Herrnsheimer Klauern

Waldpfad Herrnsheimer Klauern

Karte des Waldpfades Herrnsheim

Der Waldpfad in den Herrnsheimer Klauern ermöglicht dem Waldbesucher auf einer Länge von rund 3,5 Kiometern einen Einblick in ein Auewaldrelikt. Er beginnt am Badesee Herrnsheim und informiert über Holzverwendung, Waldbiotope, Tiere und Pflanzen im Wald. Gemeinsam mit dem „Grünen Kreis Worms e. V.“ wurde der Pfad in den Jahren 2003/2004 konzipiert. 2020 wurde er im Rahmen des Kooperationsprojektes "Herrnsheimer Klauern - ein besonderer Wald in Worms"  mit Hilfe von EWR AG Rheinhessen auf einer Länge von 500 Meter neu gestaltet.  

Das Faltblatt können Sie hier herunterladen oder beim Forstamt erfragen.

Mit dem Smartphone können Sie die Herrnsheimer Klauern auf dem Waldpfad "EWR - Hörsteine" neu entdecken. Geschichten für Jung und Alt bieten Einblicke und Informationen zu diesem einzigartigen Wald dieser Region und vieler seiner Bewohner.

Auewald

Die Herrnsheimer Klauern sind das einzige größere zusammenhängende Auewaldbiotop Rheinhessens. Das Auewaldrelikt stellt einen einzigartigen Lebensraum für viele seltene Pflanzen und Tiere dar. Das rund 80 Hektar große Waldgebiet im Norden von Worms ist am Stadtteil Herrnsheim gelegen. Der Wald erstreckt sich auf einer Länge von ungefähr 3 Kilometern von Norden nach Süden. Er folgt einer leichten Bodenvertiefung, dem Rest eines sehr alten, vorgeschichtlichen Rheinarms. Anders als klassische Auewälder sind die Herrnsheimer Klauern von großen Fließgewässern vollständig unabhängig.

Die Bezeichnung „Klauer“ deutet auf ein natürliches Feuchtbiotop hin. In den „Klauern“ wurden Weiden angepflanzt, deren Ruten zum Herstellen von Körben, aber ebenso für das Aufbinden der Reben im Frühjahr verwendet wurden. Zur Gewinnung der Reiser wurden die Weiden immer wieder „auf den Kopf geschnitten“. Es entstanden die Kopfweiden: "Kliuwi" (mittelhochdeutsch Kugel, Knäuel, Klumpen). Aus dem Kliuwi entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte der Name „Klauern“. Motiv für die Benennung (Knäuel) ist die knollige Form der geschnittenen Weidenköpfe. Heute gibt es aufgrund von Trockenheit und  Grundwasserabsenkung keine Weiden mehr in den Herrnsheimer Klauern. 

Diese nur in Rheinhessen vorkommenden, charakteristischen Waldgebiete nehmen eine Mittelstellung zwischen Niederwald und Buschwald ein. Oftmals waren und sind sie undurchdringlich, weil zwischen den Bäumen ein dichter Bewuchs aus Büschen, Stockausschlägen und Lianen (Waldrebe, Efeu oder Geißblatt) wuchert. Einzelne, größere Bäume überragen die Wäldchen.

Was ist Auewald?

Auewald ist ein natürlicher, bach- und flussbegleitender Laubwald und zählt zu den artenreichsten Waldökosystemen. Allen Auewäldern gemeinsam ist der regelmäßige Einfluss von Grundwasser, Überschwemmungen oder Hochwasser. Früher an allen größeren Fließgewässern in Deutschland zu finden, sind sie nun hochgradig gefährdet durch Rohstoffabbau, Gewässerausbau, Siedlungs- und Gewerbegebietserweiterung, Hochwasserschutzmaßnahmen, sowie dem zunehmenden Freizeit- und Erholungsdruck. Viele Auewaldbestände wurden durch die Pflanzung von schnellwüchsigen Hybrid-Pappeln verfremdet. Experten gehen davon aus, dass nur noch wenige Prozent der ehemaligen Auewälder in Mitteleuropa erhalten sind.

Der frühere Wald

Die Herrnsheimer Klauern waren vor 1870 bäuerlicher Kleinstprivatwald. Dieser Wald wurde niederwaldartig zur Gewinnung von Brennholz bewirtschaftet und bestand vorwiegend aus Gestrüpp. Auf den feuchteren Böden breitete sich der Weiden-Pappel-Auewald aus. An den etwas trockeneren Standorten kam der Eschen-Ulmen-Auewald vor. Erlenbruchwald war nur in unmittelbarer Umgebung der Quellhorizonte zu finden, wo sich das Wasser staute. Die geschlossene Baumschicht  wurde überwiegend von Stieleiche, Esche und Feldulme gebildet. 

Ab 1870 wurden die bäuerlichen Kleinstparzellen durch private Hand aufgekauft. Im Fokus lag damals die jagdliche Nutzung des Gebietes. Die Waldwirtschaft und Waldpflege wurde nur sehr extensiv und unregelmäßig betrieben. Durch die Vertiefung der Entwässerungsgräben um 1935 wurde ein großer Teil des Waldes erstmals zugänglich und eine Bewirtschaftung erst möglich. Während des Zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren wurde der Wald geplündert, weil der Holzbedarf für die notleidende Bevölkerung besonders groß war. In der Folge wurden viele Flächen in schnellwachsende Pappelreinbestände umgewandelt.

Bis zu Beginn der 70er Jahre war der Herrnsheimer Wald von hoch anstehendem Grundwasser geprägt. Meliorationsarbeiten, Entwässerungsmaßnahmen und Wasserentnahmen zur Feldberieselung haben den Grundwasserspiegel erheblich absinken lassen. Nach einem Zeitungsbericht vom Januar 1993 soll der Grundwasserspiegel im Wormser Norden in drei Jahren um rund 1,20 Meter gefallen sein. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg stellte 1992 erhebliche Waldschäden durch verschiedene Käferarten fest. Als mögliche Ursachen für die Anfälligkeit der Bäume wurden die über mehrere Jahre lang anhaltende Trockenheit und die Grundwasserabsenkung genannt. Ende des 20. Jahrhunderts waren durch Käferbefall und Windwürfe großflächige Kahlflächen entstanden.

Heute ist das Land Rheinland-Pfalz Eigentümer des größten Teils der Herrnsheimer Klauern. Das Land hat die Klauern von der Erbengemeinschaft Freiherr von Heyl zu Herrnsheim im Jahre 2000 erworben. Die restlichen "Klauern" von etwa 30 ha sind Kleinstprivatwald.

Waldbewirtschaftung heute

Das Land Rheinland-Pfalz hat sich durch den Ankauf des Waldes verpflichtet, dieses einmalig schöne Waldgebiet bei Worms zu pflegen und im Sinne eines nachhaltigen Landschafts- und Waldschutzes zu erhalten. Die Herrnsheimer Klauern sind für den lokalen Klimaschutz und als Naherholungsgebiet von herausragender Bedeutung. Das Waldgebiet wird nachhaltig und naturnah bewirtschaftet. Schritt für Schritt wurden die Pappel-Monokulturen gefällt und durch Baumarten ersetzt, die zu den heute gesunkenen Grundwasserständen passen, aber noch immer zum Bild des früheren Auewaldes passen. Arten wie Stieleiche, Hainbuche, Bergahorn, Vogelkirsche, Linde und Elsbeere bilden heute den Edellaubwald der Herrnsheimer Klauern.

2013 wurde auf einer geschlossenen Teilfläche von 300.000 Quadratmetern ein Waldrefugium in den Herrnsheimer Klauern eingerichtet. Waldrefugien sind Flächen, die dem Arten- und Biotopschutz gewidmet und dauerhaft oder für eine Waldgeneration aus der Nutzung genommen werden