Haselmaus

Einfach nur eine weitere, etwas rundlich geratene, Mäuse-Art? Der buschige Schwanz verrät sie: Diese Maus ist gar keine! Die Haselmaus gehört zur Familie der Bilche und steht oft im Schatten ihres großen Vetters, des Siebenschäfers. Sie kommt in Mittel-, Nord- und Osteuropa vor.

Aussehen

Mit nur etwa daumengroßer Körperlänge und einem Fliegengewicht von 15 bis 40 Gramm ist sie der Zwerg unter den Bilchen. Ihr Gewicht entspricht im Durchschnitt etwa dem einer Packung Papiertaschentücher, schwankt aber aufgrund ihrer Lebensweise im Jahresverlauf stark. Nicht zuletzt ihr geringes Gewicht erlaubt es der Haselmaus, selbst dünnste Äste entlang zu balancieren. Auch ihre kleinen Greiffüße machen sie zum idealen Kletterer und unterscheiden sie eindeutig von echten Mäusen. Der bürstenartige Schwanz, so lang wie der Rest des Körpers, hilft dabei, nicht die Balance zu verlieren. Die Fellfarbe der Haselmaus ist gelbbraun bis rotbraun mit heller Brust und dunklerem Schwanz. Jungtiere haben eine dunklere Fellfarbe, als Alttiere.

Lebensraum

Haselmäuse sind keine großen Wanderer. Ihre Reviere haben einen Radius von etwa 150 Metern und Jungtiere bleiben oft in unmittelbarer Nähe zum Mutterrevier. Was allerdings das Revier der Haselmaus im Durchmesser nicht hergibt, gleicht es in der Vertikalen wieder aus: Einige Haselmäuse bauen ihre Schlafplätze in bis zu 30m Höhe in Baumkronen hinein.

Hinzu kommt, dass Haselmäuse es nicht besonders mögen, zwischen einzelnen Gebüschen oder Bäumen den Boden-Weg wählen zu müssen. Eine viel zu große Gefahr durch lauernde Feinde! Ideal sind also eng zusammenhängende Hecken und strukturreiche Mischwälder, bevorzugt mit Haselsträuchern und Brombeeren. Denn so sehr der eine oder andere Förster auch über Brombeerdornen in den Beinen klagt: Lecker sind die Beeren eben.

Verhalten

Haselmäuse sind genau solche Langschläfer, wie ihre größeren Verwandten. Von Oktober bis April schlafen sie durchgehend in ihrem Winterquartier. Oft sind das Baumstümpfe oder umfunktionierte Erdhöhlen. Auch im Herbst und Frühling sind sie nicht ganz die Wachesten, schließlich ist es da kalt und die Haselmaus braucht eine Weile, um nachts aus dem Bett zu kommen. Manchmal ist sie in diesen Jahreszeiten nur 30 Minuten pro Nacht aktiv. Wenn das Wetter schlecht ist, oder es an Nahrung mangelt, fällt sie gelegentlich für kurze Zeit in eine winterschlafähnliche Starre. Weil sie so viel schläft, und das auch noch zu der Zeit, wenn wir wach sind, bekommt man die Haselmaus kaum zu Gesicht. Während des richtigen Winterschlafes sind alle Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert und die Körpertemperatur reduziert sich stark. Anders als Eichhörnchen legen Haselmäuse keine Schlafpausen ein, um nach Nahrung zu suchen. Über den Winter bringt sie nur das, was sie sich im Herbst angefuttert habt. Wenn sie in ihrem Schlaf gestört werden, verbraucht das Aufwachen viel von dieser lebenswichtigen Energie.

In ihren aktiven Monaten machen die kleinsten der Bilche die Nacht zum Tag und gehen auf Futtersuche. Die hellen Stunden verbringen sie in einem bequemen, etwa faustgroßen Kobel aus Laub, Moos und Gräsern, den sie in Bäumen oder Büschen aufhängen. Als Ersatz hält auch mal ein Vogelnistkasten her. Oft werden mehrere solcher Tagesquartiere als Optionen angelegt.

Nahrung

Die Haselmaus als Allesfresser bedient sich an allem, was sie in ihrem kleinen Reich finden kann. Nüsse, Bucheckern und andere Samen, Beeren, Knospen, Blätter, aber auch Insekten, Vogeleier, Raupen, Blattläuse und Würmer wandern in den Haselmausmagen. Namensgebend und sozusagen die „Schwäche“ des kleinen Bilches sind – natürlich - Haselnüsse. Wenn man auch die Haselmaus nicht persönlich zu Gesicht bekommt, so hinterlässt sie doch verdächtige Spuren: Der energiereiche Haselnusskern wird durch ein rundes Loch an der Schalenseite erreicht. Die Nagespuren an der Lochkante verlaufen parallel dazu.

Aufzucht der Jungen

Eine Haselmausmutter kann mit jedem Wurf nach einer Tragzeit von 22 bis 24 Tagen zwei bis fünf Junge von der Größe und dem Gewicht eines Zuckerwürfels zur Welt bringen. Die säugt sie dann etwa einen Monat lang, bevor sie mit 40 Tagen selbstständig sind. Eine solche Jungenaufzucht schafft die Haselmaus zweimal im Jahr. Zum Vergleich: Bei einer Hausmaus sind es bis zu zehn Würfe.

Gefährdung

Natürliche Feinde der Haselmaus sind Greifvögel, Eulen, Marderartige, Füchse, Wildschweine und Wildkatzen. Wie so oft ist allerdings der wahre Feind der Mensch, denn den hohen Lebensraumansprüchen der Haselmaus an vernetzte Heckenstrukturen wird unsere moderne Kulturlandschaft nicht mehr gerecht. Eine naturnahe, stufige Waldrandgestaltung kann neue Lebensräume für die Haselmaus erschließen. Dasselbe gilt für Wildsträucher und natürliche Hecken in Gärten.

Die weltweite Rote Liste stuft die Haselmaus zwar nicht als bedroht ein, dafür aber die Richtlinien der EU. Laut diesen und dem Bundesnaturschutzgesetz sind Haselmäuse eine streng geschützte Art. Das bedeutet, dass sie weder getötet, noch im Winterschlaf oder in der Fortpflanzungszeit gestört werden dürfen.

(Von Leonie Münzer)