Reptilien in rheinland-pfälzischen Wäldern

Reptilien sind wechselwarme Tiere. Ihre Körpertemperatur ist von der Außentemperatur abhängig. Um Stoffwechsel und Muskulatur auf "Betriebstemperatur" zu bringen, wärmen sie sich aktiv in der Sonne auf. Im geschlossenen Wald sind solche Sonnungsplätze rar. Reptilien finden sich deshalb - abhängig von ihren anderen Lebensraumansprüchen - meist an sonnenexponierten Waldrändern, warmen Felsen und Geröllhalden, Wegeböschungen und offenen Flußufern. 

Als waldtypisch können bestenfalls noch Waldeidechse und Blindschleiche gelten. Sie haben sich an kühlere Umweltbedingungen angepasst, indem sie ihre Eier nicht reptilientypisch vergraben, sondern bis kurz vor dem Schlupf im Körper behalten und gezielt sonnige Stellen aufsuchen (Ovoviviparie). Dies hat es ihnen ermöglicht, zusammen mit der ebenfalls lebendgebärenden, aber in Rheinland-Pfalz nicht vorkommenden Kreuzotter ihr Verbreitungsgebiet weiter als alle anderen Reptilien nach Norden auszudehnen, teilweise sogar bis oberhalb des Polarkreises.

Säugetiere und Vögel benötigen einen Großteil der mit der Nahrung aufgenommemem Energie zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Die wechselwarmen Reptilien kommen deshalb mit einem Bruchteil der Nahrung warmblütiger Tiere gleicher Größe aus. Waldeidechse, Blindschleiche und Kreuzotter überstehen lange Winter ohne nenneswerte Fettreserven. Ein körpereigener Frostschutz ermöglicht ihnen sogar ein Überleben mäßiger Minusgrade für eine gewisse Zeit. Generell sind wechselwarme Tiere aber auf frostsichere Winterquartiere angewiesen. Sind diese selten, sammeln sich die Tiere dort oft in größerer Zahl zur Überwinterung.

Schlangen

Abgesehn von der Antarktis kommen Schlangen auf allen Kontinenten vor, beschränken sich dort aber auf die wärmeren Bereiche. Aufgrund des enormen Nahrungsangebotes bieten tropische Feuchtregenwälder den Lebensraum mit der größten Artenvielfalt. Gemessen beispielsweise am nur wenig größeren Costa Rica mit fast 130 Arten, ist die Schlangenfauna von Rheinland-Pfalz mit 4 oder 5 Arten recht überschaubar.

Häufig in Rheinland-Pfalz sind die normale Ringelnatter und ihre Unterart, die Barrenringelnatter, sowie die Schlingnatter. Auf wenige kleine Standorte beschränkt sich dasVorkommen der Würfelnatter.

An der mittleren Nahe werden zunehmend Äskulapnattern angetroffen. Möglicherweise handelt es sich um Nachkommen von Terrarienflüchtlingen. Ob es sich hierbei um ein etabliertes Vorkommen handelt, ist fraglich.

Entgegen des nicht auszurottenden Volksglaubens gibt es keine Vorkommen von Kreuzottern in Rheinland-Pfalz. Verdriftungen durch den Rhein aus dem Schwarzwald sind nicht auszuschließen. Bisherige Einzelfunde dürften aber auf Terrarienflüchtlinge zurückgehen.

Somit sind alle in Rheinland-Pfalz vorkommenden Schlangenarten ungiftig und harmlos. Das sollte jedoch nicht dazu verleiten, Schlangen unbedacht anzufassen. Die Haltung von Schlangen ist ein verbreitetes Hobby. Bisher gibt es keine Einschränkungen hinsichtlich giftiger Arten, soweit sie aus legalen Nachzuchten stammen und es geschieht leider immer wieder, dass auch potentiell gefährliche Tiere aus Terrarien entkommen.

Bei Äskulap- und Schlingnatter kann es zu Abwehrbissen kommen, wenn man sie bedrängt. Abgesehen von einer gewissen Infektionsgefahr wie bei allen Tierbissen, bleibt dies aber folgenlos.

Schmerzhaft, aber nicht zwingend lebensbedrohlich wäre der Biß der Kreuzotter, der man in anderen Gebieten Deutschlands begegnen kann. Er sollte trotzdem ernst genommen und vorsorglich ein Arzt aufgesucht werden.