Naturnahe Waldbewirtschaftung

Das Konzept der naturnahen Waldbewirtschaftung ist aus Sicht von Landesforsten die beste Strategie den Wald zu schützen, seine Leistungsfähigkeit für den gesamten Naturhaushalt zu erhalten und die vielfältigen Bedürfnisse der Waldnutzer und Waldnutzerinnen zu befriedigen.

Das Bild zeigt das Schild "Totholz" und man findet darin geschrieben: Achtung! Wenn an einem Baum ein rotes Ausrufezeichen ist, dann hat er abgestorbene Äste oder fällt fast um. Alle, die im Wald arbeiten, wissen jetzt, dass sie hier besonders aufpassen müssen.
Ein Ausrufezeichen am Stamm deutet auf einen Totholzbaum hin, der nicht gefällt wird. Vorsicht vor plötzlichen Astabbrüchen.

Dazu gehört primär das Arbeiten mit standortgerechten Baumarten, die nicht nur gut wachsen sondern auch ebenso stabil und ohne schädliche Einflüsse auf die Waldböden und andere Glieder des Ökosystems sind. Landesforsten strebt aus diesem Grund Mischwälder mit einem hohen Anteil regionaltypischer Laubbäume an. 

Da auch Waldökosystemen ein stetiger Wandel innewohnt, wird die Pflege, die Behandlung und Ernte der vorkommenden Baumarten den unterschiedlichen Phasen der Waldentwicklung angepasst.

Folgende Grundsätze sind kennzeichnend für eine naturnahe Waldbewirtschaftung und unser Verständnis einer ökologischen Waldentwicklung:

  • Verzicht auf Kahlschläge
  • Die Bewirtschaftung der Wildvorkommen wird ökosystemverträglich gestaltet: Seltene Wildarten werden gezielt gefördert, überhöhte Wildbestände werden auf ein Maß verringert, bei dem die Waldverjüngung aller Baum- und Straucharten ohne Zaun möglich ist. 
  • Die Bäume werden von uns nach ihrer individuellen Reife geerntet, wenn sie dick und wertvoll sind. 
  • Natürliche Verjüngung hat Vorrang vor Pflanzung, natürliche Wiederbewaldung wird unterstützt.
  • Waldböden werden nicht auf ganzer Fläche befahren. 
  • Wertvolle Waldränder werden ganz speziell behandelt. 
  • Auf den Einsatz von Chemie wird zugunsten eines integrierten Waldschutzes weitgehend verzichtet. 
  • Wir erhalten, pflegen und entwickeln waldtypische Lebensräume (zum Beispiel Alt- und Totholz) und seltene Tier- und Pflanzenarten. 
  • Das Netz der Naturwaldreservate, als Spiegel der natürlichen Entwicklung, wird wissenschaftlich betreut.

Weitere mögliche Baummarkierungen ...

Das Bild zeigt das Schild "Baummarkierungen". Darin steht der Frage: Was haben die verschiedenen Zeichen für eine Bedeutung?
Baummarkierungen dienen einmal dem forstlichen Personal, um bei der Planung und Durchführung von Arbeiten im Wald Klarheit zu schaffen. Für Waldbesucher sind die Informationen aber auch interessant, um durch eigenverantwortliche Rücksichtnahme die Lebensgemeinschaft zu schützen.
Das Bild zeigt das Schild "Biotopbaum-Gruppe". Darin steht der Text: Mit weißen Wellenlinien werden Bäume markiert, die für immer stehen bleiben sollen und als Totholz auf natürliche Weise sterben. Manche haben Wohnlöcher von Spechten und Fledermäusen. Viele unterschiedliche Lebewesen, wie z.B. Insekten und Pilze besiedeln sie gerne.
Biotopbaum-Gruppe: Ähnlich wie Horstbäume, sollen auch die mit einer weißen Schlangenlinie markierten Exemplare als Lebensraum seltener, besonders schützenswerter Tiere bei Forstarbeiten berücksichtigt werden, damit sie beim Fällen und Transport der Entnahmebäume nicht beschädigt werden.
Das Bild zeigt das Schild "Entnahmebaum" mit folgendem Text darin: Ganz schön eng da oben! Diese Bäume werden mit einem roten Schrägstrich bemalt und gefällt, damit ihre Nachbarn eine große Krone bilden können.
Entnahmebaum: Die so markierten Bäume werden bei der nächsten Pflegemaßnahme entnommen, um einen Z-Baum, Biotopbaum oder Horstbaum zu begünstigen.
Das Bild zeigt ein Hinweisschild für einen Horstbaum: Im Bild kann man den Text lesen: "HB" bedeutet Horstbaum. Ein Horst ist ein großes Vogelnest. Dort brüten z.B. Greifvögel. Also werden die Bäume mit Horsten gekennzeichnet, damit sie besonders geschützt werden und erhalten bleiben.
Horstbaum: Dieses Zeichen deutet auf einen Brutbaum eines besonders geschützten Vogels hin. Bitte verhalten Sie sich sehr leise und stören Sie den Vogel nicht. Das betrifft insbesondere die Zeit der Brut und Jungenaufzucht.
Das Bild zeigt das Zeichen für eine Maschinengasse. Darin ist der Text zu finden: Schwere Maschinen dürfen im Wald nicht überall fahren. Die Försterinnen und Förster zeigen dem Maschinenpersonal mit zwei roten Linien auf den Bäumen, wo sie fahren dürfen, damit möglichst wenig Waldboden geschädigt wird.
Maschinengasse: An diesem Baum führt eine Waldgasse in den Baumbestand. Sie ist nicht mit normalen Straßenautos befahrbar sondern dient dem Transport des Holzes an die LKW-befahrbare Waldstraße.
Das Bild zeigt die Markierung eines Zukunftsbaumes. Im Bild ist der Text zu finden: Besonders schöne, gesunde und wertvolle Bäume bekommen weiße Punkte auf ihren Stamm gemalt. So vergessen die Förster und Försterinnen nicht, dass diese Bäume noch ganz lange stehen bleiben und wachsen sollen.
Markierung eines Zukunftsbaumes: Zukunftsbäume, auch Z-Bäume genannt, sind Bäume, die versprechen sich wirtschaftlich betrachtet zu besonders wertvollen Exemplaren zu entwickeln.

Naturnahe Waldwirtschaft

Klimaveränderung (global warming) und Luftverschmutzung bewirken deutliche Veränderungen im Wasser- und Nährstoffhaushalt der Wälder und haben Einfluss auf das Wachstum der Bäume. Durch diese Veränderungen verlieren die bisherigen langjährigen Erfahrungen und Erkenntnisse aus langfristig durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen zunehmend an Aussagekraft.

Daher sind Untersuchungen zum Standort als Einheit von Klima und Boden sowie zum Wachstum der Bäume Grundlagen für eine verantwortungsvolle, naturnahe Nutzung unserer Wälder. Naturnahe Forstwirtschaft stützt sich auf die natürliche Dynamik von Wachstumsvorgängen und betont dabei besonders die standortgerechte Zusammensetzung der Baumarten, die natürliche Ansamung und den Einsatz von umweltschonenden Waldpflegeverfahren und Nutzungstechniken.

Waldbauliche Verfahren zur zielgerichteten Steuerung des Baum- und Waldwachstums werden daher auf ihre Tauglichkeit im Sinne naturnahen und nachhaltigen Wirtschaftens geprüft. Untersucht werden Verfahren zur Naturverjüngung und zur Erzielung laubbaumreicher Mischbestände. Langfristig beobachtet - meist weit mehr als 30 Jahre - werden die Wachstumsabläufe der Bäume in Konkurrenz miteinander und deren Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen.

Auch ökonomische Fragestellungen sind zu bearbeiten, denn der nachhaltigen und wirtschaftlichen Erzeugung und Nutzung des Ökorohstoffes Holz in unseren Wäldern kommt angesichts weltweit knapper werdender Ressourcen eine steigende Bedeutung zu.

Steuerung des Baum- und Waldwachstums

Das Bild zeigt eine schnurgerade, mächtige Douglasie.
Douglasie

Im naturnahen Waldbau zielen die Steuerungsmaßnahmen auf

  • Stabilität und Gesundheit der Einzelbäume und damit der Bestände
  • Förderung der Massen- und Wertleistung
  • Förderung der Mischung und Stufigkeit
  • Förderung der Naturverjüngung

Durch eine gezielte Förderung besonders guter Einzelbäume (zukunftsbaumorientierte Pflege) können die oben genannten Ziele sukzessiv erreicht werden.

Verfahren zur Naturverjüngung

Der naturnahe Waldbau verbunden mit einzelstammweiser bis gruppenweiser Zielstärkennutzung lässt sich zwanglos mit einer verstärkten Ausnutzung der Möglichkeiten der natürlichen Verjüngung vereinbaren. Die Walderneuerung ist mit wenigen Ausnahmen mittels Naturverjüngungsverfahren bei fast allen Baumarten möglich.

Naturverjüngung soll heute aus Gründen der Erhaltung der genetischen Vielfalt, Kostenersparnis, Verbesserung der Nahrung für Waldtiere und so weiter vermehrt angestrebt werden. Als Beispiel eine Möglichkeit der Ausnutzung des natürlichen Verjüngungspotenzials auf einer Versuchsanlage der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft.

Bäume in Konkurrenz

Die Wirkung der inter- und intraspezifischen Konkurrenz auf die Wachstumsentwicklung der Zielbaumarten wird auf einer Versuchsanlage mit Traubeneichen-Nesterpflanzung untersucht.

Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass die positive Wirkung der Begleitbaumarten aus natürlicher Sukzession auf die Zielbaumarten konsequent ausgenutzt, und gut veranlagte Begleitbaumarten in die ökonomische Planung mit einbezogen werden sollten.

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