Waschbär

Der aus Nordamerika stammende Waschbär ist nur ungewollt zu einem so häufigen Wildtier in unseren Wäldern geworden. Ausgesetzt und aus Pelztierfarmen entkommen, hat sich dieser zu den Kleinbären gehörende „Wild – Westler“ bei uns sehr stark vermehrt. Sein Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland ist Nordhessen und Südniedersachsen. Er kommt mittlerweile aber in der gesamten Bundesrepublik vor. Da er als Neozoe gilt und in unserem Land unerwünscht ist, unterliegt der Waschbär nur in einigen Bundesländern dem Jagdrecht, genießt dort aber keine Schonzeit. Auch unterliegt er nach dem Naturschutzgesetz in keinem Teil Deutschlands dem „besonderen Schutz“. Die Amerikaner nennen den Waschbären „Raccoon“, was sich aus dem indianischen Namen des Tieres abgeleitet hat. Die Indianer nannten den Waschbären „Aroughoun“, was soviel bedeutet wie „der mit den Pfoten kratzt“ und auf das Verhalten des Waschbären beim Suchen nach Nahrung zurückzuführen ist. Der pfiffige Geselle prüft und betastet gefundene Nahrung sehr genau mit seinen Vorderpfoten, bevor er sie frisst. Tut er dies am Wasser, was recht häufig vorkommt, sieht es so aus, als habe Herr Waschbär Waschtag. Daher der deutsche Name.

Waschbär
Waschbär

Aussehen

Der 50 bis 70 Zentimeter (Kopf-Rumpf-Länge) große Kleinbär mit seinem 20 bis 25 Zentimeter langen Schwanz trägt ein graues bis, je nach Variation, dunkelbraunes Fell. Sein Schwanz ist mit dunklen Ringen versehen. Seine Gesichtsmaske besteht aus hellen, fast weißen Stellen oberhalb der Augen, einer schwarzen Augenpartie und einer weiß umrandeten Schnauze mit schwarzer Nasenspitze. Wie schon beim Iltis inspirierte das Aussehen dieses liebenswerten Zeitgenossen die Zeichentrickfilmer, dem Waschbären unzählige Rollen als „sympathischer Verbrecher“ zuzudenken. Er hat relativ kleine, runde Ohren und kann zwischen 5 und 10 Kilogramm wiegen. Der Rüde wird in der Regel schwerer als die Fähe. Aus Kanada sind Spitzenwerte von bis zu 20 Kilogramm Körpergewicht bekannt.

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Waschbären erstreckt sich vom südlichen Kanada, über nahezu die gesamten USA, Mexiko und Costa Rica. Seine Verbreitung in Deutschland und im Kaukasus ist auf das Aussetzen einiger Exemplare sowie das Entkommen der Tiere aus Pelztierfarmen zurück zu führen.

Laut HOHMANN und BARTUSSEK (2001) war das wichtigste Ereignis für die Verbreitung des Waschbären in Europa das Aussetzen zweier Waschbärpärchen am hessischen Edersee im Frühling 1934 mit Genehmigung der Jagdbehörde unter Hermann Göring. Außerdem führte ein Bombentreffer in einem Waschbärgehege in Brandenburg im Jahre 1945 zu einem weiteren Ausbreitungsherd. Dort entkamen etwa zwei Dutzend Tiere. Die beiden Populationen vom Edersee und aus Brandenburg können genetisch voneinander unterschieden werden und scheinen sich mittlerweile irgendwo im Nordosten Deutschlands miteinander zu vermischen (HOHMANN und BARTUSSEK, 2001).
Andere Vermutungen gehen dahin, dass amerikanische Soldaten, die den Waschbär als Maskottchen ansahen, einige dieser Tiere vor ihrer Abreise aus Rheinland-Pfalz frei ließen. In Rheinland-Pfalz lag die Jahresjagdstrecke 2003/ 2004 bei 19 Exemplaren was für eine eher kleine Population spräche. Da aber der Waschbär sehr heimlich lebt und auch noch nachtaktiv ist, was die Jagd auf ihn arg erschwert, ist die Jahresjagdstrecke wohl wenig aussagekräftig über die tatsächliche Population.
Man nimmt an, dass in Deutschland rund 100.000 bis 250.000 dieser Tiere leben.

Lebensraum

Der Waschbär gilt in Deutschland als Kulturfolger und nimmt nahezu alle Strukturen als Lebensraum ein. Er kommt zwar in Wäldern vor, wo er in Dachsbauten oder Baumhöhlen wohnt, er besiedelt aber auch Parks und Gärten und ernährt sich dort von Abfällen und Kompost. Auch in der Innenstadt treibt sich der sympathische Gangster mit der schwarzen Augenbinde herum und durchwühlt unter lautem Scheppern unsere Mülltonnen.

Verhalten

Der Waschbär ist nachtaktiv und am Tage für den Menschen nahezu unsichtbar. Er hält sich zu dieser Zeit in Verstecken wie zum Beispiel Höhlen, alten Stollen, in Felsspalten, unter Holzstößen oder in einsamen Scheunen auf, ja sogar in Hochsitzen wurde der Kletterkünstler schon entdeckt. Oft schlafen Waschbären am Tage auch hoch oben in Baumkronen, die sie aufgrund ihrer gut ausgebildeten Kletterfähigkeiten mit Leichtigkeit erreichen können. Da der kleine Bär aber sehr neugierig ist, fällt es einigen Menschen, die die Angewohnheiten dieses Tieres kennen, recht leicht ihn von dort herunter zu locken. Dies funktioniert dort besonders gut, wo die Tiere sowieso schon an den Menschen gewöhnt sind, wie zum Beispiel in Parks.
Waschbären verfügen über ein umfangreiches Lautrepertoire. So sind sie in der Lage 13 verschiedene Laute von sich zu geben, um sich zu verständigen. Sie keckern, fiepen, trillern und schnirken. Wird ein Kampf ausgetragen, kommt es zu einem wütenden Knurren, das während der Kampfhandlungen dann in ohrenbetäubenden Kreischgeräuschen mündet.
Waschbären halten keinen richtigen Winterschlaf. Sie bleiben so lange aktiv, wie die winterlichen Temperaturen es zulassen. Wenn die Temperatur stark unter Null sinkt, verkriechen sie sich in ein sicheres Versteck und schlafen dort teilweise mehrere Wochen lang ohne zwischendurch Nahrung aufzunehmen. Allerdings fahren sie ihre Körperfunktionen nicht, wie richtige Winterschläfer, auf ein Minimum zurück, sondern sind bei Störungen sofort wieder mit allen Sinnen anwesend.

Nahrung

Schaut man auf den Speiseplan des Waschbären, muss man mit Erstaunen feststellen, dass es eigentlich nichts gibt, was der kleine Kerl nicht verputzt. Er frisst Weich- und Kerbtiere, Fische, Krebse, kleine Reptilien und Amphibien, Mäuse, Ratten, Vogeleier, Getreide, Obst, Nüsse, Kleinvögel, ja selbst größere Vögel wie Enten und Hühner. Auch Aas wir nicht verschmäht. Doch der Waschbär ist ein ausgesprochener Opportunist, der nimmt, was er häufig und ohne Aufwand kriegen kann. Es gibt auch keine Spezialisierung auf bestimmte Nahrungskategorien. So haben Untersuchungen ergeben, dass sich der Waschbär im Jahresdurchschnitt zu mehr als 50 Prozent von Wirbellosen wie Regenwürmern, Schnecken und Insekten ernährt. Pflanzen machen 32 Prozent aus. Erst dann kommen Wirbeltiere (16 Prozent), darunter Amphibien, Fische und Reptilien. Vögel (und deren Eier) machen nur etwa 3 Prozent der Waschbärnahrung aus.

Paarungszeit und Aufzucht der Jungen

Die Ranz findet im Februar statt, an die sich die etwa neunwöchige Tragzeit der Fähe anschließt. Das Waschbärweibchen bekommt zwei bis vier Junge, die behaart, blind, taub und zahnlos auf die Welt kommen und ungefähr mausgroß sind. Die Neugeborenen wiegen 65 bis 75 Gramm. Die ersten Milchzähne brechen in der vierten Lebenswoche durch. Die Jungen wiegen dann etwa 300 Gramm. In der neunten Woche ist das Milchgebiss vollständig ausgebildet. Gegen Ende ihres zweiten Lebensmonats und mit einem Körpergewicht von ungefähr 1000 Gramm verlassen die Jungwaschbären erstmalig ihre Geburtstätte. Das Dauergebiss wird gegen Ende des dritten und Anfang des vierten Monats vervollständigt. Etwas länger, nämlich 15 bis 16 Wochen, werden die Nesthocker, die bis zum Herbst bei ihrer Familie bleiben, von ihrer Mutter gesäugt. Die Männchen werden mit zwei Jahren geschlechtsreif, während die Weibchen bereits nach einem Jahr Junge gebären können.

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