Moor-Birke

Moor-Birke
Moor-Birke

Die Moorbirke ist in Rheinland-Pfalz eher selten.

Als moorliebende Baumart ist sie in den zahlreichen Hangbrüchern auf den Höhen des Hunsrücks zu finden. Mehr als 170 Jahre haben dort die alten Einzelbäume auf dem Buckel beziehungsweise unter der weiß- bis grauborkigen Rinde! Ihre Blätter und Zweige tragen einen weichen Haarpelz, eine Art "jugendlicher Flaum". Daher rührt auch ihr Name „Haarbirke“ oder „Behaarte Birke“; aber auch Besenbirke, Glasbirke wird sie genannt. Betula pubescens lautet ihr wissenschaftlicher Name. Ihre nahe Verwandte, die Sand- oder Hängebirke, findet man dagegen viel häufiger bei uns.

Der Name der Moorbirke weist schon auf seine Lieblingsstandorte hin: Moor-, Bruchwälder, Niedermoore, Auenwälder, Weidensümpfe und feuchte Waldlichtungen. Sie wurzelt eher flach und zieht als erwachsender Baum bis zu 500 Liter Wasser an einem heißen Sommertag aus dem Boden. Die anspruchslose Pionierbaumart produziert extrem viele und leichte Samen, die weit fliegen können. Dadurch besiedelt die Moorbirke rasch neu entstandene Lebensräume. Mit nährstoffarmen Standorten, Kälte und Frost kommt die Unempfindliche prima zurecht. Nach der letzten Eiszeit war sie die erste Baumart, die in Mitteleuropa und Skandinavien wieder heimisch wurde. Sie ist überall in Europa, Asien, Island, Skandinavien und Russland zuhause. In den Alpen klettert sie sogar bis auf 1700 Meter hinauf. Eine beeindruckende Baumart, die sogar Temperaturen von unter −40 °C erträgt: Dann verwandelt sie einfach die Stärke in den Zweigen zu Öl und setzt Wärme frei. Dagegen kann sie sich auch vor übermäßiger Sonnenbestrahlung schützen: Das birkeneigene Wundermittel Betulin färbt die Rinde weiß und bewahrt den Baum vor Rindenbrand. Ein wahrer Wunderbaum, dem man dies nicht gleich ansieht!

Aber die Moorbirke ist gefährdet, denn das feuchte Moor schwindet. Deutschlandweit sind mittlerweile 90 Prozent der Moore entwässert. Die Torfgewinnung für Gartenbau und Blumenerde gilt als eine der Ursachen. Mit dem Rückgang der Moore, insbesondere der Hochmoore würde nicht nur die Moorbirke verschwinden, sondern auch ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Trocknen die Moore aus, wird CO2 freigesetzt und das wäre schlecht für den Klimaschutz. Moore sind CO2-Senken, Wasserspeicher und Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna. Die Moorbirke vergesellschaftet sich gerne mit Rauschbeere, Moosbeere Königsfarn, Wollgras, Siebenstern, Sonnentau, Seggen und verschiedenen Torfmoosarten. Untersuchungen zufolge sind besonders viele wirbellose Tierarten gerade an die Birkenarten angepasst (Käfer, Groß- und Kleinschmetterlinge). Auf die Moorbirke haben sich einige ganz besonders spezialisierte Tierarten eingestellt, wie beispielsweise eine Prachtkäferart, die nur an ihr vorkommen. Insgesamt hat man 164 verschiedene Insektenarten an ihr gezählt; nur Eiche und Weide beherbergen noch mehr Arten.

Viele Forstämter setzen sich zusammen mit anderen Akteuren für die Revitalisierung dieser Moorstandorte ein, zum Beispiel im Hunsrück. Durch Verzicht oder Extensivierung der Bewirtschaftung, Renaturierung, Wiedervernässung und Ausweisung von Größflächen-Naturschutzgebieten leisten Forstleute im Wald einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Naturschutz ist Klimaschutz: Die Moorbirke profitiert davon. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Moorbiotope zu schützen. Da freut es die Forstleute besonders, dass die Moorbirke von der Baum-des-Jahres-Stiftung zum "Baum des Jahres 2023" gewählt wurde.