter dem letztjährigen Entwicklungsstand zum gleichen Zeitraum. Dieser Umstand ist sicherlich der kühl-feuchten Witterung in den ersten Frühjahrswochen geschuldet, sofern man eine etwaige Dunkelziffer bei den Befallszahlen außer Acht lässt bzw. ausschließt. Erste Geschwisterbruten sind angelegt. Aufgrund der Witterungsprognosen wird mit dem ersten größeren Schwärmflug der Käfer Mitte bis Ende Juni gerechnet. Die Forstleute in den besonders betroffenen Landesteilen Hunsrück und Eifel sind auf der Hut und beobachten das Befallsgeschehen sehr aufmerksam. Aufgrund der überdurchschnittlichen Nässe der vergangenen Wochen ist die maschinelle Aufarbeitung sowie Holzbringung von Käferholz stark beeinträchtigt.

Von Borkenkäfer befallener Fichtenbestand
Von Borkenkäfer befallener Fichtenbestand
Nach Borkenkäferbefall abgestorbene Fichten
Nach Borkenkäferbefall abgestorbene Fichten

„Auch, wenn das bisherige Befallsgeschehen, d.h. die bislang erzielten Fangzahlen in den Monitoringfallen, deutlich geringer ist, als im vergleichbaren Zeitraum des letzten Jahres, müssen wir auch in diesem Jahr wachsam sein und die Entwicklung der Borkenkäferpopulationen besonders im Auge halten“, sagt Michael Veeck vom Lagezentrum Borkenkäfer bei Landesforsten. „Das Entwicklungsgeschehen der Borkenkäfer und damit das Schwärmverhalten ist sehr stark von der jeweiligen Witterung abhängig und korreliert sehr deutlich mit dem Anstieg der Temperaturen, d.h. gehen die Temperaturen in die Höhe, steigen auch die Fangzahlen in den Monitoringfallen und umgekehrt.“, so Veeck weiter. 

Borkenkäfermanagement – Wichtige Grundlage für den Walderhalt

Der Klimawandel und seine Folgen für den Wald bestimmen auch weiterhin sehr deutlich den Berufsalltag der Forstleute. Dies zeigt sich unter anderem in der forstlichen Behandlung der von Borkenkäferbefall betroffenen Fichtenreinbestände. Natürlich weiß auch die Forstpartie um diese „Hypotheken“ der forstlichen Vergangenheit. Aber gerade in Zeiten des Klimawandels ist die oberste Maxime allen forstlichen Handelns die Waldentwicklung und der Walderhalt, das schließt auch Fichtenwälder mit ein. Waldbesitzende stehen also vor großen Herausforderungen, den Wald mit all seinen sozioökonomischen und ökologischen Funktionen auch für nachfolgende Generationen zu erhalten. Das betrifft aber auch die noch vorhandenen Fichtenreinbestände. Ein wirksames und zielgerichtetes Borkenkäfer-management kann eine Massenvermehrung von Borkenkäfern zwar nicht verhindern, aber dem Absterben großer Waldflächen wirksam vorbeugen. Für die Ökosystemleistungen des Waldes und den klimaangepassten Waldumbau ist deshalb übergangsweise auch die Fichte von Bedeutung.

Drei Säulen eines integrierten Borkenkäfermanagements

  • Risiko reduzieren: Unterschiedliche forstliche Maßnahmen führen zur Reduzierung des Befallsrisikos. Durch entsprechendes waldbauliches Vorgehen können Fichtenreinbestände sukzessive in klimaresiliente Waldbestände umgewandelt werden. Das wiederum führt u.a. zur Förderung natürlicher Gegenspieler (Fressfeinde) der Borkenkäfer. Durch systematischen Entzug von potenziellem Brutraum der Käfer, vor allem nach Sturmwurf und Schneebruch, kann die Befallswahrscheinlichkeit reduziert werden. 
  • Monitoring und Befallskontrollen: Zur Ergreifung wirksamer Gegenmaßnahmen ist eine genaue Kenntnis des Schwärmverhaltens der Borkenkäfer ganz entscheidend. Hierzu wurden in Rheinland-Pfalz an besonders ausgewählten Standorten sogenannte Pheromonfallen (Lockstofffallen) aufgestellt sowie besonders präparierte Fichtenstämme ausgelegt. Rückschlüsse auf die jeweilige Schwärmaktivität sind so möglich.
  • Ausbreitung eindämmen: Sind einzelne Bäume befallen, gilt es die Ausbreitung des Käfers auf den gesamten Waldbestand zu verhindern. Sehr zeitnahes Einschlagen der befallenen Bäume sowie deren schneller Abtransport aus dem Wald ist ganz entscheidend, um Infektionsketten zu unterbrechen bzw. einen weiteren, großflächigen Befall zu verhindern. Ist die schnelle Holzabfuhr nicht möglich, müssen andere geeignete Maßnahmen getroffen werden, um den Ausflug fertig entwickelter Käferbruten zu verhindern. Der Einsatz von Insektiziden ist hierbei tabu. Das Kleinschneiden von Astmaterial sowie die manuelle oder maschinelle Entrindung befallener Bäume sind praktizierte und umweltschonende Verfahren.

Ausblick

Durch die Folgen des Klimawandels werden unsere Wälder auch in diesem Jahr aller Voraussicht nach wieder stark vom Borkenkäfer heimgesucht werden. Wie stark, bleibt abzuwarten und wird nicht nur von den Forstleuten im Borkenkäferlagezentrum sehr sorgsam beobachtet.  „Wir sehen mit Sorge, dass nicht nur die Fichten von Borkenkäferbefall betroffen sind, sondern mittlerweile auch viele andere Baumarten von ganz unterschiedlichen Borkenkäferarten befallen werden.“, erläutert Michael Veeck.

Bedingt durch die überdurchschnittliche Nässe der vergangenen Wochen, ist die maschinelle Aufarbeitung und Holzbringung von Käferholz sehr stark eingeschränkt. Neben einem dadurch erhöhten Forstschutzrisiko verzögert sich zudem auch die zeitnahe Belieferung der Sägewerke mit dem wichtigen und nachhaltigen Rohstoff Holz. Bei allen forstlichen Eingriffen mit schweren Forstmaschinen liegt ein besonderes Augenmerk auf der Schonung der Waldbestände, einschließlich des empfindlichen Waldbodens. Auch das stellt die Forstleute immer wieder vor besondere Herausforderungen.

Beim Borkenkäfermonitoring greift man in den besonders betroffenen Forstämtern auch in diesem Jahr wieder auf die Unterstützung von externen Hilfskräften zurück. Das können beispielsweise ehemalige Forstbedienstete oder interessierte und extra geschulte Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufs- bzw. sonstigen gesellschaftlichen Gruppen sein. 

Lagezentrum Borkenkäfer

Im „Lagezentrum Borkenkäfer“ arbeiten Experten aus Waldschutz, Waldentwicklung, Technik und Vertrieb mit fünf Forstämtern von Landesforsten Rheinland-Pfalz sowie dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald zusammen, um gemeinsam am Walderhalt über Forstamts- und Nationalparkgrenzen hinaus zu arbeiten. Hier fließen alle Informationen über die Befallsentwicklung und den Aufarbeitungsstand zusammen. Basierend darauf können schnell Entscheidungen getroffen und das Vorgehen an die Lage angepasst werden.

Teilen.