Weißstorch
Er klappert und bringt Babys: Diese Beschreibung genügt und jeder weiß, von wem die Rede ist.
Der Weißstorch, der zu einem Symbol für den Naturschutz geworden ist und bei uns als Frühlingsbote gilt, ist in der Bevölkerung sehr beliebt. In den ländlich geprägten Dörfern Anfang des letzten Jahrhunderst gehörte er vielerorts zum Alltagsbild und war stets ein gern gesehener Gast. Das Wohlwollen, welches ihm heute entgegengebracht wird, verdankt er wahrscheinlich nicht nur den eingangs erwähnten Eigenschaften. Auch die Tatsache, dass er lange Zeit in Deutschland als ausgestorben galt und auch heute immer noch recht selten ist, haben die Zuneigung für diesen sympathischen Vogel gemehrt.
Die letzten in Rheinland-Pfalz ausgebrüteten Weißstörche sollen im Jahre 1973 auf der Neumühle, nordöstlich von Offenbach an der Queich geschlüpft sein. In diesem Jahr galt Adebar in Rheinland-Pfalz jedoch bereits als ausgestorben und wurde entsprechend in den Artenlisten bis weit in die 1980er Jahre hinein auch als solcher geführt.
Aussehen:
Der 1 Meter große Weißstorch weist eine Spannweite von 1,6 bis 2 Metern auf. Das Gewicht, das er auf seinen stelzenartigen, roten Beinen trägt kann 3 bis 4,5 Kilogramm betragen. Der mit einem bis zu 20 Zentimeter langen, roten Schnabel ausgestattete Frühlingsbote ist mit Ausnahme seiner Schwingen, deren hinteren Hälften und äußeren Enden schwarz gefärbt sind, weiß gefiedert.
Ursprünglich in ganz Europa heimisch, ist der Bestand dieses Sympathieträgers deutlich zurückgegangen was wohl an fehlendem Lebensraum und bis heute anhaltenden Dürreperioden in seinem Winterquartier südlich der afrikanischen Sahelzone liegt. Die Länder in denen sein Bestand am stärksten sank sind Westdeutschland, Frankreich, die Niederlande und die Schweiz. Dagegen gibt es große Storchenvorkommen in Spanien, in Ostdeutschland im Nationalpark Müritz und im Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte und, in weit größerer Anzahl, in den osteuropäischen Ländern.
Sein seit 1997 wieder vermehrtes Vorkommen in Rheinland-Pfalz hat der Weißstorch nicht zuletzt der „Aktion PfalzStorch“ zu verdanken. Im Rahmen dieser Aktion wurden einige Storchenpaare ausgesetzt, um freilebende Langbeiner anzulocken. Diese Methode hat sich als äußerst erfolgreich herausgestellt. Eine Erkenntnis aus einem baden-württembergischen Wiederansiedlungsprojekt, nach dessen Verfahren auch in Rheinland-Pfalz gehandelt wurde, lautet:
„In guten, jedoch verwaisten Storchbiotopen fernab von anderen Storchvorkommen erfolgt eine freiwillige Ansiedlung, das heißt Wiederbesiedlung, erst, wenn frei fliegende Wildstörche durch Artgenossen – seien diese in Haltung oder freigelassene Projektpaare – angelockt und zum Bleiben veranlasst werden.“
Der Brutpaarbestand vermehrte sich seit 1997 in Rheinland-Pfalz nach dieser Maßnahme stetig. Im Jahre 2003 konnten etwa 37 Brutpaare in Rheinland-Pfalz festgestellt werden.
Lebensraum:
Der Vogel des Jahres 1984 und 1994 benötigt als Lebensraum ländliche Gegenden mit viel Grünland, Teichen, Seen und Feuchtwiesen. Gerne besiedelt der Weißstorch auch Auwaldstrukturen, von denen es in Deutschland allerdings nur noch kleine vereinzelte Gebiete gibt. Zur Brut benötigte das zu den Schreitvögeln gehörende Tier in der Vergangenheit alte, abgebrochene Bäume auf denen es sein großes Nest baute. In der heutigen Kulturlandschaft nutzt es Schornsteine, Masten und Giebel als Grundlage für seine Brutstätte. Einige Menschen richten den Vögeln behelfsmäßige Bauten an, die aus einem alten Wagenrad oder aus einem selbst zusammen gebauten Holzgestell bestehen können.
Verhalten:
Der bei uns heimische Weißstorch ist ein Zugvogel und wird aufgrund seiner weit entfernten Winterquartiere, die bis nach Südafrika reichen, auch als Langstreckenzieher bezeichnet. Hinsichtlich seines Zugweges in den Süden werden zwei Gruppen unterschieden. Die Störche die östlich der Weser leben, ziehen über die Türkei (Bosporus) und Richtung Ägypten nach Afrika. Diejenigen Tiere, die westlich der Weser angesiedelt sind, fliegen über Spanien und die Straße von Gibraltar in ihr Winterquartier.
Adebar verlässt sein Brutgebiet in Europa zwischen September und Dezember und kehrt erst ab April wieder bei uns ein. Die Jungtiere verlassen ihre Heimat früher als die Altvögel. Im Frühjahr treffen die männlichen Störche vor den Weibchen ein und besetzen aufgrund ihrer Nesttreue meistens die Nester aus dem Vorjahr. Mit Schnabelklappern begrüßen die Männchen die ankommenden Weibchen. Hierbei kommt es aber auch immer wieder zu Kämpfen zwischen den Storchmännchen um die Nester. Gesellt sich ein ankommendes Weibchen zu einem mit Nest ausgestatteten Männchen, wird dieses sofort akzeptiert und die beiden gehen eine Jahresehe ein. In der Regel wechseln also Störche jedes Jahr ihren Partner. Die Ausnahme, dass sich ein Weibchen zu dem gleichen Storch wie im Vorjahr gesellt, gibt es allerdings auch.
Das Nest wird von beiden Partnern jährlich ausgebessert und erweitert. Weißstörche benutzen zum Nestbau vor allem Reisig, Äste, Laub und Stroh. Schlamm wird als eine Art Mörtel benutzt, um das Nest abzudichten und zu festigen. Storchennester können unter Umständen sehr groß und schwer werden, da die Hausherren jedes Jahr erneut an ihnen herumwerkeln. So kann es sein, dass Storchennester bis zu 2 Meter Durchmesser aufweisen.
Nahrung:
Adebar ernährt sich vor allem von dem, was er auf den weiten Wiesen und Feuchtgebieten innerhalb seines Lebensraumes findet. Er frisst Frösche, Mäuse, Ratten, Schnecken, Insekten und auch Aas. In seinem afrikanischen Winterquartier besteht seine Nahrung zum Großteil aus Wanderheuschrecken.
Paarungszeit und Aufzucht der Jungen:
Ihre Saisonehe beginnen die Störche kurz nach ihrer Ankunft aus dem Süden im April. Die Eier werden im April/ Mai nach der Paarung in den Horst gelegt und von Männchen und Weibchen abwechselnd bebrütet, wobei das Weibchen meist die Nachtschicht übernimmt. Das Gelege besteht aus drei bis fünf Eiern, die im Abstand von zwei bis drei Tagen gelegt und 32 Tage lang bebrütet werden. Nach dem Schlüpfen der Storchenküken aus ihrem Ei verbleiben diese noch 54 bis 68 Tage im elterlichen Nest.
Leider sterben 60 bis 75 Prozent der Jungen vor Erreichen ihres ersten Lebensjahres. Altvögel verenden oft aufgrund von Unfällen an elektrischen Leitungen und durch die auf sie ausgeübte Jagd in vielen Ländern entlang der Zugstrecke. Die Belastung der Wanderheuschrecken durch die Pestizidbekämpfung in Afrika ist ebenfalls eine Todesursache für den Weißstorch.