Gedenkblatt

Oberförster Schmitz
Oberförster Schmitz

Wenn man heute durch die Gemeindewaldungen des Restkreises St.Wendel-Baumholder wandert und sie offenen Auges oder wohl gar mit dem geschulten Blick des Forstmannes betrachtet, so stößt man hin und wieder auf Bestandesbilder und forstliche Verhältnisse, die in erfreulichem Maße über den Durchschnitt des im Allgemeinen Vorhandenen hinausragen.

Erkundigt man sich bei solchen Gelegenheiten nach näheren Einzelheiten, so wird einem zuweilen der Name des Oberförsters Schmitz genannt als des Mannes, der in kluger Voraussicht mit weitem Blick eine wertvolle Ernte für die späteren Generationen gesichert hat. Nadelholzbestände von 40 – 80jährigem Alter, gut begründet und darum heute massenreich und wüchsig dastehend, liefern schon jetzt hohe Erträge und gewähren den Gemeinden, die s. Zeit auf die Ratschläge des Oberförsters Schmitz eingegangen sind, in unserer schwierigen Zeit einen sicheren Rückhalt.

Es wird von Interesse sein, vor allem für diejenigen, die heute, wohl meistens unbewußt, die segensreiche Wirkung der Lebenstätigkeit von Oberförster Schmitz spüren, etwas Näheres über sein Leben und Wirken zu erfahren.

Geboren ist Oberförster Schmitz als Sohn eines Försters, im Forsthause Heidenburg (Hochwald-Landkreis Trier) im Jahre 1828. Wie so häufig ist er zunächst in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat sich dem Försterberuf gewidmet. Er hat zunächst praktisch gelernt, dann seine Militärzeit absolviert und darauf die Forstakademie besucht. Noch nicht 26jährig, wurde ihm die Verwaltung der Gemeindeförsterei des Kreises St.Wendel übertragen. Klein und gedrungen von Figur, lebhaft und mit einem bis ins hohe Alter jungem Herzen, von glühender Liebe für seinen Beruf erfüllt, mit einem reichen Interesse auch für Dinge nicht rein forstlicher Natur, wird er vor eine Aufgabe gestellt, der gewachsen zu sein und sie zu lösen sein Ehrgeiz war.

„Als ich nach Baumholder kam, glaubte ich Berge versetzen zu können, aber kaum einen Hügel habe ich bewegen können“, so hat er sich gelegentlich als reifer Mann geäußert. Seine Aufgabe war nicht leicht. Es galt in einem Kreise, dessen Forstwirtschaft in vielen Dingen im Vergleich zu anderen Gebieten rückständig war, Verlorenes nachzuholen. Große Strecken von Niederwald mit geringen Erträgen harrten der Umwandlung in Hochwald, und noch mehr unproduktives Oedland wollte aufgeforstet sein. Fast in jedem einzelnen Falle mußte der Widerstand der waldbesitzenden Gemeinden überwunden werden, die an Althergebrachtem zähe festhielten und nur mühsam davon zu überzeugen waren, daß sich mit dem Fortschritt der Zeit auch die Methoden der Wirtschaft ändern, daß Altbewährtes unter neuen Verhältnissen nicht mehr haltbar ist, daß man mitgehen muß, wenn man nicht ins Hintertreffen geraten will.

Mußte doch auch er, wie er selbst humorvoll wiederholt erzählte, erleben, daß gelegentlich einer Gemeinderatssitzung, in der über die Aufforstung von Oedland verhandelt wurde, ein junges Gemeinderatsmitglied aufstand und ihm erklärte, „Herr Oberförster, davon verstehen Sie nichts, das ist eine unnötige Geldausgabe, und wachsen tut da doch nichts.“

Aber mit immer neuem Eifer hat Oberförster Schmitz sich seiner Aufgabe unterzogen und in Versammlungen und Vorträgen für das geworben, was er als richtig erkannt hatte. Und wenn auch nicht ein vollständiger, so war ihm doch immerhin ein reicher Erfolg beschieden, besonders in den Bürgermeistereien Sien und Grumbach und speziell in der Gemeinde Baumholder. Seine Eigenschaft als langjähriger Vorsitzender des Baumholder Verschönerungsvereins hat ihn hier wesentlich unterstützt in der Durchführung seiner Pläne. Die geschätzten Ausflugspunkte Gärtel, Zehnberg, Albenkleeb, Hubertusruh hat er dem Publikum zugänglich gemacht, und viele schöne Waldbilder an diesen Stellen verdanken ihm ihre Entstehung. Wüchsige Altholzbestände da, wo früher unrentabler Niederwald stockte, zeugen von seinem Wirken. Besonders die Fichte, als klimatisch besonders geeignet, hat er bevorzugt.

Mit der Anlage der Grube und besonders mit der Begründung des Wilhelmswaldes hat er Baumholder und sich selbst ein die Zeiten überdauerndes Denkmal gesetzt. Unter berücksichtigung forstästhetischer Grundsätze, mit feinem Anpassungsvermögen an das Gegebene, verstand er es hier, aus bisherigem Oedland einen Wald zu schaffen, der als schönster Waldpark der Gegend, aber ebenso als rentabler Wirtschaftswald hervorgehoben zu werden verdient, und der heute der Stolz und die Freude der Baumholder Einwohner ist.

An der Aufschließung des Westrichs nahm Oberförster Schmitz regen Anteil. Manche schöne Aussichtspunkte und dahinführende Pfade verdanken wir ihm. Als ausgezeichneter Kenner der heimischen Flora und Fauna hat er in seiner langjährigen Dienstzeit Sammlungen geschaffen, die in ihrer Art einzig gewesen sein sollen. Ein fast lückenloses Herbarium der Westrichpflanzenwelt und eine reichhaltige Vogelsammlung sind leider dem großen Brande im Jahre 1880 zum Opfer gefallen.

Als Jäger war er vorbildlich. Er war langjähriger Pächter des Gärtel, und noch heute erinnert man sich hier gerne der Zeiten, wo ein reicher Wildbestand Zeugnis ablegte von der Hege und Fürsorge des Jagdinhabers.

So sah Oberförster Schmitz, als er auf seinen Wunsch im Jahre 1894 nach mehr als 40jähriger Tätigkeit in den Ruhestand versetzt wurde, auf ein reichhaltiges Leben voller Verdienst zurück. Die volle Anerkennung, die ihm gebührt, ist ihm zu Lebzeiten nicht geworden. Es liegt in der Natur der Tätigkeit des Forstmannes und der Eigenart der Waldwirtschaft mit ihrem langem Zeitraum zwischen Saat und Ernte, daß erst spätere Geschlechter sich ein Urteil über das Wirken eines Forstmannes bilden können. Oberförster Schmitz Verdienste voll zu würdigen, haben wir aber heute im Kreise Baumholder nach nunmehr im Durchschnitt 80 Jahren alle Ursache und können das nicht besser tun, als wenn wir in seinem Sinne ein Herz für den Wald, für seine Förderung und sein Gedeihen haben, wo immer es möglich ist.

Nöhring.

(Verfasst von Forstmeister Nöhring  für den Westrich-Kalender 1928)