Wald und Wild
Der Wald ist unser naturnahestes Ökosystem
Das Ökosystem Wald ist äußerst komplex. Wir verstehen darunter einen Verbund von Lebensräumen verschiedener Tiere und Pflanzen, die unter bestimmten klimatischen und standörtlichen Bedingungen in vielfältigen Wechselbeziehungen miteinander stehen. In einem Buchenwald zum Beispiel leben etwa 7.000 Tierarten, von denen mehr als 5.000 zu den Insekten und nur rund 100 zu den Wirbeltieren zählen. Der Rest gehört zu einzelligen Organismen, Würmern, Schnecken oder Spinnentieren. Artenzahl und Verteilungsmuster der Tiere im Ökosystem Buchenwald sind abhängig von der Mosaikvielfalt, das heißt der Horizontal- und Vertikalstruktur der Waldbestände und ihrem Altersaufbau. Begrenzende Faktoren sind der jahreszeitliche Wechsel und die zur Verfügung stehenden Nahrungsmengen. Die optimale Ausnutzung dieses dreidimensionalen “Gebäudes Wald" führt zu einer charakteristischen Verteilung der Arten.
Zum Lebensraum Wald gehört auch das Wild
Auch wenn wir längst nicht bei jedem Waldspaziergang Wild sehen, so wissen wir doch, dass viele Wildarten noch in ausreichender Zahl ihre Fährte beziehungsweise Spur ziehen. Im Bereich des Forstamts Idarwald ziehen Rotwild, Rehwild und Schwarzwild überall ihre Fährten. Muffelwild kommt räumlich begrenzt oder als Wechselwild vor. Auch Fuchs, Hase, Wildkatze, Schnepfen, Enten und andere Wildarten sind in den Wäldern des Hunsrücks zu Hause. Dennoch haben es manche Arten - vor allem die der Feldflur - schwer, die ständig steigenden Lebensraumverluste und -veränderungen zu verkraften. Wildarten, die zahlreich vorkommen, haben eine im Jahresverlauf genau festgelegte Jagdzeit.
Zur Lebensgemeinschaft Wald gehört selbstverständlich ein gesunder und artenreicher Wildbestand. Eine verantwortungsvolle Jagd leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Erhaltung naturnaher Wälder und zur Erhaltung ihrer Leistungsfähigkeit für den gesamten Naturhaushalt. Jagd schützt den Wald - gerade jetzt im Klimawandel. Mit der Jagd möchten wir an die Waldökosysteme angepasste Wildbestände erreichen.
Hauptziele der Jagd:
- Den Waldökosystemen entsprechende, gesunde Wildbestände
- Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft minimieren
- Hochwertiges Wildbret nutzen
Woher wissen wir, wieviel "genug" ist? Ein geeignetes Tool zur Beurteilung der Wildbestände ist das "Waldbauliche Gutachten". Die nachhaltige Waldbewirtschaftung stabiler und multifunktionaler Wälder setzt ein natürliches Gleichgewicht von Wald und Wild voraus. Hierbei hilft uns dieses standardisierte Verfahren, die Verbiss- und Schälschäden durch Rot-, Dam-, Muffel-, und Rehwild in Waldbeständen zu untersuchen. Im Ergebnis wirkt sich das Waldbauliche Gutachten mit "Forstfachlicher Stellungnahme" für die einzelnen Reviere auf die Abschussplanungen aus. Aufgrund der Beurteilung dieser dokumentierten Schadenssituation in den Jagdbezirken setzt die untere Jagdbehörde den Schalenwildabschuss fest, wie viel und welches Wild in einem Revier erlegt werden muss. Dies wird jährlich für die einzelnen Reviere auf dem Wege der Kooperation von Grundeigentümern und Jagdausübungsberechtigten vereinbart und durch die Jagdbehörden geregelt.
Für die Wildarten sind im Jahresverlauf saisonale Jagdzeiten festgelegt.
In den kommunalen Wäldern sind die Jagdreviere in der Regel verpachtet. In den größeren Privatwäldern und den landeseigenen Wäldern wird die Jagd überwiegend in Eigenregie ausgeübt.
Im Staatswald bieten wir einer Vielzahl von revierlosen Jägern Jagdmöglichkeiten. Je nach persönlichem Interesse können Sie in einen Pirschbezirk jagen, als Pächter einer Eigenjagd oder als Jagdgast an Bewegungsjagden teilnehmen oder im Einzelansitz Wald, Natur und Jagd erleben.
Die Ausbildung zum Jäger behandelt vielfältige Themenbereichen wie zum Beispiel Naturschutz, Wildbiologie, Waldbau, Tierschutz-, Naturschutz- und Landschaftspflegerecht, Jagd- und Waffenrecht, Wildbrethygiene. Weitere Informationen zur Jagdausbildung und Jagdscheinprüfung finden sie hier.
Grauwolf im Hunsrück nachgewiesen
Im Mai wurde die Losungsprobe eines vermeintlichen Wolfs in der Nähe der Otto-Kaiser-Hütte an der B 269 zwischen Morbach und Birkenfeld entdeckt. Das Frankfurter Senckenberg-Institut hat den Losungsfund in der Nähe der O.K.-Hütte analysiert. Der Verdacht hat sich bestätigt: Mit der Individualisierung der genetischen Probe konnte ein männlicher Grauwolf mit der Bezeichnung "GW2104m" nachgewiesen werden. Das Herkunfsrudel ließ sich nicht bestimmen. Experten gehen von einem Einzeltier aus, das unterdessen schon wieder weitergewandert ist. Wölfe legen in einer Nacht bis zu 50 Kilometer zurück.
Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass Meister Isegrim im Raum Birkenfeld um 1845 schon ausgerottet war. Der letzte Wolf im Hunsrück wurde 1879 am Erbeskopf erlegt. Ob der Wolf nun wieder zurückkehrt, bleibt abzuwarten und wird untersucht. Hinweise über die Anwesenheit des Wolfs (Canis lupus) und des Eurasischen Luchses (Lynx lynx) werden von Landesforsten Rheinland-Pfalz systematisch im Großkarnivoren-Monitoring erfasst. Das landesweite Monitoring der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz in Trippstadt (FAWF) liefert Erkenntnisse zu Vorkommen und Verbreitung dieser Säugetiere als wichtige Voraussetzung für Schutz und Management dieser bedrohten Tierarten. Wenn Sie weitere Informationen wünschen oder einen Hinweis auf Wolf oder Luchs melden möchten, wenden Sie sich bitte an die FAWF. Interessante Infos gibt es auch bei der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) unter www.dbb-wolf.de.