300 Jahre Nachhaltigkeit

Jeder spricht darüber, wenige wissen, was das Wort eigentlich bedeutet und wir Förster finden es modern – seit 300 Jahren. Die Rede ist von der Nachhaltigkeit. Heute verstehen wir unter Nachhaltigkeit nicht mehr nur, dass für jeden gefällten Baum ein neuer heranwachsen muss. Wir sind beim Dreiklang der Nachhaltigkeit angekommen. Wir nutzen den Wald, wir schützen das Ökosystem Wald und wir sorgen dafür, dass Sie sich im Wald erholen können.

Dreiklang der Forstwirtschaft: Ökonomisch, sozial und ökologisch
Dreiklang der Forstwirtschaft: Ökonomisch, sozial und ökologisch

Geboren wurde das Wort 1713 in Sachsen. Man muss sich ein Land vorstellen, dass weitestgehend ohne Bäume war. Von den Römern noch gefürchtet musste der tiefe dunkle Wald der alten Germanen immer mehr dem Energiehunger und dem Platzbedarf der stetig wachsenden Bevölkerung im damaligen Deutschland weichen. Ackerflächen wurde gerodet, Häuser aus Holz gebaut, das Vieh zur Nahrungssuche in den Wald getrieben, die Kamine und Feuerstellen mit Holz betrieben. Aber nicht nur die kleinen Haushalte benötigten den Wald als Rohstofflieferanten. Die königliche Flotte bestand aus Holz und auch die Herstellung des wichtigen Eisenerzes funktionierte nicht ohne Energie. Diese Energie wurde wiederum aus Holz gewonnen. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass ein Berghauptmann mit Namen Carl von Carlowitz erkannte: Wenn wir so weiter wirtschaften, dann gibt es bald keinen Wald und damit kein Holz mehr. Eine der Grundlagen des sächsischen Reichtums, die Erzverhüttung war in Gefahr. Weit gereist und belesen schrieb er das erste forstliche Werk, die Sylvicultura oeconomica.

„Wird derhalben die größte Kunst, Wissenschaft, Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen, wie eine sothane Conservation und Anbau des Holzes anzustellen, dass es eine kontinuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe, weil es eine unentbehrliche Sache ist, ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.“ (S. 105–106 Sylvicultura Oeconomica)

Mit diesem Werk wurde der Förster, die Forstwirtschaft und das Wort Nachhaltigkeit der Menschheit übergeben. Von hier trat es seinen Siegeszug in die ganze Welt an. Bis hierhin aber war es ein langer Weg, der noch lange nicht zu Ende ist. Landesforsten lädt Sie ein, sich auf unseren Seiten über die weitreichenden Facetten der modernen Forstwirtschaft in Rheinland-Pfalz und die Geschichte der Nachhaltigkeit zu informieren. Mehr erfahren Sie unter den Navigationspunkten Wald, Erleben, Bewahren und Nutzen.

Weitere Informationen finden Sie auch unter www.forstwirtschaft-in-deutschland.de

Die Wiege der Nachhaltigkeit

Hans Carl von Carlowitz - Der Urvater der Nachhaltigkeit

Name: Hans (Hannß) Carl von Carlowitz

Geboren:14.12.1645

Verstorben: 03.03.1714

Geburtsort: Schloss Rabenstein bei Chemnitz

Familie: Zweiter Sohn von Georg Carl von Carlowitz, Oberforst- und Landjägermeister Hans Carl von Carlowitz heiratet Ursula Margarethe von Bose; aus der Ehe gehen drei Töchter hervor

Werdegang:

1666Studienbeginn: Naturwissenschaft, Sprachen und Jura
1660 bis 1667Grande Tour durch Europa
ab 1972Unterstützt Vater bei Amtsgeschäften als Amtshauptmann und Landjägermeister
1677Unterstützung Vater bei Böhmischer Grenzvermessung
1679Ernennung kursächsischer Vize-Berghauptmann
1680Übernahme Gut Arnsdorf
1709Kursächsischer Kammer- und Bergrat
1711Oberberghauptmann, einer der wichtigsten Staatsdiener August des Starken
1713Ostermesse in Leipzig: Erstmaliges Erscheinen der Sylvicultura Oeconomica

Carlowitz' Erbe

Die TU Bergakademie Freiberg verleiht jährlich den Hans-Carl-von-Carlowitz-Preis für herausragende Leistungen im Bereich der Umweltforschung. Der Preis würdigt herausragende und zukunftsweisende Arbeiten von Studenten und Nachwuchswissenschaftlern.

Die „Sächsische Hans-Carl-von-Carlowitz-Gesellschaft zur Förderung der Nachhaltigkeit“ mit Sitz in Chemnitz sieht ihre Hauptaufgabe in der Erhaltung und Weitergabe des Nachhaltigkeitsgedankens.

Entwicklung der Nachhaltigkeit

300 Jahre Nachhaltigkeit - Ein Begriff schreibt Geschichte
Von der  “nachhaltenden Nutzung“ des Holzes zum Leitbild der heutigen Gesellschaft!

18. JahrhundertHans Carl von Carlowitz schreibt mit „Sylvicultura Oeconomica“ und benutzt erstmals den Begriff „nachhaltende Nutzung"
Anfang 19. Jahrhundert Der „Wertevertrag“, d.h. das optimale Verhältnis zwischen Reinertrag und Verzinsung von Boden, Arbeit und Holzertrag, wird zum neuen Nachhaltigkeitskonzept der Forstwirtschaft. Große Forstwissenschaftler wie Heinrich Cotta (1763 – 1844) stehen für diesen methodischen Ansatz. Gerhard Ludwig Hartig (1764 – 1837) ergänzt dieses Konzept um die Berücksichtigung des „Vorteils“ für kommende Generationen.
Mitte 19. JahrhundertWald wird zunehmend als „Natur-System“ begriffen
Anfang 20. JahrhundertBlickwinkel auf die ökologisch-funktionale Vernetzung des Waldes mit anderen Natursystemen (z.B. Wasser, Boden) und ihre Wechselwirkungen
Mitte 20. JahrhundertEntwicklung eines „multifunktionalen“ Nachhaltigkeitsverständnis. Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozial-gesellschaftlicher Faktoren
1972„Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome wird zum Manifest einer wachstumskritischen Ökologiebewegung. Es beschreibt Nachhaltigkeit erstmals in einem nicht forstwissenschaftlichen Kontext.
1987Die UN-Kommission für Entwicklung und Umwelt veröffentlicht den „Brundtland-Bericht“. Er wird zum Ausgangspunkt der Nachhaltigkeitsdebatte in der internationalen Öffentlichkeit. Wirtschaftswachstum soll umweltfreundlich sein, wird aber grundsätzlich nicht in Frage gestellt. Vielmehr solle globales Wachstum die Armutsprobleme der Welt beseitigen.
1992Der erste globale Krisengipfel zur Nachhaltigkeit der Weltressourcen findet in Rio de Janeiro statt. Die Rio-Konferenz, Konferenz der UN über Umwelt und Entwicklung (UNCED), ist bis heute von entscheidender Bedeutung! Beherrscht wurde die Konferenz vom Nord-Süd Konflikt zwischen dem Wunsch nach industrieller Entwicklung des Südens und dem Ziel der Beseitigung globaler Umweltprobleme von den Industriestaaten. Wichtige Ergebnisdokumente sind die „Rio-Deklaration“ und die „Agenda 21“. Die erste internationale Wald-Deklaration wurde unterzeichnet.
1993Ministerkonferenz in Helsinki zum nachhaltigen Forstmanagement in Europa. „... die Behandlung und Nutzung von Wäldern auf eine Weise und in einem Ausmaß, das deren biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie deren Fähigkeit, die relevanten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen gegenwärtig und in der Zukunft auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen gewährleistet, ohne anderen Ökosystemen Schaden zuzufügen.“ (Helsinki-Resolution H1, Punkt D)

Im Rahmen des Folgeprozesses zur Ministerkonferenz von Helsinki wurden Kriterien und Indikatoren der Nachhaltigkeitsprüfung verabschiedet. Die sechs gesamteuropäischen Kriterien für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung lauten:

  1. Erhaltung und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen und ihr Beitrag zu globalen Kohlenstoffkreisläufen
  2. Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von forstlichen Ökosystemen
  3. Erhaltung und Förderung der Produktionsfunktionen der Wälder (Holz und Nichtholz)
  4. Erhaltung, Schutz und angemessene Verbesserung der biologischen Diversität in Forstökosystemen
  5. Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktionen bei der Waldbewirtschaftung (vor allem Boden und Wasser)
  6. Erhaltung anderer sozio-ökonomischer Funktionen und Bedingungen
19931. UN-Waldschutzkonferenz in Jakarta, Indonesien.
2010Waldschutzkonferenz von Oslo beschließt die Gründung einer internationalen Waldschutzorganisation mit eigenem UN-Sekretariat für Waldschutz.
2013Jubiläumsjahr „300 Jahre Nachhaltigkeit“

Internationale Kriterien

Im Rahmen des Folgeprozesses zur Ministerkonferenz von Helsinki wurden Kriterien und Indikatoren der Nachhaltigkeitsprüfung verabschiedet. Die sechs gesamteuropäischen Kriterien für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung lauten:

  1. Erhaltung und angemessene Verbesserung der forstlichen Ressourcen und ihr Beitrag zu globalen Kohlenstoffkreisläufen
  2. Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von forstlichen Ökosystemen
  3. Erhaltung und Förderung der Produktionsfunktionen der Wälder (Holz und Nichtholz)
  4. Erhaltung, Schutz und angemessene Verbesserung der biologischen Diversität in Forstökosystemen
  5. Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktionen bei der Waldbewirtschaftung (vor allem Boden und Wasser)
  6. Erhaltung anderer sozio-ökonomischer Funktionen und Bedingungen

Zu diesen sechs Kriterien wurde eine umfangreiche Liste von Indikatoren, anhand derer der Erfüllungsgrad beurteilt werden soll, erstellt.

Die Unterzeichnerstaaten haben sich verpflichtet, in der internationalen Berichterstattung weitestgehend diese Kriterien und Indikatoren zu verwenden. Als Datenquelle dienen Erhebungen wie zum Beispiel die Bundeswaldinventur, die Waldzustandserfassung, Betriebsstatistiken, die Bodenzustandserfassung und die Forsteinrichtung.