FAQ Gefahren im Wald

Worauf sollte ich beim Waldbesuch achten?

Unfall im Wald - was tun?

Was tun, wenn in einer entlegenen Ecke Wald ein Unfall geschieht? Wenn Sie beim Reiten, Mountainbike fahren, Joggen oder Wandern in den Wäldern von Rheinland-Pfalz verunglücken sollten und auf Hilfe angewiesen sind, reicht oftmals ein telefonischer Hilferuf nicht aus. Ihr exakter Standort ist Ihnen meist nicht bekannt, beziehungsweise der Rettungsdienst findet diesen nicht. 

Die Rettungskarte RLP gibt Einsatzkräften bei Unfällen in der Waldarbeit, Freizeit- und Jagsunfällen und bei Waldbränden die Möglichkeit, den Einsatzort im Wald schnell zu finden. Die Rettungszeit hat sich durch sie von durchschnittlich 1 Stunde auf 25 Minuten reduziert. 

Wichtig ist allerdings, dass beim Notruf die Nummer des nächstgelegenen Rettungspunktes genannt werden kann. Dabei kann die App "Hilfe im Wald" behilflich sein. Ein Teil der Anfahrpunkte für die Rettungskräfte sind mit grünen Schildern mit weißem Kreuz gekennzeichnet, die dann eine vierstellige Karten-Nummer und eine dreistellige Anfahrpunkt-Nummer tragen. Bei markanten Punkten wie Schutzhütten oder Aussichtstürmen wird auf eine Beschilderung verzichtet, um Vandalismus vorzubeugen. 

Pilze - essbar oder giftig?

Pilze können nicht nur kulinarische Leckerbissen sein. Damit die "Pilzwanderung in Eigenregie" nicht in einem Krankenhaus endet, sondern wie geplant in ein schmackhaftes Mahl mündet, empfehlen wir, sich sachkundigen Personen anzuvertrauen.

Was sagt der Gesetzgeber in Rheinland-Pfalz zum Thema Pilze sammeln?

Paragraf 23 des Landeswaldgesetzes schreibt hierzu in seinen Absätzen 1 und 2:

"Pilze, Beeren sowie Zweige, Blumen und Kräuter bis zur Menge eines Handstraußes dürfen nur für den persönlichen Bedarf entnommen werden. Ihre Entnahme hat pfleglich zu erfolgen.
Gewerbliches Sammeln von Walderzeugnissen ist nur mit besonderer Erlaubnis der Waldbesitzenden und nur insoweit gestattet, als die Wirkungen des Waldes und sonstige Rechtsgüter nicht beeinträchtigt werden."

Viele Pilzarten werden vom Bundesnaturschutzgesetz in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung unter besonderen Schutz gestellt. Für Pilzsammler erfreulich ist der Umstand, dass z.B. die beliebten Speisepilze wie Steinpilz, Pfifferling, Schweinsohr, Brätling, Birkenpilz und Rotkappe sowie Morcheln trotzdem in geringen Mengen für den eigenen Bedarf der Natur entnommen werden dürfen.
Das gilt allerdings nicht in Naturschutzgebieten, deren Rechtsverordnungen in der Regel das Verlassen der Wege generell verbieten, ebenso das "Beseitigen" von Pflanzen oder Teilen davon (womit hier auch die Pilze eingeschlossen werden).

Eichenprozessionsspinner-Raupen

Die Gifthaare der Eichenprozessionsspinner können bei Waldbesuchern für böse Überraschungen sorgen. Juckende Hautausschläge nach einer Berührung oder Atemprobleme durch die Windverfrachtung der Gifthaare können die Folge sein. Schwerpunktgebiete sind Eichenwälder in Stadtrandnähe im Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Juni. Wir empfehlen deshalb, den Kontakt zu Gespinstnestern der Prozessionsspinnerraupen an Eichenbäumen absolut zu vermeiden. Sollte es zum Kontakt gekommen sein, sollten die Brennhaare durch gründliches Duschen und Waschen aller Kleidungsstücke entfernt werden.

Mehr zum Eichenprozessionsspinner finden Sie hier.

Tollwut

Seit 2008 gilt Deutschland als frei von terrestrischer Tollwut. Bis 2006 trat die Tollwut in Deutschland vor allem bei Füchsen auf. Durch den flächendeckenden Einsatz von Impfködern für Füchse konnte die Fuchstollwut ausgerottet werden. Heute sind mögliche Infektionsquellen Fledermäuse (z.B. durch direkten Kontakt mit den Tieren bei wissenschaftlicher Arbeit) und illegal importierte, nicht geimpfte Katzen und Hunde aus Ländern mit Tollwut.

Wurde man von einem tollwutverdächtigen Tier gebissen, so ist die Stelle sofort mit Wasser und Seife zu reinigen und mit Alkohol zu desinfizieren. Danach muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Sofort nach dem Biss ist eine Impfung noch möglich.

Nach der Infektion durch einen Biss oder über eine Verletzung in der Haut befällt das Virus Nerven, Rückenmark und Gehirn. Von hier aus vermehrt es sich erneut und gelangt vor allem in die Speicheldrüsen, die Bauchspeicheldrüse und die Haarbalgdrüsen, wo die Viren mit dem Sekret abgegeben werden. Die Inkubationszeit ist abhängig von der Virusmenge und Lage der Bissstelle. Die Angaben liegen bei 5 Tagen bis zu einem Jahr. Erste Symptome sind lokale Schmerzen und Juckreiz an der Bisswunde, Fieber, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. In einer zweiten Phase folgen motorische Unruhe, Angstgefühle und Krämpfe. Durch Krämpfe der Schluckmuskulatur läuft Speichel aus dem Mund. Typisch sind auch wechselnde aggressive und depressive Phasen und Angst vor Wasser (Hydrophobie) und vor Licht (Photophobie). In der letzten Phase lassen Krämpfe und Unruhe nach, Lähmungen verstärken sich und führen in allen Fällen zum Tod. Tollwutkranke Tiere zeigen abnormes Verhalten, Vertrautheit, Störungen der Augenmotorik, starken Speichelfluss, heisere Stimme und ebenfalls die Angst vorm Wasser.

Fuchsbandwurm

An Echinokokkose (Befall durch Fuchsbandwurm) erkranken in Deutschland pro Jahr 40-70 Menschen neu. Damit ist die Erkrankung sehr selten, bleibt allerdings oft lange unentdeckt und kann dadurch schwere Folgen haben.

Der nur 1 bis 3 Zentimeter lange „Kleine Fuchsbandwurm“ lebt im Dünndarm von Wirtstieren (z.B. Füchse, Hunde, Katzen, Marderhunde). Er schadet den Tieren nicht, produziert aber in großer Menge Eier, die mit dem Kot ausgeschieden werden und so auf den Boden und an Pflanzen gelangen.

Die Eier werden mit der Nahrung von Kleinsäugern, meist Mäusen, aufgenommen, die als sogenannte „Zwischenwirte“ fungieren. Die geschlüpfte Larve vermehrt sie sich in der Leber des Zwischenwirtes ungeschlechtlich und in einer sogenannten „Finne“ entstehen hunderte neue Bandwurmanlagen. Dieses tumorartige Gebilde wächst immer mehr in der Leber, so dass sich das Organ erheblich vergrößert. Die Maus wird dadurch geschwächt und ist so eine leichte Beute für den Fuchs. Im Darm des Fuchses bildet sich aus jeder Kopfanlage ein erwachsener Bandwurm, so dass der Kreislauf geschlossen ist. Auch Hunde und Katzen können sich infizieren, z.B. wenn sie Mäuse fangen.

Der Mensch kann zum „Fehlzwischenwirt“ werden, wenn er die Eier des Fuchsbandwurmes über den Mund aufnimmt. Entweder über verunreinigte Hände, zum Beispiel nach direktem Kontakt mit infizierten Füchsen, Hunden oder Katzen, oder über den Verzehr verunreinigter bodennaher Waldpflanzen. Auch eine Infektion durch den Genuss von rohen pflanzlichen Nahrungsmitteln wie beispielsweise Früchten oder Gemüse aus Freilandkultur, die mit kontaminiertem Fuchskot in Kontakt kamen, ist möglich.

Ähnlich wie bei der Maus bildet sich in der Leber des Menschen eine Finne, die mit den Jahren immer größer wird und schließlich das Organ weitgehend zerstört. Es kann 5 bis 15 Jahren dauern, bis man durch erste Symptome den Befall überhaupt bemerkt. Dann ist die Leber meist schon zu großen Teilen mit Larvengewebe durchsetzt. Erste Krankheitsanzeichen sind unspezifisch und treten generell bei allen Formen der Lebererkrankungen auf, wie zum Beispiel Fettunverträglichkeit, Appetitlosigkeit oder auch Druckschmerzen im Oberbauch. Eine Übertragung von erkrankten Menschen auf andere Personen ist nicht möglich.

Diagnostiziert werden kann die Erkrankung zum Beispiel durch Ultraschalluntersuchungen. In frühen Stadien kann eine chirurgische Entfernung der Wucherungen versucht werden, in der Regel ist jedoch eine lebenslange medikamentöse Therapie erforderlich, die das Wachstum zum Stillstand bringt.

Zur Prävention gelten folgende Empfehlungen:

  • Verzehren Sie Waldfrüchte (Beeren, Pilze, Kräuter) aber auch Gemüse, Salat und Beeren aus Freilandkulturen auf keinen Fall ungewaschen.
  • Abwaschen bringt keine hundertprozentige Sicherheit. Trocknen und Erhitzen über 60°C töten die Eier des Bandwurmes ab.
  • Desinfektionsmittel und Einfrieren töten die Eier des Bandwurmes nicht ab.
  • Fassen Sie tote oder lebende Füchse nicht an!
  • Waschen sie Ihre Hände gründlich, wenn sie Wald-, Feld- und Gartenarbeit erledigt haben.
  • Füchse dringen auch in menschliche Siedlungen ein! Speziell wenn Sie Fuchslosung im Garten finden, ist besondere Vorsicht angebracht. Füttern Sie die Tiere nicht und ermöglichen Sie ihnen auch keinen Zugang zu Futter und Abfällen.
  • Bei Hunden und Katzen, die unbeaufsichtigt streunen und Mäuse jagen und fressen, sollte man regelmäßig eine Entwurmung mit einem auch gegen Bandwürmer wirksamen Präparat durchführen oder zumindest den Kot regelmäßig auf Bandwurmeier untersuchen lassen.

Zecken, Borreliose und FSME

Zecken sitzen an Sträuchern, Gräsern und im Unterholz von Wäldern. Auch auf Wiesen, an Wegrändern und Uferregionen sind sie anzutreffen. Wenn ein Tier oder Mensch an ihnen vorbei streift, halten sie sich mit ihren Vorderbeinen in Fell oder Kleidung fest. Nachdem sie eine geeignete Stelle für den Stich gefunden hat (kann oft mehrere Stunden dauern), saugt sie sich voll mit Blut und lässt sich zu Boden fallen. Sie benötigt diese Blutmahlzeit für ihre Weiterentwicklung und für die Eiablage.

Durch Zeckenstiche können schwerwiegende Krankheiten hervorgerufen werden. Es kommt aber nicht nach jedem Zeckenstich zu einer Erkrankung. Der Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME) befindet sich im Speichel der Zecke, kann also direkt mit dem Stich übertragen werden. Zum anderen kann aus dem Darm der Zecke nach längerer Zeit ein Bakterium in die menschliche Blutbahn gelangen, das die Infektionskrankheit Borreliose hervorruft.

Die FSME ist eine virale Erkrankung des Zentralen Nervensystems, also des Gehirns und des Rückenmarks. Nach einer Vorphase von 1 bis 6 Tagen mit uncharakteristischen, grippeartigen Erscheinungen wie Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Störungen kommt es zunächst zu einem beschwerdefreien Intervall von 7 bis 10 Tagen. Danach kann es zu einem erneuten Fieberanstieg mit Hirnhautentzündung, Gefühlsstörungen und Lähmungen kommen. Eine Therapie der Krankheit gibt es nicht, aber mit einer Impfung lässt sich wirksam vorbeugen.

Mehr zur Verbreitung der FSME in Deutschland finden Sie hier.

Die Borreliose kommt weitaus häufiger vor als die FSME. Erstes Symptom der Krankheit ist eine sich ständig vergrößernde, kreisrunde Rötung um den Einstich, die auch ”Wanderröte” genannt wird. Die Wanderröte kann Stunden bis Wochen nach dem Stich oder auch überhaupt nicht auftreten. Die Symptome sind ähnlich wie bei der FSME: Abgeschlagenheit, Grippegefühl, Muskel- und Kopfschmerzen und Schwindel. Wer diese Symptome falsch einschätzt und sich nicht behandeln lässt, läuft Gefahr einer Beteiligung des Zentralen Nervensystems mit zum Beispiel Hirnhautentzündung und Lähmungen, einer Beteiligung des Herzens mit zum Beispiel Rhythmusstörungen und Augenbeschwerden. Als Spätfolgen können Erkrankungen der Gelenke (besonders Knie- und Sprunggelenke, Ellenbogen, Rheuma), chronische Entzündungen der Haut, Herzbeschwerden und Störungen im Nervensystem auftreten. Gegen die Borreliose gibt es in Deutschland noch keinen wirksamen Impfstoff. Sie kommt flächig in ganz Deutschland vor.

Die richtige Kleidung, sprich lange Hosen und Ärmel, versperrt schon vielen Zecken den Zugang zur Haut. Stülpen Sie die Socken über die Hose. Tragen sie möglichst helle Kleidung, damit man die Zecken sofort sieht und absammeln kann. Besonders wichtig ist es, dass Sie sich sofort nach einem Waldbesuch absuchen (Zecken halten sich besonders gern an feuchtwarmen Körperpartien auf) und eine gefundene Zecke unverzüglich entfernen. Die Zecke entfernen Sie sie, indem Sie das Tier möglichst weit vorne an den Mundwerkzeugen packen und gerade aus der Haut ziehen. Verwenden Sie auf keinen Fall Öl, Klebstoff oder drücken Sie die Zecke, denn dann entleert die Zecke ihren Mageninhalt und übergibt Ihnen somit die gesamten Krankheitserreger.

Wenn Sie die Symptome einer FSME oder Borreliose an sich bemerken, obwohl Sie einen Zeckenstich nicht bemerkt haben, sollten Sie dennoch einen Arzt aufsuchen. Nur etwa 30 Prozent der an Borreliose Erkrankten können sich an einen Zeckenstich überhaupt erinnern.