Wie der Wald unter den Folgen der Klimakrise leidet
Auf dieser Seite bieten wir Ihnen einen Überblick über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald. Nutzen Sie das Menü, um direkt zu unseren FAQ, unseren Broschüren, zur Medienberichterstattung, zu weiterführenden Links oder zu unserem Presse-Service zu kommen. Oder: Scrollen Sie einfach nach unten.
Der Wald im Klimastress
Als "Dürre-Jahr" wird das Jahr 2018 bezeichnet. 2019 sah es kaum besser aus. Die Folgen der langanhaltenden Trockenheit sind auch 2020 überall im Wald sichtbar.
Die Forstleute sind daher in großer Sorge. Bäume vertrocknen und fallen Schädlingen zum Opfer. Das betrifft uns alle: Denn wo kein Wald ist, fehlt auch seine Leistung für saubere Luft, sauberes Wasser, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen, als Erholungsort für uns Menschen und als Lieferant für den nachhaltigen Rohstoff Holz.
Regelmäßig gestellte Fragen (FAQ)
Was hat der Borkenkäfer mit dem Klimawandel zu tun? Warum sind so viele Bäume krank? Und warum hilft es dem Wald, wenn man Produkte aus Holz statt aus Beton oder Plastik kauft? Im Folgenden finden Sie, aufgegliedert nach Themen, Fragen und Antworten rund um die Folgen des Klimawandels für den Wald.
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Klimakrise: Ist das Wetter oder Klima?
1. Klimawandel – Was ist das?
Das Klima fasst unterschiedliche Faktoren wie die Temperatur, Wind, Niederschlag, Luftfeuchte und Strahlung in der Atmosphäre zusammen und bezieht sich dabei auf ein bestimmtes geographisches Gebiet.
Während sich das Wetter auf einen Zeitraum von Stunden bis Wochen bezieht, spricht man beim Klima über einen Zeitraum von mehreren Jahrzenten. Bei einem Klimawandel verändern sich die Bedingungen in der Atmosphäre, was einen langfristigen Einfluss auf die Durchschnittstemperatur, durchschnittliche Regenmengen, Häufigkeit von Stürmen und andere Faktoren hat. Diese Veränderungen wiederum wirken sich auf die Tier- und Pflanzenwelt aus.
Bäume und Wälder haben sich über viele Jahrtausende an ein regional typisches Klima angepasst. Ein langfristiger Temperaturanstieg und weniger Niederschlag führen zum Beispiel zu mehr Trockenheit in der Atmosphäre. Baumarten wie die Fichte leiden darunter, gleichzeitig werden günstige Bedingungen für die Verbreitung des Borkenkäfers geschaffen.
2. Ist das noch Wetter oder ist das schon Klimawandel?
Das Wetter bezeichnet in der Regel einen kurzfristigen Zustand der Atmosphäre. Eine lange Trockenperiode macht zum Beispiel noch keinen Klimawandel aus, über eine deutliche Zunahme der Trockenperioden lassen sich jedoch bereits Rückschlüsse ziehen.
Dr. Paul Becker, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes sagt dazu: „Wir erleben die letzten Jahre eine Häufung klimatologischer Rekorde, die sich in der Summe nur mit dem Klimawandel erklären lassen. Mit diesen Rekorden nehmen aber auch Extremereignisse zu, welche direkt oder indirekt uns alle betreffen. Für die Zukunft erwarten wir eine weitere Zunahme solcher Extremereignisse. Dies erfordert von uns allen intensivere Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen.“ (Quelle: Deutscher Wetterdienst, www.dwd.de
3. Klimawandel – das gab es in der Erdgeschichte doch schon immer?
Das ist richtig. Es gab zum Beispiel Eiszeiten und auch wärmere Phasen, in denen sogar in unseren Breiten subtropische Tier- und Pflanzenarten lebten. Allerdings brauchen solche natürlichen Klimaveränderungen mehrere 10.000 Jahre.
Tier- und Pflanzenarten konnten sich also langsam an die Veränderungen anpassen oder in andere klimatische Zonen ausweichen. Der aktuelle, vom Menschen verursachte Klimawandel bringt starke Veränderungen in wenigen Jahrzehnten. Die Geschwindigkeit der Klimaveränderungen überfordert vielfach die Anpassungsfähigkeit unserer Baumarten.
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Klimakrise: Wie macht sich der Klimawandel in RLP bemerkbar?
Rheinland-Pfalz zählt innerhalb Deutschlands zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen.
- Die mittlere Jahrestemperatur ist in Rheinland-Pfalz seit Beginn der Aufzeichnungen Ende des 19. Jahrhunderts um 1,6 Grad Celsius angestiegen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 1,5 Grad.
- In den letzten Jahrzehnten ist dieser Anstieg besonders stark ausgefallen: Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Messreihe wurden alle in den Jahren nach 1994 verzeichnet.
- Mit 28 Tagen verzeichnete Trier im Sommer 2018 die längste seit 1955 beobachtete Hitzewelle.
- Das Jahr 2018 hat erstmalig seit 1976 wieder eine großflächige Dürre in Deutschland sowohl im Oberboden als auch über die gesamte Bodentiefe gebracht. Sommer und Herbst 2018 waren trockener als in allen vorherigen verfügbaren Jahren im Dürremonitor seit 1951. Das hat das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) errechnet.
- Am 25. Juli 2019 stieg das Thermometer auf 40,6 Grad Celsius in Trier und sogar 42,6 Grad Celsius in Lingen (Emsland). Neue Hitzerekorde in Rheinland-Pfalz und Deutschland.
- In keinem jemals gemessenen Monat zuvor brannte die Sonne länger vom Himmel als im Juni 2019. Der neue Sonnenscheinrekord in RLP heizte die Austrocknung der Böden weiter an.
- 2018 und 2019 fehlten 260 Liter Regen pro Quadratmeter in Deutschland
- Der April 2020 war der zwölfte April in Folge zu trocken.
Die Konsequenzen sind überall sichtbar. Auch im Wald.
- Der globale Temperaturanstieg beträgt 1 Grad Celsius seit 1881.
- Deutlich unter 2 Grad Celsius – so lautet das Ziel des Weltklimarates. Weiter soll sich die Durchschnittstemperatur auf der gesamten Erde nicht erwärmen.
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Klimakrise: Prognosen für Rheinland-Pfalz
- Die globale Erwärmung im Zuge des Klimawandels wird auch das Klima in Rheinland-Pfalz weiter verändern. Je nachdem wie sich der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen entwickelt, gehen die Klimamodelle von einer Erhöhung der Jahresmitteltemperaturen von ca. 2-6 °C (gegenüber dem Vergleichszeitraum 1881-1910) bis zum Ende des 21. Jahrhunderts aus. Hier können Sie sich die Daten genauer anschauen: http://www.kwis-rlp.de/en/daten-und-fakten/klimawandel-zukunft/
- Extremwetterereignisse wie Hitze, Dürre und Starkregen werden weiter zunehmen.
- Auch die Niederschläge verschieben sich. In den Wintermonaten wird es wohl mehr, in den Sommermonaten weniger Niederschläge geben. Für den Wald ist das ein Problem: Niederschläge im Frühjahr und Sommer sind für Pflanzen besonders wichtig – denn dann sind sie in ihrer Wachstumsphase. Während der Wintermonate stellen Bäume ihr Wachstum weitgehend ein, da sie kein gefrorenes Wasser aufnehmen können.
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Folge der Klimakrise: Warum sind unsere Wälder besonders betroffen?
Bäume und Wälder sind ortsfeste und langlebige Lebewesen und können daher äußeren Einwirkungen und Gefahren nicht durch Flucht oder Ortswechsel ausweichen. Sie müssen sich also an neue Bedingungen anpassen, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen.
Für eine solche Anpassung benötigen komplexe Ökosysteme wie der Wald allerdings viele Wald-Generationen. Im Wald dauern Generationswechsel jedoch 100 bis 200 Jahre oder länger, während sich beispielsweise die Insektenwelt teilweise mit mehreren Generationen pro Jahr relativ rasch an veränderte Bedingungen anpassen kann. Denn jede neue Generation birgt die Chance, mit neuen genetischen Informationen auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren. Mit ihren langen Generationswechseln haben Waldökosysteme keine Chance, sich an die rasanten Veränderungen des aktuellen Klimawandels anzupassen und geraten daher ganz besonders unter Druck.
Anders als im Gartenbau oder in der Landwirtschaft kann der Mensch den heutigen Wald auch nicht im nächsten Frühjahr einfach durch eine klimafestere Baumartenmischung austauschen.
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Folge der Klimakrise: Bäume vertrocknen
1. Inwiefern schadet Trockenheit dem Wald?
Große Hitze und Trockenheit wie in den Sommern 2018 und 2019 führen dazu, dass Bäume ganz einfach vertrocknen, wenn der Wasservorrat im Boden aufgebraucht ist. Das passiert nicht nur bei jungen Bäumchen, die noch keine in die Tiefe reichenden Wurzeln haben, um an das Wasser im Boden zu gelangen, sondern auf flachgründigen Böden auch großen, erwachsenen Bäumen. Durch Wassermangel und Blattverlust bleiben sie mit Nährstoffen unterversorgt. Sie sind damit anfälliger für Baumkrankheiten und Schädlinge. Vor allem in der Rheinebene sind viele alte Laubbäume durch die Hitze und Trockenheit im Frühjahr nicht mehr ausgetrieben. Betroffen ist eine Fläche von rund 2.000 Hektar.
Dazu kommt: Je wärmer es ist, desto mehr Wasser verdunstet, ehe es am Boden ankommt und den Bäumen zur Verfügung steht. Auch Wasser an der Bodenoberfläche verdunstet schneller – und: Die Transpiration der Bäume nimmt zu, sie schwitzen. Trockenstress kann in der Zukunft vor allem bei flachwurzelnden Baumarten wie der Fichte und in niederschlagsarmen Gebieten zunehmen. Auch die Gefahr für Waldbrände nimmt zu.
Durch die Klimakrise verschiebt sich zudem die Zeit der Niederschläge. Modelle prognostizieren mehr Niederschläge im Winter. Im Sommer wird es voraussichtlich weniger regnen – genau in der Zeit, in der die Bäume das Wasser brauchen.2. Warum können sich Schädlinge und Baumkrankheiten durch die Trockenheit stärker ausbreiten?
Viele Insekten, so auch der Borkenkäfer mögen es warm. Dazu kommt: Aufgrund der Trockenheit besitzen Flachwurzler wie die Fichte zudem weniger Abwehrkräfte gegen Schädlinge. Neben den Borkenkäfern, die in aller Munde sind, gibt es natürlich weitere Insektenarten, die durch den Klimawandel begünstigt zu Massenvermehrungen neigen und beispielsweise die Kiefer auf großer Fläche bedrohen können. Hierzu gehören etwa Falter mit harmlosen Namen wie Nonne, Kiefernspanner und Kiefernspinner oder auch Prachtkäfer und Pilze, wie der Rußrindenpilz.
Darüber hinaus breiten sich bisher hier unbekannte Krankheiten und Schädlinge in Folge des Klimawandels mehr und mehr aus und bedrohen Bäume und Wälder in Deutschland. Beispiele dafür sind der Eichenprozessionsspinner oder der Asiatische Laubholzbockkäfer. -
Folge der Klimakrise: Der Borkenkäfer vernichtet ganze Waldstücke
Durch das monatelange heiße und trockene Wetter gibt es so viele Borkenkäfer wie kaum zuvor. Was das für den Wald und die Forstwirtschaft bedeutet und wie die die Forstleute den Wald schützen, erfahren Sie hier.
1. Woher kommen plötzlich so viele Borkenkäfer?
Borkenkäfer sind immer im Wald. Sie sind ein natürlicher Teil des Ökosystems Wald und besiedeln kränkelnde, absterbende oder umgebrochene Bäume.
In normalen Jahren können sich gesunde Fichten gegen die Borkenkäfer wehren. Wenn der Käfer sich in die Rinde bohrt, sondert die Fichte Harz ab und tötet so den Käfer. Nur wenige Exemplare schaffen es dann, sich durch die Rinde zu bohren und sich dort zu vermehren. In Dürresommern wie 2018 und 2019 sind die Fichten so geschwächt, dass sie kein Harz produzieren können. Die Borkenkäfer bohren sich dann ungehindert ein und vermehren sich rasant.
Wenn zudem - wie 2018 - Frühling und Herbst auch noch sehr warm sind, können Borkenkäfer oftmals sogar eine dritte Generation im Jahr hervorbringen. Ein Weibchen produziert über mehrere Generationen bis zu 200.000 Nachfahren pro Jahr. Das führt zu einer explosionsartigen Ausbreitung.
2. Wie hoch ist der Schaden durch Borkenkäferfraß?
In den Jahren 2018 und 2019 wurden in Rheinland-Pfalz rund 4,5 Millionen Fichtennotgefällt, weil sie vom Borkenkäfer befallen waren. Die Bäume mussten aus dem Wald entnommen werden, damit sich der Borkenkäfer nicht weiter ausbreiten kann und noch gesunde Bäume befällt. Denn das Insekt vermehrt sich unter der Borke und schneidet durch die Fraßgänge der Larven den Bäumen die Wasserzufuhr ab, so dass.diese vertrocknen.
Vor allem im Westerwald, in der Eifel und im Hunsrück sind nun ganze Waldstücke kahl, auf manchen Hängen steht kein Baum mehr. In diesen Gegenden wächst vor allem die Fichte – und diese mag der Borkenkäfer besonders gern. Ist ein Baum stark vom Borkenkäfer befallen, stirbt er.
3. Konnte man die Massenvermehrung der Borkenkäfer nicht schon vorher ahnen?
Ein klares Jein. Mit einer so langen Hitze- und Dürreperiode hat kaum jemand gerechnet. Dass in manchen Regionen über Monate hinweg kein Niederschlag gefallen ist – das gab es bis dato noch nicht. Nicht umsonst sprechen Klima-Wissenschaftler auch von einer kommenden „Heißzeit“. Dass die Fichte in einigen Regionen von Rheinland-Pfalz immer weniger dem Klima gewachsen und deshalb geschwächt ist, ist bekannt. Es wäre aber weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll, sie alle schon vor 15 Jahren gefällt zu haben. Als die meisten Fichten vor rund 70 Jahren gepflanzt wurden, waren die Temperaturen noch kühler. Je wärmer es allerdings ist, desto mehr ist die Fichte geschwächt.
4. Was machen die Forstleute, um die Bäume vor dem Käfer zu retten?
Die Forstleute haben drei Möglichkeiten, wenn das Holz schon befallen ist: Erstens, müssen sie das Holz so schnell wie möglich aus dem Wald schaffen, damit sich der Käfer nicht weiter vermehren und noch mehr Bäume befallen kann. Zweitens können die Forstleute das geschlagene Holz von der Rinde befreien. Da der Borkenkäfer, wie der Name schon sagt, auf die Borke als Brutraum angewiesen ist, hat er so keine Chance mehr, weiter zu brüten. Entrindungsmaschinen sind aber teuer und auch nicht immer verfügbar. Drittens kann man gepoltertes Holz, also wenn es auf einem Stapel liegt, mit Insektiziden behandeln. Dann wird der Käfer und seine Brut getötet. In Rheinland-Pfalz ist der Staatswald, der rund ein Viertel der Waldfläche in Rheinland-Pfalz ausmacht, FSC zertifiziert. Hier ist der Einsatz von Pestiziden grundsätzlich verboten. Nur in sehr speziellen Ausnahmefällen und auch nur nach einer behördlichen Anordnung darf der Borkenkäfer damit bekämpft – und auch dann nur, wenn der Baum bereits gefällt und das Holz gepolter ist.
5. Wenn eine große Waldfläche vom Borkenkäferbefall betroffen ist, wird dann der ganze Wald abgeholzt?
Damit sich der Käfer nicht weiter verbreitet, werden nur befallene Bäume gefällt. Gesunde Bäume bleiben stehen. Ist der Käfer aus einem Baum schon wieder ausgeflogen, kann auch der tote Baum stehen bleiben.
6. Woran erkennt man, ob der Käfer in der Borke steckt?
Das erkennt man daran, dass sich kleine braune Bohrmehlhäufchen auf der Rinde zeigen. Der „Buchdrucker“, eine Borkenkäferart, befällt die unteren Stammabschnitte. Der kleinere „Kupferstecher“ hat es auf das dünnere Holz, also jüngere Bäume oder dünnere Stammteile abgesehen. Bei beiden Borkenkäferarten erkennen die Forstleute den Befall also am besten, wenn sie den Baum nach Bohrmehl untersuchen. Ist der Baum stark befallen, verfärben sich die Nadeln der Fichte rot und fallen dann ab. Der Baum vertrocknet, da durch die Gänge des Borkenkäfers der Saftstrom im Baum unterbrochen ist.
7. Warum gibt es überhaupt so viele Fichten, wenn man doch weiß, dass sie für den Borkenkäfer anfällig sind?
Viele der reinen Fichten- und Kieferwälder, die uns vor dem Hintergrund des Klimawandels heute große Sorgen bereiten, wurden direkt nach dem zweiten Weltkrieg gepflanzt. Aus damaliger Sicht war diese Entscheidung sicher richtig. Die vom Krieg zerstörten und durch Reparationshiebe in Kahlschlägen geplünderten Wälder sollten schnell wieder aufgeforstet werden, auch um den empfindlichen Waldboden zu schützen. Fichten- und Kiefernsamen waren damals die einzigen, die als Saatgut in großen Mengen zur Verfügung standen und aus denen Pflanzen für die Wiederaufforstung gezogen werden konnten
Der Klimawandel war noch kein Thema und der Begriff der „Biodiversität“ noch nicht bekannt. Artenvielfalt im Wald stand angesichts des enormen Rohstoffbedarfs der Gesellschaft weniger im Vordergrund als heute. Fichten und Kiefern waren als vergleichsweise schnell wachsende Bäume die erste Wahl, um dem großen Holzmangel in Deutschland zu begegnen und die noch zu entrichtenden Reparationsleistungen möglichst schnell begleichen zu können.
Landesforsten Rheinland-Pfalz betreibt seit 30 Jahren eine naturnahe Waldwirtschaft und setzt auf klimastabile Mischwälder mit standortgerechten Baumarten. Der Anteil der Fichte geht kontinuierlich zurück und liegt heute unter 20 Prozent. Häufigste Baumarten sind die Buche und die Eiche.
8. Ist das Holz dann wertlos, wenn der Käfer darin brütet?
Es lässt sich zumindest weniger gut verkaufen. Der Holzpreis sinkt – auch weil der Markt voll ist, wenn es überall Borkenkäferschäden gab. Das Holz kann man aber natürlich trotzdem noch verwenden – z.B. als Sägeholz für den Bau oder Verpackungen. Und wenn der Baum eher klein oder knorrig ist, sich also nicht so gut in gerade Abschnitte zersägen lässt, ist kann man das Holz noch als Industrieholz, etwa für Pressholzplatten verwenden oder auch zur Papierherstellung,solange es noch frisch ist.
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Folge der Klimakrise: Stürme und Starkregen werfen den Wald zu Boden
Stürme: 2018 und 2019 schlugen die Sturmtiefs „Friedericke“ und „Eberhard“ zu. In Rheinland-Pfalz lagen über Nacht 850.000 Bäume am Boden. Angebrochene Äste hingen in den Kronen, ein Waldspaziergang wurde lebensgefährlich.
Man kann seit Jahren beobachten, dass unsere Waldböden im Winter zunehmend aufgeweicht sind und die Wurzeln der Bäume an Halt verlieren. Die Hauptgründe hierfür sind klimabedingt: Mehr Niederschläge im Winterhalbjahr – fast ausschließlich als Regen oder Nassschnee – und fehlende Bodenfröste.
Von Stürmen sind vor allem flachwurzelnde Baumarten wie die Fichte betroffen. Ihre Wurzeln ragen nicht tief in den Boden – so haben sie weniger Halt. Umgefallene Fichten sind dabei ein idealer Brutraum für den Borkenkäfer. Das Holz ist noch frisch und der Baum kann sich nicht gegen das Einbohren wehren.Mischwälder sind weniger anfällig für Stürme, vor allem, wenn sie einen strukturreichen Waldrand haben. Unterschiedlich hohe Bäume und Sträucher wirken hier wie eine „Windbremse“.
Starkregen: Vor allem in den Sommermonaten ist zukünftig vermehrt mit Starkregenereignissen zu rechnen. Das zeigen Klimamodelle für Rheinland-Pfalz. Wenn es dann sintflutartig „wie aus Eimern schüttet“, kann der Waldboden die enormen Wassermassen oft nicht aufnehmen. Die Folge: Wertvoller Humus wird abgeschwemmt, kleine Bäche treten über die Ufer, Sturzfluten unterspülen ganze Wege. Oftmals kommt es örtlich zu starken Schäden bis hin zur völligen Zerstörung der Waldwege. Alleine im Wald drohen Schäden in Millionenhöhe. Fällt der Starkniederschlag im Winter als Nassschnee droht den Bäumen Schneebruch.
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Folge der Klimakrise: Baumkrankheiten und Schädlinge nehmen zu
Das, was wir als "Schädling" bezeichnet, gehört ganz natürlich zum Ökosystem Wald dazu. Die Klimakrise führt jedoch dazu, dass sich diese normalerweise harmlosen Insekten in Massen vermehren und rasant ausbreiten. Das hat zwei Gründe: Zum einen können sich viele Insekten bei warmen und trockenen Wetter explosionsartig vermehren. Zum anderen sind die Bäume aufgrund der Trockenheit zu geschwächt, um sich gegen deren Befall zu wehren. Auch Baumkrankheiten breiten sich an geschwächten Bäumen schneller aus als an gesunden. Neben dem Borkenkäfer einige weitere Beispiele:
Prachtkäfer: Vom Prachtkäfer gibt es mehrere Arten, die sich jeweils auf eine Baumart spezialisiert haben. Es gibt zum Beispiel den Eichen-, Buchen- und Kiefernprachtkäfer. Sie alle profitieren besonders von warmen, trockenen Jahren: Die Entwicklung von der Larve zum Käfer geschieht in der halben Zeit. Zugleich sind die Bäume, auf denen sie leben, von der Trockenheit geschwächt und können den Käferbefall nicht abwehren. Genau wie beim Borkenkäfer fressen sich die Larven durch die Rinde und unterbinden den Nährstofffluss im Baum – der Baum vertrocknet und stirbt ab.
Rußrindenkrankheit: Der Rußrindenpilz befällt vor allem Ahorn-Bäume und tritt verstärkt im Verlauf von und nach Dürrejahren auf. Der Name kommt von einer schwarzen Schicht, die der Pilz an den Bäumen hinterlässt – und wie Ruß aussieht. Die Sporen des Pilzes können für Menschen gefährlich werden und Atembeschwerden bis hin zu einer Lungenentzündung auslösen.
Douglasienschütte und Douglasiengallmücke: Wenn beide Arten zeitgleich auftreten, kann dies für die Douglasie zum Todesurteil werden. Die durch eine Pilzerkrankung hervorgerufene Schütte führt zu einem massiven Abwerfen von Nadeln. Verschont bleibt häufig nur der jüngste Nadeljahrgang, der im letzten Frühjahr gebildet wurde. Genau dieser wird typischerweise von der Douglasiengallmücke befallen.
Die Weibchen legen ihre Eier mit einem Legestachel in die Nadeln. Die geschlüpften Larven ernähren sich in deren Innern, ehe sie sich ausbohren. Die so befallenen Nadeln verfärben sich und fallen vorzeitig
ab. Wenn alle Nadeljahrgänge eines Baumes geschädigt sind, geht die lebenserhaltende Regenerationsmöglichkeit verloren.
Eschentriebsterben: Das Falsche Weiße Stengelbecherchen ist ein Pilz, der aus Ostasien stammt. Den dortigen Eschen-Arten macht dieser Pilz kaum etwas aus. Die Eschen in Europa sind dagegen allerdings nicht immun. Der Pilz führt zum Absterben der Triebe und schließlich des ganzen Baumes. Bevor sich das wertvolle Holz zersetzt oder auch zum Schutz der Waldbesuchenden vor herabfallenden Ästen, müssen viele Eschen gefällt werden.Misteln: Sie befallen vor allem Kiefern und entziehen dem Baum Nährstoffe – also auch Wasser. In Zeiten von Trockenheit leidet der Baum unter einem Befall umso mehr. Die Folge: Triebe sterben ab und schließlich der ganze Baum.
Mit chemisch-synthetischen Pestiziden gehen die Forstleute von Landesforsten RLP in den rheinland-pfälzischen Staatswäldern nicht vor. Ihnen geht es beim Wald um Klima- UND Umweltschutz.
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Folge der Klimakrise: Die Waldbrandgefahr steigt
In ganz Deutschland herrschte 2018 über Monate hinweg hohe und höchste Waldbrandgefahr. In einigen Regionen wurde die Gefahr real: Südöstlich von Berlin brannte im Sommer 2018 eine Fläche so groß wie 400 Fußballfelder, über 500 Menschen wurden evakuiert. Insgesamt waren 2018 bei 512 Bränden 1.674 Hektar betroffen.
Es gibt fünf Stationen des Deutschen Wetterdienstes in RLP, an denen die Waldbrandgefahr ermittelt wird. Wie die aktuelle Lage ist und wie die Prognose für die kommenden vier Tage aussieht, erfahren Sie tagesaktuell hier: https://www.dwd.de/DE/leistungen/waldbrandgef/waldbrandgef.html
2019 brannte ebenfalls bereits im Frühjahr in einigen Teilen Deutschlands der Wald. Und im Juni 2019 loderten im brandenburgischen Jüterbog die Flammen auf einer Fläche von 500 Hektar.
38 Waldbrände auf einer Fläche von 4,8 Hektar gab es im Jahr 2018. Zum Vergleich 2017 waren es 22 Waldbrände auf einer Fläche von 3,8 Hektar. Statistiken, sortiert nach Bundesländern, dazu finden Sie bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: www.ble.de -
Folge der Klimakrise: Ökologische und finanzielle Auswirkungen
1. Wie sieht es in den Wäldern von Rheinland-Pfalz aus?
Die Blatt- und Nadelverluste unserer Bäume haben in den Jahren 2018 und 2019 zugenommen. Dies zeigen die Waldzustandserhebungen. 2019 waren in Rheinland-Pfalz 82 Prozent aller Waldbäume erkennbar geschädigt. 2018 wurden sogar 84 Prozent kranke Bäume gezählt – der bislang höchste Wert. Und die jüngste Erhebung hat die schlimmsten Schäden noch gar nicht erfassen können, da sie mitten im Sommer durchgeführt wurde. Anschließend hielten Hitze und Trockenheit aber noch über viele Wochen an.
Bis Ende 2020 wird im gesamten Wald von Rheinland-Pfalz mit einer Kahlfläche von 20.000 Hektar durch Klimastressschäden gerechnet. Das entspricht rund 28.000 Fußballplätzen.
Dort, wo Forstleute und Waldbesitzende bereits stabile, strukturreiche Mischwälder aufbauen konnten, ist der Wald ganz gut gewappnet.
2. Welchen finanziellen Schaden gibt es?
Mit der ökologischen Katastrophe geht auch eine finanzielle Belastung einher. Dürre, Borkenkäfer und Stürme haben in den Jahren 2018 und 2019 zur Noternte von rund 5,5 Millionen Bäumen geführt. 5,1 Millionen Kubikmeter Schadholz treffen auf einen wegen der Klimakrise europaweit völlig überschwemmten Holzmarkt. Die Preise für Fichtenstammholz sind von Anfang 2018 bis Ende 2019 um fast 50 Prozent auf 44 Euro pro Festmeter gefallen. Da wo der Wald erst mal verschwunden ist brechen den Waldbesitzenden zudem über Jahrzehnte substantielle Einnahmequellen weg. Das Geld wird aber zur Finanzierung von Nachpflanzungen, zur anschließenden Waldpflege und damit zur Sicherung der vielfältigen Ökosystemdienstleistungen des Waldes dringend benötigt.
Wenn unplanmäßig viel Holz aus dem Wald transportiert werden muss, werden häufig Wege beschädigt oder zerstört. Dies trifft auch die Erholungssuchenden. Rund 35 Euro müssen Waldbesitzende im Schnitt aufbringen, um einen einzigen Meter Weg zu reparieren. Das bisherige Schadensausmaß der rheinland-pfälzischen Waldbesitzenden belauft sich auf über 100 Millionen Euro.
Auch die Verkehrssicherung, etwa, wenn abgestorbene Bäume an Straßen stehen, kostet für ein paar Kilometer schnell mehrere tausend Euro. Es müssen Umleitungen eingerichtet werden, die Straße gesperrt und so weiter. Für einige Kommunen kann der Wald zu finanziellen Belastung werden.
3. Gibt es ein neues Waldsterben?
Die Ursachen der Waldschäden in den 80er und 90er waren vor allem eine Folge der hohen Schadstoffeinträge in die Wälder, allen voran der Schwefelverbindungen. Hier haben die Großfeuerungsanlagen-Verordnung und weitere Luftreinhaltemaßnahmen sowie die Bodenschutzkalkungen (zur Abpufferung der Säureeinträge) in den Wäldern zu messbaren und sichtbaren Entlastungen geführt. In der Folge davon haben sich Bäume und Wälder ein stückweit regenerieren können. Dennoch ist auch in diesem Bereich noch lange nicht alles gut, da die Stickoxid-Frachten (NOX) in der Atmosphäre nur mäßig abgenommen haben und weiterhin die Waldböden erheblich belasten.
Das seit dem Sommer 2018 zu beobachtende Baumsterben wurde dagegen unter anderem ausgelöst von Sturmschäden (Orkantiefs „Friederike“ im Januar 2018 und Eberhard im März 2019), den anschließenden, ungewöhnlich heißen und trockenen Sommern 2018 und 2019 sowie einer hierdurch beförderten, extremen Massenvermehrung von Borkenkäfern an Nadelbäumen, allen voran Buchdrucker und Kupferstecher an der Fichte.
Ursächlich hierfür ist der schleichende Klimawandel, der im Rahmen der seit 1984 regelmäßig in Deutschland durchgeführten „Waldzustandserfassung“ bereits seit Anfang der 90er Jahre sichtbar wurde.
Frühzeitige und warme Frühjahrsphasen sowie ungewöhnlich sommerwarme Herbstmonate verlängern für alle Baumarten die Wachstumsperioden. Dadurch geraten die Bäume zusätzlich in Stress und das Wirkungsgefüge von Pilzen, Bakterien und Viren auf Bäume gerät durcheinander. So können z. B. bislang harmlose Pilze plötzlich gravierende Schäden verursachen.
Die teilweise dramatischen Schäden an unseren Waldbäumen, die wir heute beobachten können, sind also auf andere Ursachen zurückzuführen als die damaligen Waldschäden. Heute – genau wie damals – ist es jedoch allerhöchste Zeit zu handeln. Dieses Mal gilt es dem fortschreitenden Klimawandel endlich Einhalt zu gebieten und gleichzeitig die Wälder systematisch an die Folgen des Klimawandels anzupassen.
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Was die Forstleute tun: Der klimaresiliente Zukunftswald
1. Wie sieht ein Wald aus, der dem Klimawandel trotzt?
Der Idealfall ist ein mehrschichtiger, struktur- und artenreicher Mischwald mit einem ökologisch hochwertigen Waldrand, der nicht nur gegen Stürme schützt, sondern auch einen vielfältigen Lebensraum bietet. Die Zukunftsstrategie ist es, ein mehrstufiges Waldgefüge aufzubauen, das sich aus verschiedenen, unterschiedlich alten, standortangepassten Laub- und Nadelbaumarten zusammengesetzt. Dies geschieht vor allem durch natürliche Verjüngung (Samenfall) sowie bei Bedarf durch unterstützende Pflanzung und Saat. Ein ökologisch wertvoller, multifunktionaler Mischwald ist in der Lage, klimatische Veränderungen besser abzufangen und auch Stürmen besser „den Wind aus den Segeln zu nehmen“.
Den Wald dahingehend flächig zu entwickeln und damit seine Widerstandskräfte zu stärken stellt eine Jahrhundertaufgabe dar, die noch viele Förstergenerationen beschäftigen wird.
Zudem muss weiter untersucht werden, welche ergänzenden, noch nicht heimischen Baumarten künftig ohne Risiko das bereits hier vorhandene Baumartenspektrum erweitern könnten, um eine noch größere Auswahl möglicher Baumarten zu haben.
2. Warum hat ein gemischter Wald bessere Chancen im Klimawandel?
Vielfalt streut das Risiko. Das gilt zum einen für den ganzen Wald. Wenn verschiedene Baumarten in einem Wald wachsen, dann steigt die Chance, dass Baumarten dabei sind, die mit sich verändernden Bedingungen – beispielsweise Hitze und Trockenheit – klarkommen.
Aber auch die genetische Vielfalt innerhalb einer Baumart ist von großer Bedeutung. Denn dadurch gibt es einzelne Bäume innerhalb einer Art, die beispielsweise Trockenheit besser bewältigen als die anderen, auch wenn sie in demselben Wald stehen.
Der erfahrene Forstmann oder die Forstfrau erkennen dies und unterstützten diesen Baum, indem sie ihm mehr Wuchsraum verschaffen und ihm ermöglichen eine große Krone zu entwickeln. Sie greifen der Natur dabei etwas unter die Arme. Dieser Baum hat dann gute Chancen, Nachkommen zu bekommen, so dass längerfristig der ganze Wald besser mit dem veränderten Klima klarkommt. Wenn in der naturnahen Waldbewirtschaftung außerdem immer nur einzelne, erntereife Bäume entnommen werden um Platz für den Baumnachwuchs zu schaffen, entsteht langfristig ein ökologisch wertvoller und stufiger Dauerwald. Diese Arbeit der Forstleute braucht Erfahrung, Weitsicht und Fingerspitzengefühl.
3. Was bedeutet standortgerecht in Zeiten des Klimawandels?
In der Forstwelt wird häufig von standortangepassten oder standortgerechten Baumarten geredet. Hiermit meint man, dass der vorhandene Boden und dass das jeweilige Klima darüber entscheiden, ob eine Baumart dort gar nicht, gerade so oder eben besonders gut wachsen kann.
Die Standortansprüche der verschiedenen Baumarten sind gut erforscht und in der Fachliteratur ausführlich beschrieben. Problematisch wird es jedoch, wenn sich Standorteigenschaften durch den voranschreitenden Klimawandel ändern.
An vielen Orten in Deutschland wird davon ausgegangen, dass sich die Niederschläge vom Sommer in den Winter verschieben und es zu längeren Dürrezeiten (siehe Sommer 2018 und 2019) und milderen Wintern kommt.
Neben diesen direkten Auswirkungen auf den Niederschlag bzw. die Verteilung des Niederschlags über das Jahr werden sich mit der Zeit auch die Böden und deren Eigenschaften ändern. Denn mit größerer Wärme werden zum einen Bodenorganismen aktiver; vielleicht in Zukunft eines Tages auch das ganze Jahr über. Dies verändert Abbauprozesse im Boden, sodass sich gerade der Oberboden über die nächsten Jahre und Jahrzehnte drastisch verändern kann.
Bäume, die heute keimen oder die wir heute pflanzen, werden aber für mindestens 70 - 100 Jahre (z.B. Kiefer) bzw. bis zu 200 Jahre (z.B. Eiche) mit dem Niederschlag und den vorhandenen Böden zurechtkommen müssen. Daher ist es wichtig, bereits heute die zu erwartenden Veränderungen der Standortseigenschaften bei der Baumartenwahl und Waldentwicklung zu berücksichtigen.
4. Welche Baumarten werden im Wald der Zukunft wachsen?
Im Wald der Zukunft werden vor allemalte Bekannte wachsen: Buchen, Eichen, Ahorn, Wildobst, Kiefern, Weißtannen und viele andere standortangepasste Baumarten. Die Forstleute werden in Zukunft sehr viel stärker darauf achten, dass die Baumarten nur auf den für sie geeigneten Standorten wachsen.
Um zukünftig eine noch größere Vielfalt an Baumarten für unterschiedliche Standort- und Klimabedingungen zu haben, erforschen Forstleute auch nicht heimische Baumarten aus dem eurasischen Kontaktbereich, wie zum Beispiel die Zerreiche, die Baumhasel oder die Schwarznuss. Dies sind nur einige Baumarten, die für das Klima der Zukunft geeignet scheinen und die wir bereits seit vielen Jahren aus Parkanlagen, botanischen Gärten und Versuchsanbauten kennen. Die Edelkastanie, die Küstentanne und die Douglasie beweisen bereits seit über hundert Jahren ihre Eignung als Waldbaumarten hier bei uns in Deutschland. Für die ergänzende Beimischung wärmeliebender, bisher nicht heimischer Baumarten gilt im Staatswald Rheinland-Pfalz eine Obergrenze von 20 Prozent.
Vielfalt ist Sicherheit! Die Sommer 2018 und 2019 haben gezeigt, dass neben der Fichte auf manchen Standorten inzwischen auch Buchen und z. T. Eichen Schwierigkeiten haben, solche extremen Dürreperioden unbeschadet zu überstehen. Mit vielen unterschiedlichen Baumarten im Wald kann man die Risiken in der Waldentwicklung begrenzen.
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Was die Forstleute tun: „Waldumbau“ stärkt die Anpassungsfähigkeit
1. Warum reagieren die Forstleute erst jetzt auf den Klimawandel?
Auch wenn es in Rheinland-Pfalz immer noch reine Nadelbaumbestände gibt die besonders empfindlich auf den Klimawandel reagieren, ist der Abschied von den sogenannten Monokulturen längst eingeleitet. Die Forstleute haben die Herausforderungen des Klimawandels schon vor Jahrzehnten erkannt und mit dem langwierigen Umbau unserer Wälder begonnen.
Der Anteil der Laub- und Mischwälder nimmt daher erfreulicher Weise ständig zu, wie unabhängige Waldinventuren (z.B. https://bwi.info/) nachweisen. So wachsen In Rheinland-Pfalz bereits heute 82 Prozent Mischwälder und 60 Prozent der Bäume sind Laubbäume. Im Jungwald unter 4 Meter Höhe liegt der Laubaumanteil sogar schon bei 77 Prozent. Wie von Natur aus ist die Buche häufigste Baumart, gefolgt von der Eiche.
2. Was bedeutet „Waldumbau“? Das klingt nicht wirklich nach Natur
Waldumbau ist die behutsame Einleitung von Abläufen, die sich über viele Jahre oder Jahrzehnte erstrecken. Ziel ist es, instabile Nadelwälder, die häufig nur aus einer einzigen Baumart bestehen und anfällig gegenüber Sturm, Dürre oder Borkenkäferbefall sind, langfristig zu stabilisieren und zu ökologisch wertvollen Mischwäldern weiterzuentwickeln.
Forstleute pflanzen oder säen beim sogenannten „Waldumbau“ geeignete, klimatolerantere und schattenertragende Baumarten wie Buchen oder Weißtannen unter das Kronendach der vorhandenen Bäume. So kann ohne radikale Umbrüche im Schutz der Altbäume bereits die neue, klimastabilere Baumgeneration heranwachsen und einen Zweigenerationenwald bilden. Forstleute sprechen hier von „Vorausverjüngung“.
Wegen der langen Lebensdauer der Bäume, ist es - anderes als bei landwirtschaftlichen Kulturen - nicht möglich Nadelbäume kurzfristig auszutauschen. Sie müssten stattdessen in noch jungen Jahren vorzeitig geerntet werden, nur um an ihrer Stelle einen neuen Wald zu pflanzen. Holz ist ein sehr wertvoller Rohstoff, der entsprechend wertgeschätzt werden muss. Vergleichbar ist dies mit der Architektur in unseren Städten. Auch wenn sich gegenüber den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Anspruch an Qualität und Optik von Gebäuden viel getan hat, käme niemand auf die Idee, alle noch aus dieser Zeit stammenden Gebäude einfach abzureißen und gemäß der aktuellen Erkenntnisse neu zu bauen. Stattdessen werden Gebäude Stück für Stück saniert und an die heutigen Erkenntnisse und Bedürfnisse angepasst.
3. Hat die Forstwirtschaft nicht jahrelang Fehler gemacht, die sich jetzt rächen?
Die Suche nach Fehlern in der Vergangenheit hilft im Wald bei der Suche nach Lösungen für morgen nicht weiter. Viele der reinen Fichten- und Kieferwälder, die uns vor dem Hintergrund des Klimawandels heute große Sorgen bereiten, wurden direkt nach dem zweiten Weltkrieg gepflanzt. Über Artenschwund und Klimawandel war damals nichts bekannt.
So sind die damaligen Entscheidungen für die Fichte im historischen Kontext absolut nachvollziehbar. Die vom Krieg zerstörten und durch Reparationshiebe in Kahlschlägen geplünderten Wälder sollten schnell wieder aufgeforstet werden, auch um den empfindlichen Waldboden zu schützen und den Wald als solchen zu erhalten. Fichten- und Kiefernsamen waren damals die einzigen, die als Saatgut in großen Mengen zur Verfügung standen und aus denen Pflanzen für die Wiederaufforstung gezogen werden konnten.
Außerdem bestand im zerstörten Nachkriegsdeutschland ein extrem hoher Bedarf an Bauholz. Entsprechend war zu dieser Zeit die Produktion von Holz die primäre Anforderung, die die Gesellschaft an den Wald stellte. Forstleute und Waldbesitzende hatten die Aufgabe, diese Anforderung nach bestem Wissen zu erfüllen.
Die waldbaulichen Entscheidungen unserer Vorgängergenerationen hatten deshalb nichts mit Profitgier zu tun. Sie heute als Fehler zu brandmarken ist leicht und billig, wird aber der historischen Situation im Nachkriegsdeutschland nicht gerecht. Unter schwierigsten Bedingungen mussten damals Entscheidungen für den Wiederaufbau völlig zerstörter Wälder getroffen werden.
Wichtiger ist der Blick nach vorn. Wir wissen um den Klimawandel und tragen dafür auch Verantwortung. Wir können auf umfangreiche Forschungsergebnisse zurückgreifen und leben unter wirtschaftlich besten Bedingungen. Wir sollten alles daransetzen, dass unsere Nachfahren unsere heutigen Entscheidungen als kluge Vorsorge und nicht als vorhersehbare Fehler kritisieren werden.
4. Wie kann der Waldumbau gelingen?
Damit diese Jahrhundertaufgabe gelingt, benötigen Forstleute und Waldbesitzer eine breite Unterstützung und die Wertschätzung ihrer Arbeit in der Gesellschaft. Außerdem kann der Umbau der Wälder hin zu klimaangepassten Wäldern nicht ohne erhebliche finanzielle Hilfe und Unterstützung aus der Politik gelingen.
Hier werden Steuergelder sinnvoll und zukunftsorientiert eingesetzt. Alle Waldliebhaber und Waldfreunde in Deutschland sind aufgefordert, ihre örtlichen Bundestags- und Landtagsabgeordneten um Hilfe für ihren Wald zu bitten.
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Was die Forstleute tun: Neuer Wald auf Freiflächen
1. Kann der Wald sich nicht selbst helfen?
Auf abgestorbenen Fichten- und Kiefernwaldflächen werden sich, wenn der Mensch nicht eingreift, in großem Umfang wieder Fichten und Kiefern natürlich vermehren. Ziel einer verantwortungsvollen Forstwirtschaft ist es aber, einen Baumartenwechsel hin zu klimaplastischen und naturnahen Laubbaumarten wie Buche oder Eichen einzuleiten. Dazu benötigt der Wald die Hilfe des Menschen. Buche und Eiche haben Früchte, die nicht fliegen können. Allenfalls können Tiere wie der Eichelhäher, der Tannenhäher oder das Eichhörnchen einzelne Samen über größere Strecken verschleppen. Diese vereinzelten „Hähersaaten“ reichen aber bei weitem nicht aus, einen Buchen- oder einen Eichenwald entstehen zu lassen.
2. Wie berücksichtigen Forstleute bei der Wiederbewaldung die Kräfte der Natur?
Forstleute versuchen, so weit wie möglich mit der Natur zu arbeiten und unterstützen diese gezielt und dosiert. Wenn auf Kahlflächen plötzlich viel Licht auf den Waldboden fällt, keimen die im Boden vorhandenen Samen und es werden auf den allermeisten Waldflächen Pionierbaumarten wie Birke, Aspe oder Weide hinzukommen. Diese sind herzlich willkommen.
Auf zahlreichen Kahlflächen wachsen auch bereits junge Bäume. Sie sind entweder aus Samen gekeimt oder wurden im Rahmen des Waldumbaus bereits gezielt unter die Altbäume gepflanzt.
Für die Forstleute und Waldbesitzer ergibt sich darüber hinaus jetzt die Chance weitere licht- und wärmeliebende Baumarten zu ergänzen, die zum Aufbau besser an das künftige Klima angepasster Wälder benötigt werden. Dazu zählen etwa die Eiche oder Wildobstsorten wie Wildkirsche, Edelkastanie oder Elsbeere.
In vielen Fällen genügt es daher, wenn nicht die kompletten Kahlflächen bepflanzt, sondern die Baumarten der Zukunft in Trupps und Gruppen gepflanzt werden. Dazwischen ergänzt die Natur ihre Baumarten. Die Forstwissenschaft bezeichnet dies als eine „sukzessionsgestützte Wiederbewaldung“. Bäume, die die Natur kostenfrei liefert, werden in den Wald der Zukunft integriert. Übrigens haben sich 87 Prozent aller Jungbäume im rheinland-pfälzischen Wald natürlich angesamt.
3. Kann der Wald auch dauerhaft verschwinden?
Auf den allermeisten Katastrophenflächen wird wieder Wald wachsen, da ist sich die Wissenschaft sicher. Zumindest, wenn es gelingt, beim Klimaschutz voranzukommen und das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Diese Wälder werden aber anders aussehen als die Wälder, die wir bisher kennen. Mit Hilfe der von der Natur geschenkten Pionierbaumarten (Birke, Eberesche, Weide, Aspe, ...), die sich schnell und ohne das Zutun des Menschen auf freien Flächen ansiedeln und der zusätzlichen Pflanzung langlebiger Baumarten, wie Buche und Eiche, sollte nach etwa fünf Jahren auf den meisten Flächen schon wieder ein junger Wald wachsen.
Der Anteil der Laubbäume in den rheinland-pfälzischen Wäldern wird weiter zunehmen. Und wir werden auch Baumarten bei uns sehen, die wir bisher eher selten im Wald erlebt haben, beispielsweise die Esskastanie. Forstleute und Waldbesitzende haben in den nächsten Jahrzehnten eine Herkulesaufgabe vor sich, um die Wälder zu retten. Bis der Wald auf ehemaligen Katastrophenflächen die für die Menschen wichtigen, vielfältigen Ökosystemleistungen, wie den Trinkwasserschutz wieder erbringen kann, vergehen allerdings viele Jahrzehnte. Bis wieder dicke alte Bäume den Wald prägen, müssen wir sogar 100 bis 200 Jahre warten. Bestenfalls unsere Kinder oder Kindeskinder werden in heißen Sommern auf den Kahlflächen von heute wieder einen kühlen Wald genießen können.
4. Brauchen wir neue Baumarten aus wärmeren Klimaregionen?
Heimische Baumarten sollen auch in Zukunft die Basis, das Rückgrat für klimafitte Wälder bilden. Wenn sie bei für sie optimalen Wasser-, Temperatur- und Nährstoffverhältnissen wachsen sind sie sehr robust. Dass sich die Bedingungen derzeit aber viel schneller verändern und vom Optimum entfernen, als dies noch vor wenigen Jahren absehbar war, lässt sich an den starken Schäden bei fast allen Baumarten gut beobachten.
Es ist also wichtig, zunächst innerhalb einer Art, z. B. der heimischen Traubeneiche, nach trockenresistenten Herkünften Ausschau zu halten. An sonnenexponierten Südhängen an Rhein und Mosel haben sie sich beispielsweise bereits heute an ähnliche klimatische Bedingungen angepasst, wie wir sie für die Zukunft erwarten. Mit dem Saat- oder Pflanzgut solcher Bäume bereichern wir die genetische Vielfalt innerhalb der heimischen Arten in unseren Wäldern, so dass sie sich flexibler an die klimabedingten Veränderungen anpassen können.
Für den durchaus realistischen Fall, dass sich das Klima so stark verändert, dass es die Anpassungsfähigkeit der heimischen Baumarten überfordert, empfehlen Forstwissenschaftler, die heimischen Baumarten schon heute mit nicht heimischen Baumarten zu ergänzen, die sich in ihren Herkunftsregionen bereits über Jahrhunderte an die voraussichtlich künftig bei uns herrschenden Bedingungen anpassen konnten.
Dies geschieht vorsichtig, dosiert und unter wissenschaftlicher Beobachtung. Besonders gut eignen sich Arten, die in den Grenzregionen südeuropäischer Länder vorkommen. Bei diesen Arten besteht die beste Chance, dass sie sich aufgrund langer Koevolution gut in das bei uns bestehende Artennetz einpassen werden. Die neuen, „ergänzenden“ Baumarten werden unter wissenschaftlicher Beobachtung in unsere Wälder eingebracht, um jegliches Risiko zu vermeiden.
Das heißt, dass eine ergänzende Baumart
- mit heimischen Baumarten gut mischbar sein muss und heimische Baumarten nicht verdrängen darf,
- eine Streu aus abgeworfenen Blättern oder Nadeln bildet, die gut abbaubar ist und fruchtbaren Humus bildet,
- unter den klimatischen Bedingungen in Deutschland fruktifizieren und sich durch Samenfall natürlich vermehren kann und
- keine Krankheiten und Schädlinge mitbringen darf oder für Schädlinge und Krankheiten die es bei uns gibt, besonders anfällig ist.
Sind alle diese Anforderungen erfüllt, steht einer dosierten Verwendung ergänzender, nicht heimischer Baumarten in Deutschland nichts mehr im Wege. Sie sind dann gut integrierbar in unsere Wälder. Der Anteil ergänzender, wärmeliebender Baumarten wird im Staatswald von Rheinland-Pfalz auf maximal 20 Prozent beschränkt.
5. Müssen die abgestorbenen Fichten weggeräumt werden?
Hier gilt es zu differenzieren: Aufgrund der Ansteckungsgefahr sollten alle Bäume, in denen unter der Rinde noch Borkenkäfer leben, schnell und sorgfältig aus dem Wald transportiert werden.
Und natürlich ist es sinnvoll, wertvolles Holz, das im Wald über Jahrzehnte herangewachsen ist, in möglichst langlebigen und werthaltigen Holzprodukten weiterzuverwenden. So lässt sich Kohlenstoff speichern und so lässt sich eine stärker biobasierte Wirtschaftsweise fördern.
Für eine erfolgreiche Wiederbewaldung kann es aber durchaus vernünftig sein, stehendes und liegendes Totholz auf der Fläche zu lassen, denn auch tote Fichten spenden Schatten und schützen den empfindlichen Waldboden vor dem Austrocknen. Artenvielfalt und Mikroklima profitieren. Im Schutz der abgestorbenen Bäume kann sich sehr gut von Natur aus ein neuer Wald entwickeln. Diese Entwicklung müssen Forstleute sehr genau beobachten und gegebenenfalls eingreifen, damit nicht wieder reine Fichtenwälder wachsen, die im Klimawandel keine Chance haben werden. Vor allem an den Waldwegen sollte man bedenken, dass stehende tote Bäume für Waldbesucherinnen und Besucher zur Gefahr werden können.
Äste und Baumkronen verbleiben übrigens immer auf der Waldfläche. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Humusbildung.
6. Was tun die Forstleute bei der Wiederbewaldung für Insekten und Vögel?
Forstleute und Waldbesitzende lassen gezielt breite Streifen entlang von Wegen oder Wiesen frei. Sie pflanzen dort keinen Wald, sondern sie lassen entweder der Natur freien Lauf oder pflanzen ganz bewusst vielfältige, heimische Sträucher und Baumarten, die in besonderer Weise blühen und fruchten, wie Weiden- oder Wildobstarten.
So fördern sie die Artenvielfalt der Vögel und Insekten und leisten einen Beitrag zur Gestaltung gesunder und stabiler Waldränder.
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Warum benötigt der Wald die Hilfe der Jägerinnen und Jäger?
Der Wald bietet vielen Pflanzen und Tieren einen wertvollen und unverzichtbaren Lebensraum. Umgekehrt können pflanzenfressende Tiere, insbesondere Rehe und Hirsche, einen erheblichen Einfluss auf die Lebensgemeinschaft Wald ausüben und diesen langfristig in seiner Artenzusammensetzung und Vitalität gefährden.
Rehe und Hirsche ernähren sich naturgemäß von jungen Keimlingen, Knospen und Trieben oder schälen Rindenstücke von jungen Bäumen ab. Dadurch können langfristig verschiedene für die Tiere besonders schmackhafte Baumarten, wie Tanne, Eiche und Ahorn als besonders wertvolle Mischbaumarten ganz verschwinden oder es kommt zu Pilzerkrankungen oder Fäulniseintritt, so dass die betroffenen Bäume langfristig in ihrer Vitalität und Stabilität eingeschränkt sind.
Keimen die Samen der Bäume von selbst, sind sie nicht geschützt. In der Naturverjüngung sind mehr als drei Viertel unserer klimatoleranteren Baumarten Tanne oder Eiche und knapp ein Drittel der Buche durch Wildverbiss gefährdet. Deshalb brauchen die Wälder engagierte Jägerinnen und Jäger – gerade in Zeiten der Klimakrise.
Gesunde und gemischte Wälder mit verträglichen Reh- und Hirschbeständen haben von Natur aus die Eigenschaft, sich auch von selbst immer wieder zu erneuern. Bei Wäldern im Klimastress mit eingeschränkter Vitalität und überhöhten Wilddichten ist diese natürliche Eigenschaft erheblich eingeschränkt.
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Was die Forstleute tun: Wald nutzen - Klima schützen
1. Ist der Wald Klimaopfer oder Klimaretter?
Sowohl als auch! Wälder sind bedroht durch den Klimawandel. Intakte Wälder sind gleichzeitig aber auch eine wichtige Hilfe im Kampf gegen den CO2-Gehalt der Luft. Bäume und Wälder entziehen der Atmosphäre beim Wachstum das klimaschädliche CO2. Im Holz der Bäume und im Boden speichern Wälder große Mengen CO2. Der Wald ist so ein natürlicher CO2-Speicher. Er spielt im Kohlenstoffkreislauf eine wichtige Rolle und trägt einen großen positiven Beitrag zur Klimabilanz bei. Diese Leistung ist gefährdet, wenn der Klimawandel unsere Wälder immer weiter schwächt!
2. Sollte man auf Holznutzung verzichten, damit der Wald mehr CO2 speichert?
Das ist ein Trugschluss. Fakt ist:
- In jedem Kubikmeter Holz ist rund eine Tonne CO2 gebunden.
- Verzichtet man in Wäldern auf die Ernte von Holz, so steigt zwar zunächst die Speicherung von CO2 in den Bäumen und im Waldboden an (sog. „Waldspeicher“). Wenn die Bäume aber irgendwann altersbedingt absterben und zerfallen, wird das gespeicherte CO2 wieder freigesetzt. Mittelfristig stellt sich in solchen Wäldern ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und natürlichem Zerfall ein. Der „Waldspeicher“ bleibt dann auf einem konstanten Niveau und nimmt kein zusätzliches CO2 mehr auf.
- Wird das Holz der Bäume jedoch nachhaltig genutzt und vor seinem Zerfall einer langlebigen Verwendung zugeführt (z.B. für Möbel, Dachstühle, Häuser, Musikinstrumente, Spielgeräte, Fußböden …) bleibt das CO2 im sog. „Holzproduktespeicher“ viele Jahre gebunden. Danach kann es z.B. zu Spanplatten recycelt oder als CO2-neutraler Brennstoff verwendet werden.
- Ein besonders hoher, waldbasierter Klimaschutzeffekt wird mit der sog. Substitution erzielt. Das ist gespartes CO2, wenn Holz als Baustoff energieintensive Baumaterialien wie Stahl, Beton und Aluminium oder als Energieträger fossile Brennstoffe wie Öl und Gas ersetzt. So stützen wir ein zukunftsfähiges und biobasiertes Wirtschaften.
3. Warum werden aktuell auch gesunde Bäume gefällt?
Auf den ersten Blick verwundert es, wenn gesunde, kräftige Bäume gefällt werden, wenn „nebenan“ sowieso schon jede Menge kranke und tote Bäume stehen oder liegen. Es wäre jedoch unklug, die Pflege noch intakter Wälder zu unterlassen, weil andere Wälder krank sind. Das würde weder den gesunden noch den kranken Wäldern helfen. Es ist das Grundprinzip der Forstwirtschaft, gesunde Bäume zu fällen, um Raum für nachwachsende Baumgenerationen zu schaffen und das Holz als lebenswichtigen, ökologischen und immer nachwachsenden Rohstoff zu ernten. Die Bereitstellung und Verwendung von Holz als Baustoff der Zukunft ist ein unersetzlicher Beitrag zu einer künftig „kohlenstofffreien“ Wirtschaft und damit zum Klimaschutz.
Die aktuelle Situation, in der vor allem geschädigte und kranke Bäume gefällt werden, um die Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen einzudämmen, ist ein untypischer Krisenmodus. Dieser Krisenmodus steht derzeit stark im öffentlichen Fokus. Viele Wälder sind zum Glück nicht oder nur wenig von Dürre und Schädlingen betroffen. Die Bewirtschaftung diese Wälder bedeutet nicht nur Holzernte, sondern auch Pflege und Stabilisierung oder gezielten und behutsamen Umbau zu artenreichen Mischwäldern, die sich bestmöglich an das Klima anpassen können.
4. Windenergieanlagen - Freunde des Waldes?
Wer erneuerbare Energien fördert, leistet einen Beitrag zum Klima- und damit zum Waldschutz. Daher ist es folgerichtig, dass viele Waldbesitzende und Forstleute auch im Wald den Bau von Windenergieanlagen unterstützen. Durch eine Windenergieanlage können jährlich rund 2.360 Tonnen CO2 vermieden werden. Dabei sind die Emissionen für den Bau der Anlage bereits berücksichtigt. Die rund 450 Windturbinen die sich bisher im rheinland-pfälzischen Wald über den Baumwipfeln drehen sparen so rund eine Million Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Die Klimaschutzleistung eines Hektars Wald (Waldspeicher + Holzproduktespeicher + Substitution) beläuft sich auf 10,4 Tonnen CO2 pro Jahr in RLP. Somit leisten alle Windenergieanlagen im RLP-Wald gemeinsam einen vergleichbaren Klimaschutzbeitrag, als würde man 100.000 Hektar neuen Wald anpflanzen. Die Netto-Flächeninanspruchnahme für Windräder beträgt 0,5 Hektar pro Anlage. In der Summe also aktuell rund 225 Hektar.
Windräder im Wald bilden darüber hinaus eine wichtige Einnahmequelle für die Waldbesitzenden um den Wiederaufbau der klimakranken Wälder und die Waldpflege finanzieren zu können. Ziel ist es daher die Windkraft weiter auszubauen. Dafür bieten sich aktuelle Waldschadensflächen besonders an.
5. Wie hoch ist die Klimaschutzleistung des Sektors Forst und Holz?
Zur Erreichung der Klimaschutzziele spielt der Wald in Rheinland-Pfalz eine ganz zentrale Rolle. Ohne die Klimaschutzleistungen von Forst und Holz wären die CO2-Emissionen unseres Bundeslandes um 26 Prozent höher.
Nach der Studie Klimaschutz durch Forst- und Holzwirtschaft Rheinland-Pfalz (2017) liegt die Klimaschutzleistung bei 9,8 Mio. t CO2 pro Jahr und gliedert sich wie folgt auf:
- Waldspeicher: 3,7 Mio. t CO2
- Holzproduktespeicher: 0,5 Mio. t CO2
- Substitution: 4,5 Mio. t CO2
- Windenergie 1,1 Mio. t CO2
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Warum hat sich Landesforsten Rheinland-Pfalz am 1. September 2020 im Staatswald zu einer temporären Hiebsruhe in alten, noch geschlossenen Buchenwäldern entschlossen?
Die letzten drei Hitze- und Dürresommer in Folge mit Temperaturrekorden und ausgeprägtem Niederschlagsmangel gerade in Rheinland-Pfalz zeigen, dass die Klimakrise im Herzen unserer Wälder angekommen ist – mit voller Wucht. Und sie manifestiert sich dort, begleitet von deprimierenden Bildern.
Zeigten sich die Folgen im Jahr 2018 zunächst vor allem bei den Fichten, die aus den Nachkriegsaufforstungen stammen, ist seit 2019 und in dramatischem Ausmaß sichtbar etwa seit Anfang August dieses Jahres (2020) die Buche betroffen. Damit ist eine Art akut betroffen, die von Natur aus wesentliche Teile unseres Bundeslandes einnehmen würde - unsere bislang wichtigste Verbündete im langfristigen „Waldumbau“, also der Stärkung der Waldökosysteme in ihrer Anpassungsfähigkeit an die Klimaentwicklung.
Braune Buchenkronen im Hochsommer, mitten in der Vegetationsperiode, mit Blättern, die wie gefriergetrocknet an den Zweigen sitzen, sind keine „normale“ Erscheinung und zeichnen Forstleuten mit jahrzehntelanger Berufserfahrung tiefe Sorgenfalten auf die Stirn.
In dieser Lage, hat sich Landesforsten entschlossen, innezuhalten. Innezuhalten, um Zeit für weiteres, aufmerksames Beobachten und Forschen zu gewinnen, damit die Buche in Rheinland-Pfalz eine Zukunft hat.
Die auf ein Jahr verfügte Hiebsruhe in geschlossenen alten Buchenwäldern ist allerdings noch keine Antwort oder Therapie zur Rettung dieser Wälder vor den dramatischen Folgen des Klimawandels. Schon gar nicht darf sie als Einstieg in den Ausstieg aus der forstlichen Nutzung von Buchenwäldern missverstanden werden.
Sie ist vielmehr Ausdruck eines lernenden und beobachtenden Innehaltens in einer klimawandelbedingten Belastungssituation, wie sie diese Wälder seit Jahrtausenden nicht gekannt haben. Forstleute nehmen hier ihre Verantwortung für das ihnen Mögliche zur Unterstützung der unter dem menschengemachten Klimawandel extrem leidenden Wälder wahr.
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Welche Auswirkungen haben fehlende Kronendächer und offene Kahlstellen auf das Mikroklima im Wald und auf die Bäume in Zeiten der anhaltenden Klimaerhitzung?
Innerhalb von Wäldern herrschen ausgeglichenere Temperaturen als in ihrer Umgebung. Das Kronendach fängt einen Teil der Sonnenstrahlung auf und nutzt sie zur Photosynthese, ein weiterer Teil wird reflektiert und kann so nicht in den Wald gelangen. Man spricht von einem Waldinnenklima, das für die Entwicklung von jungen Bäumen von entscheidender Bedeutung ist. Sie brauchen dieses kühle Mikroklima, um wachsen zu können.
Naturnahe, vielfältige und reich strukturierte (mehrere Baumgenerationen enthaltende) Mischwälder, wie sie im Rahmen der naturnahen Waldbewirtschaftung in Rheinland-Pfalz bereits seit mehreren Jahrzehnten verfolgt werden, besitzen bodennah ein feuchtkühles Mikroklima.
Doch die alten Buchen schützen nicht nur den Nachwuchs, sondern auch sich gegenseitig. Denn Buchen bilden keine Borke als äußeres Abschlussgewebe des Stammes aus. Die dünne Rinde ist bei direkter Sonnenbestrahlung durch Überhitzung gefährdet. Es entsteht ein sogenannter Sonnenrindenbrand, in dessen Folge Zellen absterben, die Rinde abblättert und Eintrittspforten für Schadorganismen entstehen.
Auch an den Ästen der Baumkronen kann dieses Phänomen auftreten, wenn infolge spärlicher Belaubung oder frühzeitigem Blattfall die Äste länger und stärker der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Solche Schäden entstehen aktuell ganz unabhängig von Baumentnahmen im Rahmen der Waldbewirtschaftung auch an Buchen in nicht bewirtschafteten Naturwaldreservaten.
Diese neuen Phänomene, die ganz offensichtlich im Zusammenhang zur dramatisch fortschreitenden Klimaerwärmung stehen, bedürfen der genauen Beobachtung, Analyse und Bewertung, da vermeintlich gesicherte forstwissenschaftliche und ökologische Erkenntnisse aktuell auf den Prüfstand müssen.
Ziel ist es, neue und nach Waldstandorten z. B. in Abhängigkeit von Höhenlage, Himmelsrichtung, Bodenqualität, örtlichem Niederschlagsangebot differenzierte Managementempfehlungen für die Buchenwälder formulieren zu können.
Nur so können diese Wälder dauerhaft ihre wichtigen Ökosystemleistungen erfüllen – einschließlich ihrer Klimaschutzleistungen durch Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe als Basis für eine moderne Bioökonomie.
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Welche Schäden sind insbesondere in unseren heimischen Buchenwäldern derzeit als Folge der vorangegangenen Hitze- und Trockenheitsperiode zu beobachten?
Viele Bäume sind geschwächt und werden dadurch anfällig gegenüber Schaderregern. Die durch Sonnenbrand verursachten Rindennekrosen führen zu einem Auftreten von Rindenpilzen. Dem folgt die Besiedelung durch Holzfäulepilze oder Hallimasch. Buchenborkenkäfer und Buchenprachtkäfer profitieren von geschwächten Buchen und den warmen Temperaturen. Sie können sich gut vermehren und verursachen weitere Schäden.
2020 führten die in weiten Bereichen des Landes zu trockenen Monate April, Juli und August zu einem Rückgang der Wasservorräte im Wurzelraum der Bäume. Ende Juli/Anfang August gerieten insbesondere die stark fruktifizierenden Buchen unter zunehmenden Wasserstress. Dies äußerte sich in gelb und braun werdenden Buchenblättern und häufig in nicht vollständig entwickelten Bucheckern. Deutlich sichtbar wurde dies durch flächig braunwerdende Buchenwälder insbesondere in den nördlichen Mittelgebirgen unseres Bundeslandes.
Neben Trockenheit und Hitze haben im laufenden Jahr 2020 die starke Blüte und Fruktifikation der Buche deren Vitalität maßgeblich beeinflusst. Auch wenn Blühen und Fruchten normale Vorgänge im Lebenszyklus eines Baumes und für die Verjüngung von Wäldern von entscheidender Bedeutung sind, führt dies zu einer starken Belastung der Bäume. Der Nährstoffbedarf zur Anlage von Blüten und Früchten ist erheblich und wird entweder durch angelegte Reserven oder durch Verlagerung von Wachstumsvorgängen gedeckt.
Die durch die Klimaerwärmung hervorgerufenen Witterungsverläufe provozieren eine im Vergleich zu früheren Jahrzehnten deutlich häufiger Abfolge von Blüh- und Fruchtjahren bei der Buche. In der Kombination von Trockenheit und starker Fruktifikation entsteht so ein gefährlicher Teufelskreis, der zu einer erheblichen Schwächung der Bäume führt.
Auch wenn im August die Buchen ihre Knospen für das nächste Jahr bereits ausgebildet hatten und diese in der Regel auch grün und vital waren, werden die Auswirkungen dieser Schwächung erst nächstes Jahr sichtbar werden. Zu erwarten ist jedoch eine weitere, deutliche Zunahme der Schäden.
Während vor 2018 tote Buchen lediglich in Verbindung mit der sogenannten Buchenkomplexkrankheit auftraten, führten die Jahre 2018 bis 2020 zu einem deutlichen Anstieg trockenheitsbedingter Absterbevorgänge.
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Warum sind alte Baumbestände und gerade Buchen wichtig für unsere heimischen Wälder?
Unser Wald ist Spiegel der Nutzungs- und Kulturgeschichte. Nur vor dem historischen Hintergrund ist zu verstehen, wie es zu der tiefgreifenden Umgestaltung der Wälder kam, die heute vielerorts in Bezug auf die Baumartenzusammensetzung oder die Altersstruktur stark vom Menschen geprägt sind und unter dem Klimawandel leiden.
Ohne menschliche Eingriffe wären mindestens zwei Drittel der Gesamtfläche Deutschlands mit Buchenwäldern bedeckt, tatsächlich sind es heute gerade nur noch 4,8 Prozent. Das macht nur rund 14 Prozent der Waldfläche aus. Auf der anderen Seite trägt Deutschland eine besondere Verantwortung für Buchenwälder, denn ein Viertel des Gesamtareals der Buchenwälder weltweit liegt hier.
Unsere heutigen Wälder sind stark geprägt von uns Menschen und unseren Bedürfnissen. Als Beispiel mag der Nadelbaum-Anteil dienen, der von Natur aus marginal wäre, aber in historischer Zeit als Baustein für den Wiederaufbau der Wälder und die Befriedigung der gesellschaftlichen Bedürfnisse hohe Relevanz und breite Akzeptanz hatte.
Seit den frühen 90er Jahren sieht sich Landesforsten Rheinland-Pfalz wie auch viele private und kommunale Waldbesitzende der naturnahen Waldbewirtschaftung verpflichtet. Wesentliches und namensgebendes Element ist die Orientierung an den Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften, in Rheinland-Pfalz also schwerpunktmäßig an Buchenwäldern.
Naturnähe gilt als Garant der Resilienz von Ökosystemen, insbesondere vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels. Dabei geht es nicht nur um die Standortansprüche einzelner Baumarten, sondern vielmehr um ein seit Jahrzehnten gewachsenes Ökosystem, das in seiner Ganzheit betrachtet uns behandelt werden muss. Die Gesundheit unserer Bäume ist abhängig von der Zusammenarbeit mit Bodenorganismen und der gesamten Funktionsweise des Ökosystems. Ein gewachsenes, aufeinander abgestimmtes Ökosystem hat dabei größere Stärke und Möglichkeiten auf Störungen zu reagieren, als künstlich erschaffene Systeme.
Seiner besonderen Gemeinwohlorientierung entsprechend nimmt der Staatswald eine Vorreiterrolle bei einer konsequenten naturnahen Waldbewirtschaftung ein. Forstleute reichern hier schon seit langem vorsorgend artenarme Wälder, die aus nur einer Baumart bestehen, mit Buchen oder anderen Mischbaumarten, an.
Die Auswirkungen des trockenen, warmen Klimas auf unseren Wald haben uns vor Augen geführt, dass die Einleitung einer Entwicklung unserer Wälder hin zu mehr Naturnähe entschieden angehen müssen, um unsere Wälder fit für die Zukunft zu machen.
Zu den wesentlichen wertbestimmenden Eigenschaften von Wäldern zählt neben ihrer Baumartenzusammensetzung ihre Struktur und ihr Reifegrad, der landläufig mit dem Alter gleichgesetzt wird. „Alte Wälder“ sind im Hinblick auf alle Ökosystemleistungen besonders leistungsfähig.
So beherbergen reife Laubwälder mit Alters- und Zerfallsstadien seltene und gefährdete Arten und sind damit für den Biotop- und Artenschutz sowie die Biodiversität von herausragender Bedeutung. Darüber hinaus speichern sie besonders große Mengen CO2 in der Baumbiomasse. Das allenthalben in verschiedenen Zersetzungsgraden vorhandene Totholz speichert Wasser und sichert als Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen die grundlegende Funktionsfähigkeit der „grünen Lungen“ auch unter Bedingungen des Klimawandels. Nicht zuletzt sind es auch besonders die reifen Wälder, die Wald erlebbar machen und einen Erholungseffekt bewirken.
In Rheinland-Pfalz beträgt der Anteil der Wälder, die über 100 Jahre alt sind, rund 26% und er steigt weiter an. (Wer sicherstellen will, dass auch nachfolgende Generationen, in den Genuss alter Wälder kommen, muss allerdings auch kontinuierlich für Nachwuchs sorgen.)
Im Hinblick auf die Jahrhundertaufgabe, unsere Waldökosysteme in ihren Selbstregulierungsmöglichkeiten oder in ihrer Resilienz zu stärken und damit auf eine ungewisse Zukunft im Klimawandel bestmöglich vorzubereiten, spielt die heimische Buche eine Schlüsselrolle.
Als schattenertragende Baumart lässt sie sich z. B. in kleinere Lücken der noch vorhandenen Nadelbaumreinbestände hinein pflanzen. Dort kann sie eine neue Waldgeneration unter dem Kronendach der Altbäume starten, noch bevor diese erntereif sind und entnommen werden.
In den sich entwickelnden Mischwäldern bildet die Buche das Grundgerüst artenreicher und wenig störungsanfälliger Waldökosysteme. Ihre Rolle in den Waldökosystemen, die auf über 90 % der Fläche von Rheinland-Pfalz von ihr maßgeblich geprägt wären, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
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Welche Maßnahmen zum Schutz und Erhalt unserer Wälder werden über den Einschlagstopp hinaus von der Landesregierung umgesetzt?"
Die temporäre Hiebsruhe in alten Buchenwäldern mit geschlossenem Kronendach ist tatsächlich keine gezielte Schutzmaßnahme, sondern eine Notmaßnahme, mit der Zeit gewonnen werden soll, um die Entwicklung der Klimaschäden in Buchenwäldern genauer und vor allem differenzierter beobachten zu können und daraus ebenfalls differenzierte Managementhinweise ableiten zu können.
Oberstes Ziel ist die Erhaltung und Stärkung der Resilienz der Wälder. Es soll also die Fähigkeit des Waldes gestärkt werden, mit Störungen und belastenden Einflüssen so umzugehen, dass seine Leistungen auch den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.
Es gibt hierzu keine Musterlösung, vielmehr geht es darum Risiken durch Arten- und Genvielfalt zu streuen, durch gute Kenntnis von Standort und Baumarten zu begrenzen und die Selbstregulierungskräfte des Ökosystems zu erkennen und zu fördern.
Zur Sicherung einer zukunftsfähigen Entwicklung der Laub- und insbesondere Buchenwälder verfolgt Landesforsten Rheinland-Pfalz eine auf drei Säulen basierende Konzeption.
- Integraler Bestandteil der Bewirtschaftung älterer Laubwälder ist das Biotop-, Alt- und Totbaumkonzept (BAT-Konzept) von Landesforsten, das vorausschauend sicherstellt, dass ein Teil der Bäume sich natürlich entwickeln, altern und zerfallen kann und damit den natürlichen Entwicklungsprozessen überall in älteren Wirtschaftswäldern Raum gegeben wird.
- Im Zuge der Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie können sich die Wälder auf inzwischen fast 10% der rheinland-pfälzischen Staatswaldfläche ohne Nutzungseingriffe entwickeln. Zu diesen Gebieten gehören neben den Kernzonen des Nationalparks, den Naturwald-Entwicklungsflächen der Großnaturschutzgebiete und den Kernzonen des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen auch zahlreiche über das ganze Land verteilte, kleinräumige Flächen die als Waldrefugien aus der forstlichen Nutzung entlassen worden sind.
- Im Zuge der mittelfristigen Waldentwicklungsplanung (Forsteinrichtung) werden Waldbehandlungskonzepte und Bewirtschaftungsmaßnahmen für jede Einzelfläche vor Ort so ausbalanciert, dass sie sowohl die Entwicklung reifer, alter Laubwälder als auch die klimaschutzrelevante Nutzung des Ökorohstoffs Holz ermöglichen.
Auf Grund des seit nunmehr drei Jahren anhaltenden trockenheißen Witterung wurde für die im kommenden Winterhalbjahr anstehenden Maßnahmen ein besonders vorsorgeorientiertes, sensibles Vorgehen im rheinland-pfälzischen Staatswald angeordnet.
Dies geht in geschlossenen Altbuchenbeständen mit einem Verzicht auf Eingriffe in der anstehenden Saison einher und wird von einer intensiven wissenschaftlichen Begleitung durch die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz flankiert.
So gilt es, die regional und standörtlich unterschiedlichen Auswirkungen des Witterungsgeschehen der vergangenen Jahre auf den Vitalitätszustand zu untersuchen und geeignete Maßnahme auf Grund der Faktenlage zu entwickeln.
Bei allem muss das langfristige Oberziel im Auge behalten werden, nämlich die Entwicklung von Wäldern, die auf Grund einer breiten Palette unserer standortsheimischen Mischbaumarten auch zukünftigen Generationen „grüne Lunge“ sein, alle Ökosystemdienstleistungen und den wichtigen Rohstoff Holz bereitstellen können.
Schon in den 1990er Jahren wurde der naturnahe Waldbau im Landeswaldgesetz festgeschrieben. Das bedeutet: keine Monokulturen, keine Kahlschläge, FSC-Zertifizierung, Wildnis im Wald. Es wird weniger Holz aus dem Wald entnommen, als nachwächst. Bei uns wird der Wald immer vielfaltiger, die Bäume werden älter und die Waldfläche steigt.
Am 11. Juni 2019 wurde mit den waldbesitz repräsentierenden Verbänden von Rheinland-Pfalz die Walderklärung „Klimaschutz für den Wald – unser Wald für den Klimaschutz“ abgestimmt.
Die praktische Umsetzung dieser Walderklärung durch Landesforsten wird in unserem Grundsatzpapier „Maßnahmen zur Verminderung von Klimastressfolgen im Wald“ konkretisiert. Bei naturfernen Wäldern und damit besonders labilen Ausgangsbedingungen müssen vorsorgende Schritte hin zu größerer Naturnähe eingeleitet werden.
Unserem Umweltministerium ist es gelungen, zusätzliche Gelder der Bundesregierung für unseren Wald zu erreichen: Die GAK-Förderung zur Bewältigung der Extremwetterschäden im Wald für 2020 wurde auf mehr als 16,5 Millionen Euro erhöht. Das Land übernimmt die erforderlichen Kofinanzierungmittel – rund 6,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2019 belief sich die Förderung auf insgesamt 4,5 Millionen Euro. Für 2020 liegt bereits ein Anzeigevolumen von rund 14,6 Millionen Euro für Fördermaßnahmen zur Bewältigung von Extremwetterschäden im Wald vor.
Aktuell ergänzen wir zusätzlich unsere Förderrichtlinien, um auch die Beseitigung von Borkenkäfern geschädigten Bäumen im Gefahrenbereich öffentlicher Verkehrswege finanziell zu unterstützen. Mit der Förderung ist noch im Laufe des Jahres zu rechnen.
Gleichzeitig haben wir ein Konzept für eine „Waldklimaprämie“ entwickelt und dazu eine bundesweite Initiative gestartet. Wir setzen uns bei der Bundesregierung für diese „Waldklimaprämie“ ein, damit die wichtigen gesellschaftlichen Leistungen wie Klimaschutz, Biodiversität, Erholung oder Arbeitsplätze gerade auch in den Kommunen erhalten und verursachergerecht Mittel der CO2-Emissionsbepreisung zum Aufkommen der Schäden herangezogen werden können
Da engagierter und konsequenter Klimaschutz der beste Waldschutz ist, setzt Rheinland-Pfalz auf erneuerbare Energien bei gleichzeitiger Beachtung der Naturverträglichkeit und des Emissionsschutzes. Im Ländervergleich ist Rheinland-Pfalz führend bei der Nutzung der Windenergie im Wald, die den Wald am effektivsten vor den Schademissionen schützt. Ende 2019 waren es 452 Windturbinen (1.181 MW), die sich auf Waldflächen in Eifel, Hunsrück, Westerwald und Taunus drehten.
Um den Holzbau und damit eine klimafreundliche Alternative zu Beton oder Stahl zu stärken, setzen wir uns für eine deutliche Steigerung der Verwendung nachwachsender Rohstoffe, insbesondere von Holz, bei Bauvorhaben in Rheinland-Pfalz ein: Mit einer Quote genehmigter Gebäude, die überwiegend aus Holz gebaut werden, liegt Rheinland-Pfalz 2019 mit insgesamt 22 Prozent bereits über dem Bundesdurchschnitt von knapp 19 Prozent.
Maßnahmen zur Verminderung von Klimastressfolgen im Wald

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FAQ - Wald im Klimastress

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MEIN WALD KLIMA HEFT - Klima schützen! #MeinWaldklima

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Publikationen anderer Institutionen zum Thema
Forschungsanstalt für Walfökologie und Forstwirtschaft
Weiterführende Links
Sie wollen mehr wissen, wie sich die Klimakrise auf uns auswirkt, brauchen Studien zum Thema oder Tipps für einen klimabewussten Konsum? Hier werden Sie fündig:
- Ergänzende Baumarten im Klimawandel
Die Erhaltung und Stärkung der Resilienz der Wälder ist oberstes Ziel von Landesforsten. Mit Resilienz verbinden wir die Fähigkeit, Funktionen und Leistungen nach Störungen aufrechtzuerhalten bzw. wiederherzustellen. Eng damit verknüpft ist größtmögliche biologische Vielfalt: Neben der Vielfalt an Waldtypen tragen die Baumartenvielfalt und die genetische Vielfalt dazu bei, dass Organismen sich anpassen können und Ökosysteme funktionsfähig bleiben. Mit den erwarteten klimatischen Entwicklungen sind vielfältige Veränderungen der Böden, Mikroorganismen, Insekten, Begleitarten und natürlichen Gegenspieler verbunden, um nur einige Beispiele zu nennen. ... Weiterlesen - Welche Baumart ist die häufigste? Wie viel Wald gibt es? Fakten rund um den Wald findet man bei der Bundeswaldinventur
- Witterungsrückblicke, Studien und Infos über die Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Sektoren wie Natur und Landschaft, Ökonomie und Gesundheit erhalten Sie beim Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen.
- Forschungsergebnisse und Projekte rund um den Wald in Rheinland-Pfalz finden Sie bei unserer Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF)
- Beim Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen finden Sie zudem ein Anpassungsportal mit Empfehlungen für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen. Hier geht’s zum Anpassungsportal
- Informationen über Zukunftstechnologien, das Vermeiden von Abfällen beim Bauen oder wann man eine Heizungspumpe tauschen sollte. Hier finden Sie Informationen vom Landesamt für Umwelt
- Informationen rund um Klima- und Ressourcenschutz sowie Ansprechpartner und Fördermöglichkeiten finden Sie auf der Seite des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF)
- Rheinland-Pfalz hat sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Bis 2050 soll eine Minderung von mindestens 90 Prozent erreicht werden. Welche Maßnahmen es dazu braucht, finden Sie im Klimaschutzkonzept des Landes
- Informationen zur Energie- und Wärmewende sowie zu Fördermöglichkeiten finden Sie bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz
- Einen Überblick über Studien und Klimamodelle finden Sie auch beim Umweltbundesamt
- Aktionen, Projekte und Tipps zu klimabewussten Leben finden Sie auf der Seite der Landeszentrale für Umweltaufklärung
- Infos über das Klima-Abkommen in Paris auf der Web-Seite der Europäischen Union
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
- Das Jahr 2018 brach mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius in Deutschland und 10,8 Grad Celsius in Rheinland-Pfalz alle bis herigen Rekorde (langjähriges Mittel: 8,6 °C). Es war das wärmste Jahr in der 139-jährigen Temperaturzeitreihe des nationalen Wetterdienstes und eines der trockensten Jahre in Deutschland seit 1881. Auch 2019 war extrem und geht als drittwärmstes Jahr in diese Messreihe ein. Infos vom Klimawandelinformationsssystem Rheinland-Pfalz
- 40,6 Grad Celsius in Trier - Temperaturrekorde in Rheinland-Pfalz. Infos vom Klimawandelinformationssystem Rheinland-Pfalz
- Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird es in Rheinland-Pfalz um 1,5 bis 5 Grad Celsius heißer. Infos vom Klimawandelinformationssystem Rheinland-Pfalz
- 2018 war das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Infos vom Deutschen Wetterdienst
- Noch nie war ein Juni heißer und sonniger. Infos vom Deutschen Wetterdienst
- Deutschland ist Braunkohle-Weltmeister. Infos des WWF
- In der Atmosphäre ist mehr CO2 als jemals zuvor in 3 Millionen Jahren. Und: Die globalen Temperaturen haben das vorindustrielle Niveau in den letzten 3 Millionen Jahren nie um mehr als 2 Grad Celsius überschritten. Infos vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung
- Das sind die größten Treibhausgasemittenten: Grafik des Europäischen Parlaments
- Rund 30 Prozent der CO2-Emissionen könnte man sparen, wenn man beim Bauen auf Holz setzt: Studie im Journal of Sustainable Forestry
- So viele Waldbrände gab es in den vergangenen Jahren. Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung