Waldgeschichte im Hunsrück

Waldgeschichte ist immer auch eine Geschichte von Wald und Mensch! Zeugnisse hierzu lassen sich am besten am Wald selbst, der Landschaft und den Siedlungen ablesen. An diesen ausgewählten Orten wird ebenfalls die Wald-Menschen-Geschichte besonders lebendig:

Kelten und Römer: Archäologiepark Belginum

Im Kulturzentrum Archäologiepark Belginum direkt an der historischen Stätte werden die Ergebnisse jahrzehntelanger archäologischer Ausgrabungen präsentiert. Im archäologischen Park und im Museum bei Morbach-Wederath gibt es zusammengefasste Informationen zu den verschiedenen Teilen der römischen Siedlung, des Tempelbezriks und des Gräberfelds.

Die ehemals keltisch-römische Siedlung mit Gräberfeld stellt eine für Mitteleuropa einzigartige Fundstelle dar. Das Ensemble von Siedlung, mehreren Tempelbezirken, keltisch –römischem Gräberfeld und römerzeitlichem Militärlager erstreckt sich über die Gemarkungen von Wederath, Hinzerath und Hundheim. Der Ort war in der Tabula Peutingeriana, einer Straßenkarte des römischen Reiches des 2. und 3. Jahrhunderts unter dem Siedlungsnamen „vicus belginum“ eingetragen. Die etwa vom 1. Jahrhundert n. Chr. bis ca. 400 n. Chr. bewohnte Siedlung lag an der wichtigen Fernstraße von Trier nach Mainz über den Hunsrück.

Aus dem vollständig erforschten, wenige Hundert Meter entfernten Gräberfeld lieferten über 2.500 Gräber wertvolle Erkenntnisse über das Leben der Menschen von ca. 400 v.  Chr. bis etwa 400 n. Chr.

Aufschlussreiche Hinweise für Fachleute und interessierte Laien geben die bei Grabungen aufgefundenen Pollen und archäobotanischen Reste über die Zusammensetzung der Wälder, vorhandenen Getreidearten und auch Klimaveränderungen. Mitte des 3. Jahrhunderts bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. lässt sich eine kleine Eiszeit nachweisen. Pollenanalysen belegen, was angepflanzt wurde, welche Pflanzen wuchsen, und was in der Antike auf der Speisekarte stand.  www.belginum.de 

Kelten heute erleben: Rekonstruierte Keltensiedlung Altburg

Auf der Altburg bei Bundenbach wurde zwischen 1971 und 1974 eine späteisenzeitliche Höhenburg des westkeltischen Kulturbereiches ausgegraben. Die zunächst leicht befestigte Höhensiedlung war zwischen 170 v. Chr. und 50 v. Chr. bewohnt. Die Altburg ist teilweise rekonstruiert worden und kann als frühgeschichtliches Freilichtmuseum besichtigt werden.

Im Hunsrück und Hochwald sind viele keltische Siedlungen und Ringwallanlagen, römische Landgüter und mittelalterliche Bergwerke belegt, darunter zum Beispiel auch das als „Hunnenring“ bezeichnete, treverische Oppidum* bei Otzenhausen. (*Oppidum: kleine befestigte stadtähnliche Siedlung)

Für die Kultur der in den Wäldern lebenden Kelten in Mitteleuropa besitzen die Funde aus den Fürstengräbern des Hunsrück-Eifel-Gebiets mit etruskischen Bronzegefäßen und reichem Goldschmuck einen außerordentlichen Stellenwert. Zahlreiche Grabbeigaben und Beobachtungen an Höhenburgen vermitteln eine Vorstellung von der keltischen Welt vor der römischen Eroberung und sind im Trierer Landesmuseum dokumentiert ausgestellt.

Mehr Informationen unter www.bundenbach.de und www.landesmuseum-trier.de

Geschichte der Eisenindustrie: Birkenfelder Landesmuseum

Im Birkenfelder Landesmuseum werden Dauerausstellungen zu den Schwerpunkten „Kelten und Römer“, „Birkenfeld und die Wittelsbacher“ und „Eisenhüttenwesen im Landkreis Birkenfeld“  u.a. gezeigt. Interessant im Zusammenhang mit den Thema Wald ist insbesondere die Ausstellung über die Geschichte des Hüttenwesens im Hunsrück. Zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert gab es im Hunsrück viele Eisenhütten und Hammerwerke, die ihre sichtbaren Spuren in Wald und Landschaft hinterlassen haben. Die vorhandenen Bodenschätze (Eisen, Kupfer) sowie der vor Ort verfügbare große Waldbestand (Holzkohle) bildeten günstige Voraussetzungen für eine industrielle Nutzung. Die ständig rauchenden Kohlemeiler waren ein sichtbares Zeichen für dieses Handwerk.

Bekannt im Birkenfelder Land sind vor allem die Abentheuer Hütte und die Asbacher Hütte. Die bekannten Familien der Gebrüder Stumm bauten die Hütten weiter aus. Sie produzierten u.a. Öfen, Herde, Geländer, reichhaltig gestaltete Gitter, Grabkreuze, Kochgeschirr, aber auch Kanonen. Friedrich Philipp Stumm vererbte die Hunsrücker Eisenwerke an seine 3 Enkel, die zur Familie Böcking gehörten. Die Familien Stumm und Böcking repräsentierten eines der bedeutendsten Unternehmen der Montanindustrie Südwestdeutschlands. Mehr Informationen finden Sie unter www.landesmuseum-birkenfeld.de.

Köhlerhandwerk: Uralte Technologie heute erfahrbar

Uraltes Handwerk:

Die Verkohlung von Holz ist eines der ältesten Handwerke der Menschheit auf der ganzen Welt. Im Forstamt Idarwald in Langweiler kann man noch heute beim historischen Köhlerfest dies noch hautnah erleben. Es findet nur alle 3 Jahre statt. Vor dem Anzünden des Kohlenmeilers werden im Laufe zweier Wochen mehrere Kubikmeter Buchenstammholz sorgfältig zu einem kreisrunden Kegelhaufen aufgeschichtet und mit Erde und Grassoden abgedichtet. Nach dem Anzünden soll das Buchenholz nicht verbrennen, sondern nur verkohlen. Die Langweiler Dorfköhler bewachen die Meiler 2-3 Wochen lang, sodass der Meiler nicht durchgeht (verbrennt). Wenn alle Köhler ihre Arbeit ordentlich gemacht haben, steht am Ende des Prozesses die hochwertige Holzkohle. Mehr Informationen erhalten Sie unter www.langweiler.eu .

Kohle – ein vielfach verwendbarer Stoff:

Das Verfahren der Verkohlung nutzte man bereits zur Bronze- und Eisenzeit. Heute nutzen wir Holzkohle allenfalls zum Grillen. Früher war dies anders. Neben der Verwendung in der Verhüttung und zum Schmieden von Metallen war die Holzkohle in vielen anderen Bereichen unentbehrlich: zum Löten, Wachskerzenziehen, zum Entfernen der Fuselöle in der Branntweinbrennerei, zum Kleiderwaschen, zum Klären von Flüssigkeiten, zum Herstellen von Schwarzpulver (Schießpulver, Faulbaum), zum Zeichnen (Linde, Weide), zum Filtern von Wasser (Aktivkohle) und natürlich für Heizzwecke im Haushalt.

Industrialisierung verändert Wald:

Auch im Hunsrück erzeugten die Menschen viel Holzkohle, die für die Eisenverhüttung zum Schmelzen des Erzes und zur Eisenverarbeitung in riesigen Mengen gebraucht wurde. Nur mit ihr konnten die notwendigen Temperaturen erzeugt werden. Zur Herstellung von 1 Kilo Holzkohle benötigte man 8 Kilogramm Buchenholz. Je Kilogramm Eisen mussten mindestens 52 Kilo Holz (für Kohle, zum Bauen, Grubenholz) herbeigeschafft werden. Zudem war Holz bevorzugtes Bau- und Brennmaterial; infolgedessen wurde schon seit dem 16. Jahrhundert in vielen Regionen Deutschlands der Holzmangel deutlich spürbar und große Heideflächen entstanden.

In der Wiege in der Forstwirtschaft entwickelte sich damals vor über 300 Jahren das Leitprinzip der NACHHALTIGKEIT, der die Nutzung im Wald beschränkte. Holz war und ist zwar ein nachwachsender Rohstoff, aber unter dem Primat der Nachhaltigkeit nicht unbegrenzt verfügbar. Der Rohstoff- und Energiehunger heutiger Zeiten rückt das brandaktuelle Thema in den Fokus wie nie. Im Klimawandel heute geht es den Forstleuten vor allem um die Walderhaltung.

Handwerk im Wald:

Die Köhlerei wurde früher vor allem wegen der Nähe zum Rohstoff Holz und aufgrund der Brandsicherheit fast ausschließlich im Wald betrieben. Zahlreiche Forstordnungen schrieben daher eingehend die Anlage der Meiler vor und enthielten Brandschutzbestimmungen. Im Wald kann man heutzutage noch an vielen Stellen die kreisrunden Meilerplätze oder Kohlhütten entdecken. Viele Flurnamen deuten auf die ehemalige Nutzung hin, z.B. Kohlheu, Köhlerweg, Kohlheck. Ebenso erinnern viele Familiennamen wie Köhler, Kohler, Koller, Kohlenbrenner, Brenner u.s.w. an das Köhlerhandwerk.

Stoff für Geschichten:

Ein berühmtes Köhlermärchen ist Wilhelm Hauffs „Das kalte Herz“. Darin spielt der Köhler Peter Munk, genannt der Kohlenmunk-Peter die Hauptrolle. Er führt im Schwarzwald die Köhlerei seines verstorbenen Vaters. Mit seiner schmutzigen, harten, schlecht bezahlten und wenig respektierten Arbeit ist er sehr unzufrieden. Er träumt davon, reich und angesehen zu sein und so macht sich auf die Suche nach dem Glasmännlein….

Der Wald ist ein einheitliches, lebendiges Wesen mit unendlich vielen Organen, die alle zusammenwirken und miteinander in Wechselbeziehung stehen. In dem Raum zwischen den obersten Kronenspitzen und zwischen den äußersten Wurzelverzweigungen im Boden ist dieses Wesen beschlossen und alles, was in diesem Raum sich befindet, lebt und webt, gehört dem Organismus an. Dieses Waldwesen ist gedacht von ewiger Dauer. Es lebt, arbeitet und verändert sich.“

(Alfred Möller, 1860 – 1922, Forstwissenschaftler, Begründer der Dauerwald-Bewegung und Mentor der naturgemäßen bzw. naturnahen Waldwirtschaft)