Steinmarder
Putzige Kulturfolger mit unangenehmen Angewohnheiten
Mancher Autofahrer hat ihn schon verflucht, wenn er über Nacht dem Motorraum des Autos einen Besuch abgestattet hat – die Rede ist vom Steinmarder.
Durchgebissene Kabel und Schläuche, zernagte Achsmanschetten und Dämmmatten auf der Innenseite der Motorhaube sind ein deutliches und manchmal auch kostspieliges Zeichen für seine Anwesenheit im besiedelten Bereich. Was vor 50 Jahren noch so gut wie undenkbar war, ist heute Alltag, der Steinmarder hat sogar die Innenstädte als Lebensraum erobert. Unterschlupfmöglichkeiten finden sich genügend und auch der Tisch ist reich gedeckt für den vielseitigen Räuber. Neben Mäusen, Ratten, Vögeln, Eiern und Insekten stehen auch Obst und Abfälle auf dem Speiseplan. Waren es früher dezimierte Hühnerbestände im Dorf, geben heute neben seinen Ausflügen ins Kfz-Handwerk auch seine nächtlichen Besuche auf Dachböden und in Zwischendecken häufig Anlass zur Beschwerde, denn leise geht es dabei nicht zu. Hat eine Steinmarderfähe einen Speicher gar als Platz für die Aufzucht ihr drei bis vier Jungen auserkoren, lassen sie ihre „Untermieter“ die ganze Nacht an ihren Spielen teilhaben.
Wird der Mensch um seinen Schlaf gebracht oder sein liebstes Spielzeug, das Auto, beschädigt, platzt selbst dem größten Tierfreund der Kragen – der Marder muss weg! In seiner Not greift der Mensch zum Telefon und ruft das Forstamt Adenau an, es muss jemand kommen und den Marder fangen. Groß ist dann die Ernüchterung, wenn wir dem geplagten Bürger mitteilen, dass man zwar relativ leicht einen Marder fangen kann, aber es nicht sicher ist, ob damit auch die Belästigungen ein Ende finden. Einerseits weiß man nicht, ob der gefangene Marder tatsächlich derjenige ist, der sich am Auto oder auf dem Speicher zu schaffen machte, anderseits gibt es immer mehrere Marder im Umfeld, so dass der freigewordene Platz rasch wieder besetzt wird und der Spuk von vorne anfängt. Auch sind jagd- und tierschutzrechtliche Aspekte zu beachten.
Schäden an Autos traten verstärkt erstmals zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Als man den Steinmarder als Verursacher dieser Schäden identifiziert hatte, ging die Wissenschaft zuerst davon aus, dass das Verbeißen der Gummiteile auf den Spieltrieb der Tiere oder den Geruch des Gummis zurückzuführen ist. Mittlerweile weiß man aber, dass das Revierverhalten die Ursache ist. Riecht ein Marder im Motorraum eines geparkten Autos die Duftmarkierungen eines anderen Marders, werden diese Markierungen angegriffen und neu markiert. Während der Paarungszeit im Sommer treten die Attacken gehäuft auf; besonders betroffen sind Autos, die nachts an unterschiedlichen Standorten geparkt werden. Wer nicht die Möglichkeit hat, sein Auto in einer verschlossenen Garage abzustellen, kann es mit einem Elektroschockgerät nach dem Weidezaunprinzip schützen. Hierfür werden im Motorraum verteilt Metallplättchen angebracht, die unter Strom stehen und dem Marder bei Berührung einen leichten Stromschlag verabreichen, der ihn verscheucht. Die Kosten für ein solches Gerät liegen bei etwa 180 € zuzüglich Einbau. Alle anderen empfohlenen Hausmittel, seien es Ultraschallgeräte oder die unterschiedlichsten Duftstoffe (Chilipulver, Menschenhaare, Klosteine usw.) wirken, wenn überhaupt, nur kurzfristig, dann tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Gleiches gilt für unter den Motorraum gelegten Maschendraht, zumal dieser jeden Abend neu ausgelegt und morgen wieder entfernt werden muss.
Häufiger als Autofahrer wenden sich genervte Hausbesitzer an das Forstamt Adenau, weil ihnen die nächtlichen Aktivitäten des Steinmarders– er wird auch Hausmarder genannt – auf dem Speicher zu viel werden. Um hier dauerhaft Ruhe zu bekommen, hilft nur, dem Marder den Zugang zum Speicher zu verwehren. Dazu muss man sich Gedanken machen, wie der Marder auf das Dach bzw. auf den Speicher gelangt. Als vorzüglicher Kletterer kann er mit Leichtigkeit eine raue Hauswand hochsteigen, manchmal nutzt er einen dicht am Haus stehenden Baum als Aufstieg oder, wenn mehrere Gebäude aneinander stehen, kann er auch über deren Dächer kommen. Kann man die einzige Aufstiegsmöglichkeit, beispielweise durch das Fällen eines Baums, ohne großen Aufwand beseitigen, sollte man hiervon auch Gebrauch machen. Gibt es mehrere Möglichkeiten und sind diese nicht alle zu beseitigen, hilft nur, alle Löcher unter dem Dach, durch die ein Marder passt, zu verschließen. Ihm reicht hierfür schon eine Öffnung von 7-8 cm im Durchmesser. Regelmäßig benutzte Schlupflöcher erkennt man an Haaren, die am Rand hängen geblieben sind, am Schmutz, der durch die Pfoten hinterlassen wird oder am Mardergeruch, den sensible Nasen wahrnehmen können. Hat man alle potentiellen Schlupflöcher gefunden, werden sie massiv verschlossen, entweder mit Brettern oder stabilen Drahtgeflecht. Ein Schließen mit Bauschaum hilft nichts, der Marder beißt und kratzt sich durch den Schaum. Um zu verhindern, dass der oder die Marder auf dem Speicher eingeschlossen werden, darf man nicht alle Löcher am gleichen Tag verschließen. Das offensichtlich am häufigsten benutzte Loch bleibt noch zwei Nächte offen, aber es wird z.B. mit einem mit Dieselkraftstoff getränkten Lappen verwittert, den man am Loch anbringt. Sollte ein Marder auf dem Speicher sein, wird er sich, vom Hunger getrieben, an dem Lappen vorbei nach draußen begeben, aber die nächsten Nächte ein Ausweichquartier beziehen. Wenn dann das letzte Loch verschlossen ist, müsste dem nächtlichen Treiben ein Ende gesetzt sein.