Buchdrucker-Monitoring 2024
Käfer-Monitoring der KW 35 (26.8. - 1.9.) und Prognose Fangzahlen vom 2. September 2024
Einschätzung der FVA Baden-Württemberg, Abt. Waldschutz
Aktuelle Situation:
Die hohen Temperaturen der letzten Woche führten wieder zu einem leichten Anstieg der Schwärmaktivität (Eifel: 360-760, Pfälzerwald: ∅ 880 & 960, Hunsrück: ∅ 300-760 Buchdrucker/Falle). Frischbefall ist damit grundsätzlich noch möglich – wenn auch auf moderatem Niveau.
Die Entwicklung in den Brutbäumen (3. Generation) geht schnell voran: Hier treten bereits große Larven in Erscheinung und auch neue Bruten werden weiterhin angelegt.
Ausblick für die kommende Woche
Diese Woche bleibt es vorerst warm. Der ein oder andere Buchdrucker wird die günstigen Temperaturen noch für einen Ausflug nutzen. Das Schwärmniveau wird aber ähnlich moderat ausfallen. Neben neuem Frischbefall gilt es, auch ältere Käferbäume noch rechtzeitig zu finden, bevor die Bruten ihre Entwicklung abschließen und die Käferbäume verlassen können (aktiv oder passiv über Rindenabfall).
Schlussfolgerungen für das Management:
Intensive Befallskontrollen bleiben bis zum Saisonende (witterungsbedingt ca. Ende September) unbedingt notwendig!
In dieser Saison werden erst jetzt Käferlöcher sichtbar, die aufgrund der schwierigen Befallserkennung im Frühjahr nicht ausfindig gemacht werden konnten. Zudem führen die warmen Temperaturen dazu, dass die Entwicklung der angelegten Bruten noch weiterhin zügig voranschreitet. Eile ist weiterhin geboten!
Neben Bohrmehl werden zunehmend weitere Befallsmerkmale erkennbar, auch an Stamm (Rindenabschlag, -abfall) und Krone (Verfärbung, Nadelabfall). Aufgrund der Überschneidung der verschiedenen Schwärmwellen und Generationen sind nun oft unterschiedliche Entwicklungsstadien unter der Rinde eines Baumes bzw. von Bäumen eines Befallsnestes. Als Alternativen zur raschen direkte Abfuhr des Holzes sind der um 90° versetzte Harvester-Durchzug, die Hackung mit Abtransport der Hackschnitzel oder die Zwischenlagerung im Trocken- oder Nasslager ratsam.
Fangzahlen:
Bitte klicken Sie die Grafiken für eine vergrößerte Bildausgabe an.
Das diesjährige Frühjahr war bisher geprägt von vielen regnerisch-kalten Phasen und wenigen Perioden, die warm und trocken waren. Der erste Schwärmflug fand Mitte April statt und damit etwa zwei Wochen früher als in den Vorjahren. Diese Frühschwärmer sind so veranlagt, die erste Gelegenheit zum Ausfliegen zu nutzen. Außerdem waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht an allen Fichten-Standorten die nötigen klimatischen Voraussetzungen gegeben. In höheren Lagen und in dichten, kühleren Fichten-Wäldern sind die Käfer weiter in ihren Winterquartieren geblieben. Zwei weitere Schwärmperioden gab es dann im Mai und Mitte Juni. Das waren dann die Käfer, die grundsätzlich höhere Temperaturen bevorzugen und die von Standorten, die erst dann warm und trocken genug waren. Gleichzeitig sind im Mai und Juni auch erneute Ausflüge zur Geschwisterbrutanlage erfolgt.
Mehrere Schwärmperioden der überwinterten Käfer im Frühjahr sind nicht ungewöhnlich, die Zeitspanne von über zwei Monaten dagegen schon.
Was bedeutet das nun für die weitere Entwicklung der Buchdrucker?
Ein Teil der Borkenkäfer hat schon früh (im April) neue Bruten angelegt, in denen sich momentan schon die ersten Jungkäfer fertig entwickelt haben. Eine 3. Käfergeneration in diesem Jahr ist für diesen Teil der Käfer sehr wahrscheinlich. Das kühle, regnerische Wetter in den vergangenen Wochen hatte aber offensichtlich einen stärkeren Einfluss auf das Schwärmverhalten, als zu Anfang der Saison zu befürchten war, so dass ein erheblicher Teil der Käfer eben erst spät in das Befallsgeschehen eingegriffen hat (Juni). Dieser Teil der Population hat nur eine verkürzte Entwicklungsperiode zu Verfügung.
Borkenkäfer-Entwicklungsmodell PHENIPS-Clim
Ab dieser Saison wird es nun möglich sein, den aktuellen Entwicklungszustand der Buchdrucker landesweit als Rasterkarte (siehe Karte) oder auch für repräsentative Standorte modellhaft abzubilden.
Das dafür verwendete Modell nennt sich PHENIPS-Clim und wurde an der FVA auf Basis des Vorgängermodells PHENIPS weiterentwickelt. Die Information zum Entwicklungsstand kann auf der FVA-Borkenkäfer-Webseite abgerufen werden (wöchentliches Update) Phänologie (fva-bw.de) => Rheinland-Pfalz/Saarland
(momentan keine Aktualisierung möglich, Grafik aus PHENIPS der BOKU Wien)
Borkenkäfermanagement an Fichte – alles auf einem Blick im Flyer!
Warum Borkenkäfermanagement? Was sind die wichtigsten Borkenkäfer an Fichte, welche Befallsmerkmale gibt es und welche Optionen der Lagerung oder Verfahren sind zu empfehlen, wenn die direkte Abfuhr von Käferholz nicht gegeben ist? Diese Fragen sind kurz in einem Flyer zusammengefasst, der heruntergeladen werden kann.
https://www.fva-bw.de/fileadmin/publikationen/sonstiges/2024_Borkenkaeferflyer.pdf
Literaturhinweis:
Borkenkäfer an Nadelbäumen - erkennen, vorbeugen, bekämpfen. FNR, Gülzow-Prüzen, 54 S.
P15523_fnr_brosch_borkenkeafer_A5_v12r05_230406_BF.pdf
Eine Anleitung zur Unterstützung der forstlichen Praxis von Landesforsten RLP (intern):
Borkenkäfer-Leitlinie Landesforsten 2021 (ForstNET)
Zusammenfassung für interessierte Laien:
Landesforsten Rheinland-Pfalz | Detailansicht | Willkommen in Rheinland-Pfalz (rlp.de)
Impressum:
Text zur aktuellen Situation: FVA Baden-Württemberg, Abt. Waldschutz
Grafiken zu Fangzahlen und Klimadaten: Kooperation von FAWF, Referat 5.2, kwis-rlp.de und ZdF Ref. 4.2
Redaktion: ZdF, Ref. 4.2 Waldschutz -- 12.04.2024