Aktuelle Flugüberwachung mit Lockstofffallen (Borkenkäfermonitoring)

Von Anfang April bis Ende September wird in den Regionen Pfälzerwald, Hunsrück und Eifel die Flugaktivität des Buchdruckers beobachtet. Im Hunsrück werden drei Standorte, im Pfälzerwald zwei Standorte berücksichtigt. Je Standort werden zwei THEYSOHN-Schlitzfallen eingesetzt. Seit der Saison 2021 findet zudem das Monitoring in der Region Eifel mit drei Schlitzfallen statt.

Die Fangzahlen sind ein Hinweis auf das aktuelle Schwärmverhalten der Käfer und helfen bei der Einschätzung des aktuellen Befallsrisikos. Zur Einschätzung der Populationsdynamik und damit zur Prognose des Waldschutzrisikos müssen weitere Parameter berücksichtigt werden. Dazu zählen neben den Witterungsverhältnissen auch der Umfang des Stehendbefalls, die Brutbilddichte, die Brutentwicklung und die Käferholzmenge.

Aktuelle Situation und Prognose der Borkenkäferentwicklung

Schadensanalyse anhand der Käferholzmengen

Alle Fichten, die aufgrund des Borkenkäferbefalls eingeschlagen werden müssen, werden als sogenanntes "Käferholz" erfasst. Die Auswertung dieser Käferholzstatistik bildet die tatsächlichen Befallsaktivitäten über die letzten Jahre ab und dient damit auch der Verifizierung bzw. Verbesserung der Vorhersage.

PHENIPS

Grafik zum Vorhersagemodell PHENIPS
Grafik zum Vorhersagemodell PHENIPS

PHENIPS ist ein Computermodell der Universität für Bodenkultur Wien, das es ermöglicht, anhand von Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes, das Brut- und Schwärmgeschehen des Buchdruckers tagesaktuell anhand von Grafiken für einzelne Klimastationen darzustellen und zusätzlich eine 7-Tage-Prognose abzubilden.

Die Vorhersage der Schwärmflugaktivität ermöglicht es den Forstleuten, für jeden Standort frühzeitig effektive Bekämpfungszeitpunkte festzulegen und entsprechende Maßnahmen vorbereiten zu können.


Internetseite PHENIPS

Befallsmerkmale

Größenvergleich zwischen einer Fichtennadel, einem Buchdrucker und einem Kupferstecher.
Größenvergleich zwischen einer Fichtennadel, einem Buchdrucker und einem Kupferstecher.
Symptome befallener Bäume.
Symptome befallener Bäume sind vertrocknete Äste, Nadelverlust, Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm (insbesondere am Kronenansatz),helle Flecken auf der Rinde verursacht durch Nahrungssuche der Spechte, Abfallen größerer Rindenstücke und Sichtbarwerden des Splintholzes, braunes Bohrmehl auf der Borke und unter Rindenschuppen sowie auf Spinnweben, am Stammfuß und der Bodenvegetation.

Es gibt europaweit mehr als 150 verschiedene Arten von Borkenkäfern. Als Rinden- oder Holzbrüter sind sie ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems Wald, können bei vermehrtem Auftreten aber zu bedeutenden Forstschädlingen werden. In erster Linie gilt das für den bekanntesten Borkenkäfer, den Buchdrucker (Ips typographus):  Der achtzähnige Fichtenborkenkäfer kann sich bei warmer und trockener Witterung explosionsartig vermehren. Durch die Anlage von Käfergängen wird zunächst die Wasserversorgung, also der Saftstrom unter der Rinde unterbrochen. Dadurch kann von der Baumkrone auch keine Zuckerlösung mehr zu den Wurzeln transportiert werden. Die Baumwurzeln können ohne Zucker kein Wasser mehr aufnehmen, die Wasserversorgung über den Stamm in die Krone und die Photosynthese kommen zum Erliegen. Die Folge ist ein „verdursten“ des Baums. In trocken-heißen Jahren kommen so erhebliche Holzmengen zustande, die für die Waldbesitzer finanzielle Einbußen bedeuten, da sie nur mit niedrigeren Erlösen vermarktet werden können (s.u.).

Hier können Sie die aktuellen Monitoringergebnisse für Rheinland-Pfalz aufrufen. Bitte oberhalb der Grafik anklicken!

Auch wenn die Witterung einen erheblichen Einfluss auf die Buchdruckerentwicklung ausübt, können die Forstleute durch frühe Befallserkennung und rechtzeitiges Handeln die Schäden am Wald eindämmen. Das Borkenkäfermanagement bei Landesforsten basiert auf einem dreistufigen Monitoringsystem.

Buchdruckerbefall

... lässt sich bereits zu Befallsbeginn am Auswurf braunen Bohrmehls erkennen (Stammfuß, Rindenschuppen, Spinnweben, Bodenvegetation). Späte Befallsmerkmale sind Spechtabschläge, grüne Nadelstreu auf dem Boden, Kronenverfärbungen von unten nach oben, abfallende Rinde. In diesen späten Stadien ist die Brut bereits weit fortgeschritten beziehungsweise ausgeflogen.

Die sicherste Möglichkeit, frühzeitig den Stehendbefall durch Buchdrucker vor dem Ausflug der Käfer zu erkennen, stellt daher die Suche nach Bohrmehl und Einbohrlöchern dar.

Kupferstecherbefall

... lässt sich in Altbeständen nicht frühzeitig erkennen. Meist dauert es mehrere Monate, bis die befallenen Bäume Symptome zeigen, typisch ist die rotbraune Verfärbung der Krone von der Spitze her, einhergehend mit abfallenden Nadeln. 

Beginn der Suche im Frühjahr mit dem ersten Schwärmflug, ab Mitte bis Ende April, danach je nach Gefahrenlage im ein- bis zweiwöchigen Turnus. Das Bohrmehl kann durch vorherigen starken Wind oder Regen weggeweht beziehungsweise abgewaschen sein. 

Die Kontrolle ist flächendeckend besonders gezielt im Bereich vorjähriger Befallsorte sowie an Südhängen und aufgerissener Bestandesränder durchzuführen. Besonders gefährdete Bereiche bilden auch die Ränder von Windwurf- und Schneebruchnestern. Bei entsprechender Gefahrenlage sind alle Fichtenbestände einzubeziehen, wegen der Gefährdung durch Kupferstecher auch Verjüngungen.

Die Kontrolle erfolgt in älteren Beständen einzeln, das heißt Baum für Baum und mit Hilfe des Fernglases. Für die Dokumentation und weitere Kontrollen im Laufe des Jahres und in den Folgejahren ist insbesondere bei größeren Betrieben die Anlage einer Befallskarte hilfreich. Nadelverfärbungen erkennt man am besten aus einer gewissen Distanz, in hügeligem Gelände bietet sich die Kontrolle vom Gegenhang aus an. Befallene Bäume sollten für den nachfolgenden Einschlag auffällig markiert werden.

Handlungsempfehlungen

Bestandsweiser Ausfall der Fichte.
Das Bild zeigt den bestandsweisen Ausfall der Fichte.

Ziel ist es, 

  • die bestehende Käferpopulation zu minimieren, 
  • bruttaugliches Material zu vermeiden,
  • Neubefall zu vermeiden und 
  • borkenkäferbedingte Holzanfälle möglichst optimal zu vermarkten.

Die Schlüssel zum Erfolg sind Wachsamkeit, Schnelligkeit und Gründlichkeit. 

Intensive Kontrolle aller gefährdeten Bestände, auch nach einer durchgeführten Gegenmaßnahme, ist das wichtigste Instrument, den Schaden so gering wie möglich zu halten. 
Wenn Sie gleich an mehreren Stellen Borkenkäferbefall feststellen, müssen Sie erst einmal Prioritäten setzen. Dort wo die größte Gefahr für den Restbestand oder für Nachbarbestände besteht, sollten Sie beginnen. Konzentrieren Sie sich auf Bäume, in denen noch Larven und Käfer sitzen. Arbeiten Sie das Holz bis zu einem Durchmesser von 8 cm auf und sorgen Sie dafür, dass dieses Holz aus dem Wald transportiert wird, bevor die Käferbruten fertig entwickelt sind und die nächste Käfergeneration ausfliegen und zu Neubefall führen kann. Von trockenen Bäumen, aus denen die Käfer bereits ausgeflogen sind, geht keine Gefahr mehr aus. 
Die Ernte der Käferbäume sollten Sie nur dann selbst durchführen, wenn Sie über entsprechende Erfahrung verfügen. Ihr Forstamt wird Sie gerne an örtliche Unternehmer vermitteln oder führt auf Wunsch alle nötigen Maßnahmen für Sie durch.

Wenn Sie das Holz nicht über das Forstamt vermarkten lassen wollen, stellen Sie sicher, dass die Holzabfuhr schnellstmöglich und noch vor dem Ausflug der neuen Käfer aus den Stämmen stattfindet. Eine Zwischenlagerung außerhalb von Fichtenwäldern (mindestens 500 Meter Abstand) ist unter Umständen sinnvoll. Über bestehende Lagermöglichkeiten gibt das Forstamt Auskunft.

Technische Maßnahmen im Zeitfenster Schwärmflug (April bis Oktober)
Grafische Darstellung technischer Maßnahmen im Zeitfenster des Schwärmflugs von April bis Oktober: Einschlag befallener Bäume und wahlweise direkte Abfuhr, Entrindung, Zwischenlagerung außerhalb des Waldes oder Hackung. Bei Polterung im Wald ist das Holz entweder entrindet oder in Folie verpackt. Wenn beides nicht möglich ist können als letzte Mittel Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen.

Waldfern gelagertes Holz mindert die Gefahr des Befalls von stehenden Beständen.

Kronenteile mit Holzstärken unter 8 Zentimeter können unbehandelt liegen bleiben, ein Verbrennen ist nicht nötig.

Resthölzer über 8 Zentimeter, die trotzdem nach der Aufarbeitung im Bestand zurückbleiben (starke Kronen und faule Erdstammstücke), bieten immer noch Brutraum für die Borkenkäfer oder enthalten sogar unfertige Bruten. Möglichst großflächiges Entrinden mit der Motorsäge oder mit dem Schäleisen sorgt dafür, dass die abfallenden Rindenpartien schnell austrocknen und eventuell vorhandene Bruten eingehen.

Ideal ist die Aufarbeitung mit dem Harvester. Hier wird die Borke gequetscht oder entfernt, so dass kaum noch Brutraum übrigbleibt.

Auch wenn Sie unbefallene Fichten im regulären Einschlag ernten, sollten Sie durch das Entrinden der Resthölzer für eine Verringerung des Brutraumangebotes sorgen. Entrinden Sie Holz, das zum Verkauf vorgesehen ist, nur nach Rücksprache mit dem Holzkäufer oder dem Forstamt!

Maschinelles Hacken von Kronen und Resthölzern ist nur dann kostenneutral und sinnvoll, wenn die entstehenden Hackschnitzel vermarktet werden können.

Nicht empfohlen wird: 

  • Verbrennen von Kronen und Resthölzern kann bei der oben genannten Teilentrindung entfallen. Die Gefahr eines Waldbrandes ist erheblich. 
  • Lockstofffallen oder Fangbäume bieten keinen sicheren Schutz für einzelne Fichtenbestände und bedeuten bei unsachgemäßer Anwendung eher ein zusätzliches Befallsrisiko. 
  • Insektizideinsatz zur Bekämpfung der Käfer beim Ausbohren aus befallenen Stämmen ist sehr aufwändig, da alle Stämme ringsum gespritzt werden müssen. Eine Polterspritzung ist nicht ausreichend. 
  • Eine Polterspritzung gegen Lineatusbefall sollte nur durchgeführt werden, wenn sie durch den Holzkäufer ausdrücklich gewünscht wird. 

Borkenkäfer-Insektizide sollten nur als letztes Mittel eingesetzt werden, wenn alle vorher genannten, mechanischen Bekämpfungsmethoden nicht in Frage kommen. Sie dürfen nur von Personen mit nachgewiesener Sachkunde im Wald verwendet werden. Zertifizierte Betriebe nach den Standards von FSC® (Lizenznummer FSC®-C111982) und PEFC dürfen grundsätzlich keine Insektizide anwenden. Beachten Sie daher unbedingt die Bestimmungen für zertifizierte Betriebe.

Zu allen beschriebenen Maßnahmen und auch bei sonstigen Fragen berät Sie gerne das zuständige Forstamt.

Nicht alle Borkenkäfer sind gleich

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Was macht der Borkenkäfer?

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BORKENKÄFERMONITORING Hinweise und Informationen für die forstliche Praxis