Wanderung mit dem Eifelverein

 

Seit Jahren führt Forstamtsleiter und Naturschutzwart Peter Wind Naturfreunde und Mitglieder des Eifelvereins durch Forstreviere des Forstamtes Prüm. 2015 wanderte er mit 25 Teilnehmern circa sieben Kilometer durch das Revier Roth. Hierbei wurde er von  Revierleiter Dieter Geider und Forstreferendar Michael Gerster begleitet.

Ausgangspunkt war die Parkbucht bei Mooshaus an der L265. Nachdem die Wanderer von Forstamtsleiter Peter Wind begrüßt und die Thematik der Wanderung kurz umrissen wurde, ging es zum ersten Waldbild. Dort stehen Douglasien und Fichten über flächigem Jungwuchs aus Buche, Bergahorn, Vogelbeere, Birke, Mehlbeere, Douglasie und Fichte. Revierleiter Dieter Geider: „Durch Ästung der Douglasie auf zehn Meter Höhe wird an den geästeten Stammabschnitten Wertholz produziert. Dies erhöht den späteren Verkaufserlös deutlich.“ Auch in Zukunft sollen einzelne Douglasien die „Fettaugen in der Suppe sein“.

 

Das Bundesamt für Naturschutz bewertet die Douglasie, welche ursprünglich aus dem Westen Amerikas stammt, als invasive Baumart. Die Behörde sieht eine Gefahr darin, dass diese Baumart die heimische Vegetation auf Dauer verdrängt. Dies kann das Forstamt Prüm auf breiter Fläche nicht bestätigen. Dass die Douglasie nicht invasiv ist wurde den Besuchern anhand der  flächendeckenden und artenreichen Verjüngung des ersten Waldortes beispielhaft veranschaulicht.

 
 

Neben der Artenvielfalt legen die Förster großen Wert auf standortsgerechte, D.h. an den jeweiligen Standort angepasste, Baumarten. Die Arten stellen verschiedene Ansprüche an Boden, Niederschlag und Licht. Dadurch kommen sie mit den verschiedenen Standorten unterschiedlich gut zurecht. Ziel der Förster ist ein stabiler, artenreicher, ökologisch und ökonomisch wertvoller Wald, der den verschiedenen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht wird.

 
 

Die Wanderung führte dann vorbei an gesetzlich geschützten Windschutzhecken und  Borstgrasrasen zu einem Waldrefugium des Forstreviers Roth. Ein Waldrefugium ist eine, meist dauerhaft aus der Nutzung genommene, mehrere Hektar große Fläche, auf der sich die Natur frei entwickeln darf. Der Schutztyp ist ein Teil des Biotopbaum-, Alt- und Totholzkonzeptes von Landesforsten Rheinland-Pfalz. Dieses umfasst des Weiteren Biotopbaumgruppen, d.h. Flächen mit Gruppen mehrerer Bäume, die bis zu deren Zerfall aus der Nutzung genommen werden und einzelne Biotopbäume.  Biotopbäume sind u.a. Bäume mit Höhlen, Horsten, intensivem Pilz-, Moos-, Flechten- oder Efeubewuchs, Rindentaschen und Mulmhöhlen.

 
 

Ziel des BAT-Konzeptes ist,  die Vorgaben hinsichtlich Arbeitssicherheit und Verkehrssicherung sowie der Naturschutzgesetze zu erfüllen, forstwirtschaftliche Maßnahmen - ohne standardmäßig zuvor naturschutzfachliche Gutachten zu machen - durchführen zu können und ökologisch wertvolle Wälder zu erhalten. Durch seinen integrativen Ansatz sollen Schutz und Nutzung in der Fläche kombiniert werden und den seltenen Arten Trittsteine für ihre flächige Verbreitung gegeben werden. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zum segregativen Ansatz, der eine Stilllegung größerer Flächen bedeutet. Forstamtsleiter Peter Wind: „Eine Stilllegung in unseren heimischen Wäldern bedeutet, dass wir die dadurch ausbleibende und von unserer Gesellschaft benötigte Holzmenge durch Importe erzielen müssen. Die Forstwirtschaft wird in anderen Ländern  jedoch oft unter Achtung viel geringerer oder ohne Beachtung von Umweltstandards betrieben. Wir glauben, hier ein Problem zu lösen und schaffen riesige Probleme anderenorts.“

Das besuchte Waldrefugium ist ein hauptsächlich aus Moorbirken bestehender junger Wald, welcher sich auf einer ehemaligen Windwurffläche entwickelt hat. In ihm und an ihn angrenzend halten Biotopbetreuer im Auftrag der Landespflege Offenlandflächen durch Mulchen frei. Ohne diesen Eingriff in die Natur würden diese Flächen verbuschen bzw. zu Wald werden. Es bedarf eines permanenten Arbeitens gegen die Natur um den vom Naturschutz gewünschten Status quo der Fläche zu erhalten. Das Mulchen bedingt des Weiteren eine flächige Befahrung. Im Gegensatz dazu bedarf es nach dem Landeswaldgesetz Rheinland-Pfalz bei der Forstwirtschaft einer bedarfsgerechten Walderschließung sowie des Einsatzes boden- und bestandsschonender Technik, um eine Schädigung der Ressource Boden durch die flächige Befahrung mit schweren Maschinen zu vermeiden.

 
 

Anschließend führte die Wanderung an einem durchgewachsenen Mittelwald vorbei. Diese Waldnutzungsform, bei der die Bäume regelmäßig auf den Stock gesetzt wurden, d.h. fast alle Bäume alle paar Jahre abgesägt wurden, spielte in der Eifel lange Zeit eine bedeutende Rolle. Die Bewirtschaftungsform diente  u.a. der Loheproduktion. Die Lohe wurde für das Gerben von Leder benötigt. Für den Naturschutz ist diese Art der Waldbewirtschaftung aufgrund des häufigen Vorhandenseins von Licht auf dem Boden interessant. Für den Privatwaldbesitzer sind Mittel- und Niederwälder ideal zur Brennholzproduktion.

 

Als Nächstes erkundeten die Wanderer einen Abschnitt des Lambachs, der im Rahmen eines Interreg-Projektes renaturiert wurde. Hierzu wurden damals schlauchförmig entlang des Bachlaufes auf mehreren Hundert Metern Fichten entnommen und zum Teil Erlen gepflanzt. Die versauernde Wirkung der Fichtennadeln verändert das Milieu eines Bachlaufes. Laubholz dagegen dient des Weiteren zahlreichen Bachlebewesen als Nahrungs- und Lebensgrundlage. Durch die Renaturierung wurde ein hochwertiges Biotop geschaffen.

 

Da viele Nadelbäume, wie zum Beispiel die Fichte, sehr leichte Samen haben, können sie sich über große Distanzen verbreiten, sodass bereits nach wenigen Jahren auf den renaturierten Flächen wieder Fichten stocken. Dies zeigt, dass die Natur ein dynamisches System ist. Um den Status quo zu erhalten, bedarf es regelmäßiger Eingriffe, wofür Gelder bereitgestellt werden müssen. Forstamtsleiter Peter Wind: „Der Wald ist ein dynamisches System. Zwar verschwinden an machen Stellen naturschutzfachlich interessante Strukturen, aber gleichzeitig entstehen anderenorts floristisch und faunistisch wertvolle neue Strukturen.“

Auf dem daraufhin folgenden Wanderpfad entdeckten die Waldbesucher zahlreiche junge Tannen. Forstreferendar Michael Gerster berichtete: „Bedingt durch Windwürfe und naturnahem Waldbau liegt der Laubholzanteil im Jungwuchs des rheinland-pfälzischen Staatswaldes bei 72 %. Die Gesellschaft benötigt jedoch auch in Zukunft bedeutende Mengen an Nadelholz. Deshalb setzt  Landesforsten Rheinland-Pfalz im Rahmen der Nadelbauminitiative auf die Douglasie und die Tanne. Diese beiden Nadelbäume liefern wertvolles Stammholz und sind für den Klimawandel gewappnet.“

 
 

Mehrere Mitglieder des Eifelvereines wollten wissen, wie sie in ihrem eigenen Wald die Tanne vor dem Wild schützen können. Weitere Fragen beschäftigten sich mit Saatgutherkünften sowie dem Einsatz genetisch modifizierter Bäume. Hier verwies Forstamtsleiter Peter Wind auf die zu Recht strengen Vorgaben des Landeswaldgesetzes, welche das Anpflanzen genetisch manipulierter Bäume verbieten. Auch das Einbringen von jungen Bäumen aus einem Forstbetrieb in einen anderen ist verboten.


Die Wanderung endete mit dem Besuch des Rohrvenn. Das seit 1983 existierende 28 ha große Naturschutzgebiet ist auch Bestandteil des FFH-Gebietes Schneifel. Es besteht aus Übergangs- und Zwischenmooren, Feuchtheiden, trockenen Heiden, Borstgrasrasen und einer mageren Flachlandwiese. Im Rohrvenn kommen u.a. das Wollgras, die Kriechweide, der Sonnentau und verschiedene Torfmoose vor. Des Weiteren profitieren mehrere seltene Falter von den Offenlandstrukturen.

 
 

In Rheinland-Pfalz werden vielerorts ehemals zur Entwässerung der Moore angelegte Gräben wieder verschlossen und Feuchtbiotope renaturiert. Problematisch ist der das Rohrvenn-Moor belastende Wasserentzug durch die Landwirtschaft. Durch diesen kommt es, insbesondere in trockeneren Jahren, zum Abbau der Torfpolster und  zur Nährstoffanreicherung. Zusammen mit dem niedrigeren Wasserspiegel führt dies zur Verbuschung der offenen Moorflächen. Um den Status quo zu erhalten führt der Biotopbetreuer i m Auftrag der Landespflege deshalb jedes Jahr Maßnahmen wie Mulchen durch. Früher erfolgte eine Beweidung durch Schafe und Ziegen.

 

Forstamtsleiter und Naturwart Peter Wind resümierte: „Zwar sind die Ansichten zu manchen Punkten zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz verschieden. Dennoch ist die Zusammenarbeit von Naturschutz und Forstamt sehr gut und vielfach sind sich beide Parteien einig. Gemeinsam wurde viel Positives erreicht.“