Nur nicht den Boden verlieren
Die Mitmachaktion vom Waldbildungszentrum
Böden finden in unserem Leben kaum Beachtung obwohl sie der Schlüssel für Lebensqualität, Klimaschutz und Daseinsvorsorge sind. Mit gutem Grund wurde der Waldboden von Bundesminister Cem Özdemir als Boden des Jahres 2024 benannt. Wie der ebenfalls 2024 veröffentlichte ‚Bodenatlas‘ sind Böden weltweit stark gefährdet und verlieren zunehmend Ihre Fruchtbarkeit. Selbst in der EU gelten bereits 60 % der Böden als gefährdet, 13 EU-Mitgliedstaaten geben an, von Wüstenbildung bedroht zu sein und dies bemerkenswerterweise auch außerhalb des europäischen Südens.
Wald wurde seit jeher auf nährstoffarmen und trocken-steinigen Böden erhalten, wo keine landwirtschaftliche Nutzung mehr möglich war. Dies macht sie besonders empfindlich für die Folgen des Klimawandels. Intakte Böden unter Wald sind jedoch die Grundvoraussetzung für alle Ökosystemleistungen inklusive Holz. Sie ernähren nicht nur die Bäume, Pflanzen, Tiere, Pilze und Flechten, sondern stabilisieren als ‚Immunsystem des Waldes‘ insbesondere im Klimawandel. Die Waldböden sorgen für sauberes Trinkwasser, Regenrückhalt bei Extremniederschlägen, neutralisieren atmosphärische Schadstoff- und Säureeinträge und sind Lebensraum einer gigantischen Artenvielfalt. Humusreiche Böden halten Wasser auch in Dürreperioden und speichern Kohlenstoff.
Das Waldbildungszentrum Rheinland-Pfalz führt - inspiriert durch Forscher:innen der Universität Zürich - dazu eine Mitmachaktion durch, die die Neugierde auf den Boden weckt. Mit selbst vergrabenen Unterhosen können nach 4 und 8 Wochen der Zersetzungsgrad und damit das Bodenleben untersucht werden. Durch diese spielerische und zugleich informative Methode wollen wir das Bewusstsein für die Bedeutung eines gesunden Bodens für die Natur und unsere Lebensgrundlage Bodenökosystem schärfen.
Die Mitmachaktion findet ihren Höhepunkt in einem Tag der offenen Tür am 15. September am Waldbildungszentrum in Hachenburg. Unter anderem wird es ein Bodenlabor geben, in dem eigene Bodenproben unter die Lupe genommen werden können und eine Mitmachausstellung, bei der wir alle zerfressenen Unterhosen präsentieren werden und so Unterschiede in der Bodengesundheit sichtbar machen.
Die Anleitung zur Teilnahme an der Unterhosenaktion finden sie hier.
Erste Ergebnisse nach vier Wochen
Am 31.05. haben wir nach einem Monat die ersten Unterhosen in unseren Revieren rund um Hachenburg entnommen.
Auf dem ersten Bild wurde eine Unterhose aus einem Buchenwald bei Nister ausgegraben. Auf Bild zwei ist die Entnahme einer Unterhose nahe der kleinen Nister bei Heimborn zu sehen. Zum Schluss eine - bereits leicht angeknabberte - Unterhose aus dem Boden einer, durch die Borkenkäferkalamität entstandenen, Freifläche bei Gehlert.
Ergebnisse nach acht Wochen
Nach acht Wochen im Boden haben wir in unseren Revieren die zweiten Unterhosen ausgegraben.
Auf dem ersten Bild ist eine ordentlich zerfressene Unterhose zu sehen, entnommen an einem Hang oberhalb des Klosters Marienstatt. Die Unterhose auf Bild zwei ist sehr stark zerfressen und wurde an der kleinen Nister zwischen Limbach und Heimborn ausgegraben. Die letzte Unterhose wurde aus einem Moorboden in Gehlert ausgegraben und ist - wie eine typische Moorleiche - fast vollständig erhalten.