Waldbegang in Bad Sobernheim mit Revierförster Frank Steines
Bad Sobernheim. Im Vorfeld der Haushaltsberatung ist es jährlich Usus, während einer Exkursion sich über den aktuellen Stand im Forst zu informieren.
Schon vor Jahren begann oberhalb vom Kurhaus „Neues Leben“ nahe Hubertuslust eine prophylaktische Durchforstung samt Verkehrssicherungspflicht für den geplanten Felke Heil- und Aktivwald, wo ein barrierefreier seh- und gehbehinderter Weg geplant und in Arbeit ist. Die Verwaltung wartet auf den Förderbescheid, die Ausschreibung soll noch in diesem Jahr erfolgen, die Kommune darf aber mit konkreten Planungen beginnen; - „dies ist nicht förderschädlich“, teilten auf Nachfrage Stadtchef Michael Greiner und VG-Bürgermeister Uwe Engelmann mit. Bei den Kosten von bis zu 500.000 Euro ist die WiFöG mit Investitionen von über 70.000 Euro im Boot, wie mehrfach aus Stadtratssitzungen berichtet wurde.
Der Meddersheimer Revierförster Frank Steines informierte in diesem Terrain, dass Selbstwerber ganze Arbeit geleistet hätten. Die private Brennholzversorgung sei ein wesentliches Standbein der Forstwirtschaft. Bis ins Frühjahr sei die Eichen-Naturverjüngung von den Rehen „ratzfatz“ aufgefressen. Bei einer der nächsten Begehungen werde man hier „Waldbaden können“, wünschte sich Michael Greiner.
Im vergangenen Jahr kamen zu „Wald und Wandern, Wein und Wutz“ 8o Interessierte, wegen Corona war die Teilnehmerzahl 2020 durch den nördlichen Stadtwald mit vier Stationen begrenzt; - für den köstlichen Aschenbraten an der Schutzhütte Hubertuslust erhielt abschließend „Förster a.D.“ Martin Stadtfeld Extraapplaus.
Stadtbürgermeister Michael Greiner und Förster Frank Steines begrüßten zu Beginn „Corona-konform“ – auch der Wald habe nach „drei brutalen Sommer“ mit dem Klimawandel und seinen Folgen Probleme, gab Steines den Fahrplan über den ambitionierten Spaziergang durch den Wald mit seiner volkswirtschaftlichen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion, als Hochwasserschutz und indirekter Wasserspeicher, vor.
Der Borkenkäferpopulation und der Wettlauf bei der Entnahme befallener Bäume war Thema: 60 bis 70 Millionen Kubikmeter Fichten-Schadholz europaweit lassen den Preis von 90 auf unter 25 Euro pro m³ fallen: „Wenn wir im Jahr Erträge zwischen 3.000 bis 40.000 Euro hatten, wird dies ab diesem Jahr massiv in den Keller gehen“, resümierte Frank Steines. Er und Forstamtsleiter Rüdiger Scheffer informierten über den Waldumbau mit Baumhasel oder Altlaszeder – bei 20 Prozent Nadelholz liege der Fichtenbestand als einst lukrativer „Brotbaum“ für Bauholz erfreulicherweise in der Felkestadt bei „nur“ fünf Prozent. Hat der Borkenkäfer natürliche Feinde? Kann man ihn mit dem Hubschrauber bekämpfen? Nein, Insektizide und Herbizide sind tabu, die Fichte gehört nicht hierher, lautete die lapidare Antwort.
Unterwegs sah man Eichelhähertische, wo Eichelhäher die Eicheln abgreifen, vergraben und so quasi zum natürlichen Stockausschlag eine weitere Alternative aus Kernwuchs darstellen. Ebenso sah man massive Eichen, die bei ihrer Pflanzung den Rückzug Napoleons vor über 215 Jahren vom Rußlandfeldzug erlebt haben dürften, dachte Frank Steines in einem gegen Rehe mit Gatter eingezäunten Eichennaturverjüngungsbestand laut nach. Wenige Eichenstämme erzielen bei der Wertholzversteigerung in Boppard 30.000 Euro Erlös; - bei 8.000 Euro Aufarbeitung steht unterm Strich ein satter Gewinn - auch Türenbauer seien dankbare Abnehmer. In dem geschützten und lichten „Pflanzgarten“ macht sich die Brombeere breit und muss massiv gestutzt werden.
Windräder waren unter den Teilnehmern nahe Daubach und der Utsch Hütte im Oberen Zollstock vier Kilometer von der Gemarkung Auen und Nußbaum entfernt Thema. Laut Staatssekretär Thomas Griese aus dem Grünen- Ministerium sollen sich diese verstärkt in den Wäldern drehen, schließlich sei Rheinland-Pfalz das waldreichste Bundesland. Der Öffentliche Anzeiger berichtete mehrfach über den Sachstand bei Gericht.
Weitere Stationen waren ein 50 Jahre alter wertvoller Douglasienbestand sowie eine Lehrstunde anhand einer schwer geschädigten Eiche und dem Umgang mit Biotopbäumen, Altbäumen und Totholz, dem 2011 ausgearbeiteten BAT-Konzept.
Autor: Bernd Hey