Aktion 2.1. Privatwaldinventur

Ausgangssituation

In Rheinland-Pfalz nimmt der Privatwald mit rund 210.000 Hektar zirka 27 Prozent der Waldfläche ein, wobei ausgeprägte Schwerpunktbereiche anzutreffen sind.

Insbesondere über den Kleinprivatwald (zirka 150.000 Hektar) liegen keine mit Forsteinrichtungsdaten vergleichbare Informationen vor.
Diese Defizite erschweren die forstpolitisch bedeutsame Förderung des Privatwaldes.

Ziele der Privatwaldinventur

  • Die Privatwaldinventur soll auswertbare Sach- und Grafikdaten liefern zur Verbesserung der allgemeinen Informationslage zum Privatwald für die Adressaten Landesforsten, andere Fachverwaltungen, öffentliche Planungsträger und Kommunen. Als Stichwörter seien hier genannt: Organisationsentscheidungen, finanzielle Förderung des Privatwaldes, Waldfunktionenplanung, forstliche Beiträge zu Natura-2000-Managementpläne (Fauna-Flora-Habitate und Vogelschutzgebiete), Angebote für Prozessschutzabkommen, potentielle landespflegerische Ausgleichsmaßnahmen fürs Ökokonto, Zertifizierung, Grundlageninformation für eine Clusterstudie;
  • als Handwerkzeug für die Privatwaldbetreuung vor Ort durch parzellen-scharfe Verschneidung mit der Flurstückskarte;
  • als Grundlage für die Arbeit der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse auch im Hinblick auf Strategien zur gemeinsamen Bewirtschaftung des Kleinprivatwaldes;
  • zur gesicherten Holzaufkommensprognose unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und technischen Erschließbarkeit der Holzvorräte;
  • zur Wahrung der  Chancen des Privatwaldes beim (informations-) technischen Fortschritt in der Forstwirtschaft: zum Beispiel Einführung der Navigation im Wald als Anforderung der Holzkäuferschaft und des Unfallschutzes.

Verfahrensmerkmale

Die Interpretation mit der Abgrenzung „erkannter“ Baumarten und Entwicklungsphasen liefert erste Aufschlüsse für die Inventur
Die Interpretation mit der Abgrenzung „erkannter“ Baumarten und Entwicklungsphasen liefert erste Aufschlüsse für die Inventur

Die Privatwaldinventur lehnt sich sowohl im Verfahren als auch datenverarbeitungstechnisch an das Forsteinrichtungsverfahren des Landes an.
Anstelle der Betriebe werden hier Gemarkungen aufgenommen, wobei der Privatwald einer Gemarkung  nach Verteilung und Zusammensetzung in Waldorte eingeteilt wird. Dabei wird bewusst auf eine parzellen- und damit eigentümerscharfe Erhebung vor allem aus datenschutzrechtlichen Gründen verzichtet. Ebenso wird aus gleichem Grund auf die Aufnahme von Eigentumsflächen größer 100 Hektar abgesehen. Im Rahmen dieser kartographischen Waldeinteilung erfolgt auch eine Erfassung und Klassifizierung der Waldwege.
Die Wälder werden innerhalb dieser Waldorte nach Befundeinheiten und Baumarten beschrieben. Die Parameter –wie Alter , Ertragsklasse und Bestockungsgrad- werden nicht gemessen sondern qualifiziert eingeschätzt.
Neben der Erfassung der ertragskundlichen Daten erfolgt auch eine ökologische Zustandsbeschreibung der Wälder und darauf aufbauend eine Umweltplanung mit potentiellen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen.
Es entfällt bei diesem Inventurverfahren der gesamte waldbauliche Planungsteil des Forsteinrichtungsverfahrens.

Verfahrensmäßig wird auf alle vorhandenen Informationsquellen zurückgegriffen: Privatwaldbetreuende Revierleiterinnen und Revierleiter werden mit ihren Ortskenntnissen herangezogen; GIS-Verschneidungen liefern notwendige Daten, die Luftbild- und zukünftig die Satellitenphoto-Auswertung werden wesentliche Hilfsmittel sein.

Optimiert werden soll dieses Verfahren, indem die terrestrische Erhebung des Kleinprivatwaldes in der Grande Region begleitet wird von einem Satellitenbildeinsatz. Die Universität Trier als Projektpartner wird unter Ausnutzung der Inventurdaten die Interpretation der Satellitenbilder soweit entwickeln, dass über ein Werkzeug Baumarten und Entwicklungsphasen ausgewiesen werden. Jeder Bild-Pixel wird einer Baumartengruppe (Fichte, Buche, Eiche, Douglasie oder Kiefer) und einer Phase (Qualifizierung, Dimensionierung oder Reife) zugeordnet.  So entstehen Prognosekarten, die die terrestrische Inventur erheblich unterstützen würden, da dem Bearbeiter eine Voreinstufung und Abgrenzung zur Verfügung stünde.  Damit werden auch  künftige Aktualisierungen stark vereinfacht und wesentlich wirtschaftlicher. Ein Verfahren das transnational von Interesse sein wird.

PWI in der Grande Region

Zur Entwicklung des Auswertungswerkzeugs dienen die terrestrischen Erhebungen der Inventur in der Grande Region als Referenzdaten. So sind drei Mitarbeiter von Landesforsten sowie verschiedene Auftragnehmer  über Werkverträge im Einsatz,  um eine möglichst hohe  Flächenleistung zu erbringen. Die  Externen haben nach Durchführung eines öffentlichen Vergabeverfahrens ihren Zuschlag erhalten und im Juni 2009 für die ersten vier Blöcke zu je zirka 1000 Hektar in den Forstämtern Westrich (2), Prüm und Neuerburg mit der Arbeit begonnen.