Buchdrucker-Monitoring 2024
Käfer-Monitoring der KW 39 (23. - 29.9.) und Prognose Fangzahlen vom 30. September 2024
Einschätzung der FVA Baden-Württemberg, Abt. Waldschutz
Aktuelle Situation:
Eine wechselhafte Borkenkäfersaison geht zu Ende! In den Monitoring-Fallen waren nur noch einzelne Buchdrucker in den Schubladen. In den Brutbeobachtungsbäumen hat sich das Bild kaum verändert: Von den Larvenstadien bis hin zu fertig entwickelten Jungkäfern und einzelnen Ausbohrlöchern ist hier alles zu sehen. Die Mitte August angelegten Bruten hatten in den niederen und mittleren Lagen also noch gute Entwicklungsbedingungen und können im Jungkäferstadium noch den Winter erreichen.
Ausblick für die kommende Woche
Die Wetterprognosen sagen weiterhin kühle Temperaturen voraus; Überwinterung ist angesagt für die Buchdrucker! Während die Schwärmzeit nun endgültig vorbei ist, kann die Entwicklung unter der Rinde noch weitergehen.
Auch der Wochenbericht begibt sich in den Winterschlaf – den nächsten Bericht gibt es wieder in der nächsten Borkenkäfersaison!
Schlussfolgerungen für das Management:
Der Kontrollrhythmus kann nun reduziert werden. Fortgeschrittenen Befall und potentielle Überwinterungsbäume sollten noch möglichst früh im Herbst erkannt und saniert werden. Denn auch im Verlauf des Herbstes/Winters können die Buchdrucker noch die Bäume verlassen (passiv oder aktiv) und sich dem Management entziehen.
Vor allem Spechtabschläge und Kronenmerkmale (Verlichtung, Verfärbung) sind nun für die Befallserkennung ausschlaggebend. Käferholz sollte weiterhin am besten zeitnah noch im Herbst abgefahren werden! Alternativen zur direkten Abfuhr sind:
- der um 90° versetzte Harvester-Durchzug
- die Hackung mitsamt Abtransport der Hackschnitzel
- die Zwischenlagerung im Trocken- oder Nasslager
Geworfene Fichten, die im Verlauf des Winters durch Stürme und ggf. Schneebruch anfallen, sollten noch vor der nächsten Käfersaison aufgearbeitet oder brutuntauglich gemacht werden! Wichtig ist (wie immer), nicht das Kronenmaterial zu vergessen: Eine prophylaktische Hackung kann hier eine Besiedlung durch Kupferstecher & Co effektiv verhindern!
Fangzahlen:
Bitte klicken Sie die Grafiken für eine vergrößerte Bildausgabe an.
Das diesjährige Frühjahr war bisher geprägt von vielen regnerisch-kalten Phasen und wenigen Perioden, die warm und trocken waren. Der erste Schwärmflug fand Mitte April statt und damit etwa zwei Wochen früher als in den Vorjahren. Diese Frühschwärmer sind so veranlagt, die erste Gelegenheit zum Ausfliegen zu nutzen. Außerdem waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht an allen Fichten-Standorten die nötigen klimatischen Voraussetzungen gegeben. In höheren Lagen und in dichten, kühleren Fichten-Wäldern sind die Käfer weiter in ihren Winterquartieren geblieben. Zwei weitere Schwärmperioden gab es dann im Mai und Mitte Juni. Das waren dann die Käfer, die grundsätzlich höhere Temperaturen bevorzugen und die von Standorten, die erst dann warm und trocken genug waren. Gleichzeitig sind im Mai und Juni auch erneute Ausflüge zur Geschwisterbrutanlage erfolgt.
Mehrere Schwärmperioden der überwinterten Käfer im Frühjahr sind nicht ungewöhnlich, die Zeitspanne von über zwei Monaten dagegen schon.
Was bedeutet das nun für die weitere Entwicklung der Buchdrucker?
Ein Teil der Borkenkäfer hat schon früh (im April) neue Bruten angelegt, in denen sich momentan schon die ersten Jungkäfer fertig entwickelt haben. Eine 3. Käfergeneration in diesem Jahr ist für diesen Teil der Käfer sehr wahrscheinlich. Das kühle, regnerische Wetter in den vergangenen Wochen hatte aber offensichtlich einen stärkeren Einfluss auf das Schwärmverhalten, als zu Anfang der Saison zu befürchten war, so dass ein erheblicher Teil der Käfer eben erst spät in das Befallsgeschehen eingegriffen hat (Juni). Dieser Teil der Population hat nur eine verkürzte Entwicklungsperiode zu Verfügung.
Borkenkäfer-Entwicklungsmodell PHENIPS-Clim
Ab dieser Saison wird es nun möglich sein, den aktuellen Entwicklungszustand der Buchdrucker landesweit als Rasterkarte (siehe Karte) oder auch für repräsentative Standorte modellhaft abzubilden.
Das dafür verwendete Modell nennt sich PHENIPS-Clim und wurde an der FVA auf Basis des Vorgängermodells PHENIPS weiterentwickelt. Die Information zum Entwicklungsstand kann auf der FVA-Borkenkäfer-Webseite abgerufen werden (wöchentliches Update) Phänologie (fva-bw.de) => Rheinland-Pfalz/Saarland
(momentan keine Aktualisierung möglich, Grafik aus PHENIPS der BOKU Wien)
Borkenkäfermanagement an Fichte – alles auf einem Blick im Flyer!
Warum Borkenkäfermanagement? Was sind die wichtigsten Borkenkäfer an Fichte, welche Befallsmerkmale gibt es und welche Optionen der Lagerung oder Verfahren sind zu empfehlen, wenn die direkte Abfuhr von Käferholz nicht gegeben ist? Diese Fragen sind kurz in einem Flyer zusammengefasst, der heruntergeladen werden kann.
https://www.fva-bw.de/fileadmin/publikationen/sonstiges/2024_Borkenkaeferflyer.pdf
Literaturhinweis:
Borkenkäfer an Nadelbäumen - erkennen, vorbeugen, bekämpfen. FNR, Gülzow-Prüzen, 54 S.
P15523_fnr_brosch_borkenkeafer_A5_v12r05_230406_BF.pdf
Eine Anleitung zur Unterstützung der forstlichen Praxis von Landesforsten RLP (intern):
Borkenkäfer-Leitlinie Landesforsten 2021 (ForstNET)
Zusammenfassung für interessierte Laien:
Landesforsten Rheinland-Pfalz | Detailansicht | Willkommen in Rheinland-Pfalz (rlp.de)
Impressum:
Text zur aktuellen Situation: FVA Baden-Württemberg, Abt. Waldschutz
Grafiken zu Fangzahlen und Klimadaten: Kooperation von FAWF, Referat 5.2, kwis-rlp.de und ZdF Ref. 4.2
Redaktion: ZdF, Ref. 4.2 Waldschutz -- 12.04.2024