Die heutigen, sich rasant wandelnden Rahmenbedingungen des Klimawandels stellen vielfältige Anforderungen an die Behandlung der Wälder. Dabei geht es nicht mehr um die Frage der reinen Holzproduktion, sondern vor allem darum, wie der Wald in Zukunft seine zahlreichen Waldfunktionen erfüllen kann. Wie können wir Wasser im Wald halten? Welche Baumarten sind in Zukunft für unseren Wald geeignet? Wie erkenne und fördere ich Biotope im Wald?
Mit diesen Fragen und vielen weiteren Schwerpunkten haben sich die angehenden Meister ein ganzes Jahr lang in Hachenburg beschäftigt.
Im direkten Anschluss zu den Prüfungen gratulierten im Rahmen der gemeinsamen Feierstunde am Waldbildungszentrum die Ehrengäste den 17 frisch gebackenen Forstwirtschaftsmeistern.
Die Leiterin des Forstamtes Hachenburg/Waldbildungszentrum Rheinland-Pfalz, Monika Runkel stellte bei der Begrüßung heraus, dass nur gesunde, intakte Wälder die zahlreichen Ökosystemleistungen des Waldes erbringen können. Neben Kühlung, Trinkwasserproduktion, Arten-und Bodenschutz spielt zunehmend auch die Bedeutung für den Wasserhaushalt eine zentrale Rolle. ‚Waldbehandlung ist Wassermanagement‘, betonte Monika Runkel. Die Fortbildung und die Prüfungsprojekte hatten deshalb einen neuen Schwerpunkt um Bereich Waldböden und Wasserrückhalt im Wald und es erfreue zu sehen, wie die Forstwirtschaftsmeister die Themen begeistert aufnehmen und in den Praxisprojekten umsetzen würden.
Seitens der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz gratulierte Vorstandsmitglied Matthias Müller und überreichte die Grüße des Kammerpräsidenten Michael Horper und die Prüfungsbescheinigungen für die neuen Forstwirtschaftsmeister. Die drei besten Absolventen Victor Fröschl (Forstamt Simmern), Jan Mähser (Forstamt Zell) und Christian Ruppel (Donnersberg) wurden für ihre herausragenden Leistungen geehrt.
Dr. Jürgen Becker von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz konnte noch eine weitere gute Nachricht überbringen. Für die erfolgreich abgeschlossene Meisterprüfung erhält jeder Meister mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz den Aufstiegsbonus I in Höhe von 2.000 Euro als Anerkennung zur Fortbildung.
Herr Bernd-Peter Räpple vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz gratulierte den Absolventen ebenfalls zur bestandenen Prüfung und hob hervor, dass dieses Fachpersonal für die Zukunft des Waldes in Zeiten des Klimawandels und den damit verbundenen Herausforderungen wichtiger als je zuvor sei.
Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Herr Siegfried Rohs, berichtete in seiner Festrede, welchen Wandel der Wald im Klimawandel durchläuft. Auch die Forstleute durchlaufen einen Wandel in den an sie gestellten Anforderungen. ‚Niemand von uns hat den Umgang mit Wäldern im Klimawandel in der Ausbildung oder dem Studium gelernt, das Fach gab es bisher nicht‘ betonte Siegfried Rohs. Umso wichtiger sei es, die Waldbehandlung unter den neuen Rahmenbedingungen mit höchster fachlicher Kompetenz aber auch mit Demut und Respekt anzugehen. Gleichzeitig sieht Herr Rohs auch eine große Chance darin, mit einer angepassten Waldbewirtschaftung die Folgen des Klimawandels abzumildern. Heute würden Meister in vielen verantwortungsvollen Führungsaufgaben eingesetzt, während Ihnen in seiner Jugend lediglich die Funktion als Ausbildungsmeister zugewiesen war.
Mit ihrem breit aufgestellten Wissen werden die neuen Forstwirtschaftsmeister in Rheinland-Pfalz und im Saarland einen wichtigen Beitrag leisten, um die vielfältigen Leistungen des Waldes zu erhalten und dem Klima angepasste Ökosysteme zu gestalten.
Am Waldbildungszentrum wird großen Wert auf die Verknüpfung von Theorie und Praxis gelegt, sodass in den Seminaren nicht nur die Schulbank gedrückt wurde. In den Bildungsrevieren des Forstamtes wurden selbstständig notwendige Arbeiten im Wald geplant und vorbereitet. Dazu zählen Maßnahmen wie Pflanzung, bodenschonende Holzernte, die Wegeinstandsetzung und die Verkehrssicherung.
In einem Pflanzprojekt im Bildungsrevier Hachenburg konnten die zuvor theoretisch erlernten Inhalte in die Praxis umgesetzt werden. Der Fokus lag hierbei auf der Prozessoptimierung. Alle Arbeitsschritte mussten im Vorfeld effizient geplant und so gestaltet werden, dass die gepflanzten Bäume optimal wachsen können. Die Teilnehmer pflanzten Eichen, Weißtannen, Esskastanien, Robinien, Weiden und Schwarznüsse. Um die Pflanzung wurde ein Zaun aus Holz zum Schutz vor Rehen gebaut. Eine Totholzhecke als unterstützende Struktur wurde ebenfalls gemeinsam errichtet.
In den Abschlussprüfungen mussten die Forstwirte neben der Planung und Durchführung eines praktischen Projekts insgesamt sieben Prüfungsleistungen bestehen. Mit dem Meistertitel erlangen die Absolventen auch die Befähigung ihr Wissen weiterzugeben und junge Menschen auszubilden. Zuvor mussten die Kandidaten jedoch Auszubildende des ersten Lehrjahres aus dem Forstamt Altenkirchen in praktischen Ausbildungsthemen unterweisen und anleiten.
Aufgrund der sich ändernden gesellschaftlichen Anforderungen wird die Haupttätigkeit der neuen Forstwirtschaftsmeister aber vor allem im technisch-planerischen Bereich liegen. Die vielfältigen und anspruchsvollen Arbeiten im Wald müssen geplant, organisiert und überwacht werden. Die Fortbildung befähigt ebenfalls zur Selbstständigkeit als forstlicher Dienstleister.