FAQs – Waldwirtschaft in der Klimakrise auf der Montabaurer Höhe

Die aktuelle Situation des klimakranken Waldes auf der Montabaurer Höhe ist nicht nur für die überwiegend kommunalen Waldbesitzenden, sondern auch für das Forstpersonal sehr belastend, ja deprimierend. Niemand wünscht sich, jemals wieder in eine vergleichbare Lage zu geraten. Das Ziel einer engagierten Arbeit in den Wäldern besteht nun einmal nicht in der der Notfällung von durch Borkenkäferbefall zum Tode verurteilten Bäumen. Vielmehr geht es um die notwendige Stärkung unserer Wälder in ihrer Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel mit Hilfe einer konsequent naturnahen Waldbewirtschaftung.

Wie hängen das verstörende Landschaftsbild auf der Montabaurer Höhe und die Klimakrise zusammen?

Die menschengemachte Klimakrise mit ihren dramatischen Auswirkungen ist im Herzen unserer Wälder angekommen und hat mit langanhaltenden Hitzewellen und Dürreperioden für eine massenhafte Ausbreitung von Schadinsekten gesorgt – so auch in den drei extremen Hitze- und Dürresommern 2018, 2019 und 2020 auf der Montabaurer Höhe.

Wälder und Schutzgebiete, wie sie auch in Teilen auf der Montabaurer Höhe in Form eines FFH-Gebiets ausgewiesen sind, werden nur Orte der biologischen Vielfalt bleiben, wenn es gelingt, den Klimawandel zu bremsen und damit die Wälder selbst zu retten. Neben dem Kampf gegen die Klimakrise ist es dabei unverzichtbar, die Wälder auf ihrem Weg zu mehr Klimaresilienz aktiv zu begleiten und sie damit auf die Folgen zunehmender Klimawandelfolgen wie Stürme, Dürren, Hitzeperioden oder Starkregen vorzubereiten.

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Wieso sind auf der Montabaurer Höhe so viele Bäume entnommen worden?

Fast ein Drittel der Fläche (2.165 ha) der Montabaurer Höhe (6.550 ha) war vor den drei Schadjahren im Frühjahr 2018 mit Nadelholz bewaldet. Dies waren überwiegend Fichtenbestände, die in den Nachkriegsjahren als Folge von Reparationshieben entstanden sind und so heute nicht mehr angelegt werden.

In normalen Jahren können sich gesunde Fichten gegen Borkenkäfer wehren. In den drei Hitze- und Dürresommern 2018, 2019 und 2020 waren die Fichten aber so geschwächt, dass sich die Borkenkäfer ungehindert unter die Rinde eingebohrt und dort rasant vermehrt haben. In der Folge sind die Fichten abgestorben.

Gab es keine Alternativen zur Entnahme der befallenen Fichten?

Die Alternative zur Entnahme von mit dem Borkenkäfer befallenen Fichten wäre, sich mit dem Verlust sämtlicher Fichtenbestände einfach abzufinden. Die betreffenden mit Fichte bewaldeten Flächen auf der Montabaurer Höhe – zu mehr als 90 Prozent sind dies solche außerhalb des dortigen FFH-Schutzgebiets – würden damit auf absehbare Zeit durch großflächig abgestorbene Baumgerippe geprägt sein, deren ökologische Wirkungen nicht mehr mit dem früheren Zustand vergleichbar wären und die aus Sicherheitsgründen in diesem Zeitraum auch nicht betreten werden könnten.

Dies hätte sowohl Folgen für den Besucherverkehr in diesem beliebten Naherholungsgebiet um den Köppel als auch für die dann nur noch stark eingeschränkten Möglichkeiten, die betreffenden Flächen durch das Beipflanzen von Mischbaumarten in die sich vielerorts wieder von selbst ansamende Fichtennaturverjüngung naturnäher und vielfältiger zu entwickeln.

Die Naturnähe und Vielfältigkeit der Baumartenzusammensetzung ist dabei eine wichtige Voraussetzung für deren Widerstandsfähigkeit gegen Hitze, Dürre, Stürme, Brandgefahr und biotische Schadorganismen.

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War die Entnahme von Borkenkäfer-Fichten wirklich notwendig und sinnvoll?

Tatsächlich handelt es sich bei der Entnahme vom Borkenkäfer befallener und damit „todgeweihter“ Fichten um eine wissenschaftlich empfohlene Methode des Waldschutzes, die das Landeswaldgesetz den Waldbesitzenden als Handlungspflicht auch auferlegt. In der Zeit des Brutgeschehens der Borkenkäfer bleibt nur wenig Zeit zu erfolgsgeneigtem Handeln.

Von der Entdeckung einer befallenen Fichte bis zu Entrindung und Abtransport des Holzes steht typischerweise ein Zeitfenster von nur ca. 3 Wochen offen, bevor die fertig entwickelten Käfer aus den befallenen Bäumen ausfliegen, um neue Bäume zu befallen. Ziel ist es, die weitere massenhafte Ausbreitung des Schädlings zu verhindern und durch Unterbrechung der Infektionsketten benachbarte Waldflächen vor dem Befall zu bewahren.

Bis zur dramatischen Klimaentwicklung der vergangenen Jahre war diese Methode überwiegend erfolgreich. So konnte z.B. im Extrem-Trockenjahr 2003 die weitere Ausbreitung der Käfer durch die Notfällung und den Abtransport befallener Fichten verhindert werden und hinterließ auch durch die darauffolgenden witterungsmäßigen Normaljahre keine großen Freiflächen. Wären auf den Dürresommer 2018 nicht weitere extrem trockene Sommer gefolgt, sondern ein feuchter wie 2021, hätte sich die Situation grundlegend anders dargestellt.

Was macht Landesforsten Rheinland-Pfalz jetzt auf der Montabaurer Höhe?

Wir empfehlen den Waldbesitzenden, auf den freien Flächen – wie auch bereits an vielen Stellen geschehen – die Baumartenvielfalt weiter zu erhöhen, um den Wald der Zukunft widerstandsfähiger im Hinblick auf die Klimaentwicklung zu gestalten. Hierbei schauen wir zunächst auf das, was die Natur uns bereits auf den Flächen geschenkt hat bzw. was dort noch erwartet werden kann. Wir sprechen hier von Naturverjüngung. Damit unterstützen wir hier bereits angepasste Baumarten und nutzen die genetische Vielfalt.

Wo einst nur Fichten wuchsen, sollen nun auch andere Baumarten ihren Platz haben. Wir pflanzen vorwiegend angepasste, heimische Baumarten, z.B. Buche, Hainbuche und Ahornarten aber auch weitere trockenheitstolerantere (Misch-)Baumarten wie die Winterlinde. Auf der Freifläche nutzen wir die Chance, auch Arten mit hohem Lichtbedarf zu etablieren, wie z.B. die Eiche. Um die Widerstandsfähigkeit des Waldes in der Klimakrise zu verbessern, bringen wir in bemessenem Umfang in Abhängigkeit vom jeweiligen Standort auch bewährte Baumarten wie die wenig trockenheitsempfindliche Douglasie oder alteingeführte Baumarten ein, die z. T. bereits seit 2000 Jahren in Rheinland-Pfalz ihre Heimat gefunden haben. Zu nennen sind hier die aus dem Süden Europas stammende Esskastanie oder die Zerreiche. Dabei achten wir möglichst darauf, dass diese Baumarten in ihrer Heimat bereits mit den bei uns vorkommenden Lebensgemeinschaften vergesellschaftet sind.

Das Pflanzen geschieht, wie man an vielen Stellen auf der Montabaurer Höhe bereits sieht, in Kleinst- bis Kleingruppen. Mit dieser Form der Initialpflanzung geben wir der neuen Waldgeneration eine „Starthilfe“. In den Zwischenräumen lassen wir Platz für die auf natürlichem Weg sich einstellenden Pflanzen und damit mehr Biodiversität. Mit diesem Konzept bringen wir Baumarten ein, die bisher auf den ehemaligen Fichtenflächen nicht vorhanden waren bzw. reichern wir die geforderte Vielfalt an. Aktive Wiederbewaldungskonzepte führen zu einer schnelleren CO2-Bindung und verkürzen die Zeit, die der Wald benötigt, um sich anzupassen. Das würde sonst viele Waldgenerationen dauern.

In den meisten Fällen überlassen wir bei diesem punktwirksamen Vorgehen rund 80 Prozent der Fläche der Natur. Durch die Verbreitung von Samen, bei denen uns auch die Vögel helfen, stellen sich im Verlauf der nächsten Jahre weitere Baumarten auf den ehemaligen Fichtenflächen ein und tragen zusätzlich zur Biodiversität bei. Reißbrettartig geplante und gestaltete Altersklassenwälder gehören der Vergangenheit an.

Seit 30 Jahren entwickeln die Forstleute auf der Montabaurer Höhe die Wälder in Richtung Mischwälder weiter. So erkennen wir heute auf großen Flächen in unterschiedlichster Art und Weise eingebrachte Buchen in Form einer sogenannten Vorausverjüngung: Mit dem frühzeitigen Einbringen von Kleinstgruppen von Buchen unter Fichten wird der Generationenwechsel der Fichtenwälder in naturnahe Mischwälder eingeleitet. Waldentwicklung braucht Zeit, oft über mehrere Förstergenerationen hinweg. Durch das vorausschauende Handeln in Form von Vorausverjüngung finden wir heute bereits die Anfänge des Waldes der Zukunft auf vielen Flächen der Montabaurer Höhe. Die aktive Anreicherung des Waldes mit Buchen und anderen geeigneten Mischbaumarten unterstützt eine klimaresiliente Waldentwicklung und wird in der Öffentlichkeit meist als „Waldumbau“ bezeichnet.

Wie wird in Zukunft mit Situationen wie der auf der Montabaurer Höhe umgegangen?

Leider müssen wir angesichts des fortschreitenden Klimawandels damit rechnen, dass vergleichbare Wetterlagen mit längeren Hitze- und Dürreperioden in Folge sowie einem damit verbundenen, massiven Schädlingsbefall der geschwächten Bäume gehäuft auftreten.

Daher ist beabsichtigt, in einem runden Tisch gemeinsam mit Experten und Vertretern der Zivilgesellschaft darüber zu beraten, welche Schlussfolgerungen für den künftigen Umgang mit solchen Situationen zu ziehen sind.

Kontakt für Bürgerinnen und Bürger

Sie haben Fragen zum forstlichen Vorgehen auf der Montabaurer Höhe?

Unser Bürgertelefon erreichen Sie von Montag bis Freitag zwischen 9:00 und 12:00 Uhr unter 06131 884 200 666.

Sie wollen sich selbst ein Bild von den Wiederbewaldungsmaßnahmen auf der Montabaurer Höhe machen?

Dann kommen Sie zu einer unserer Förster-Führungen. Die Anmeldung ist ebenfalls über das Bürgertelefon möglich.

Engagement

Sie wollen bei der Wiederbewaldung mit anpacken? Dann schreiben Sie uns gerne an Forstamt.Neuhaeuse[at]wald-rlp.de oder rufen Sie das Bürgertelefon an und wir informieren Sie über kommende Pflanzaktionen.

Weitere Informationen

Hier erfahren Sie mehr über den Wald in der Klimakrise: klimawandel.wald.rlp.de

Hier finden Sie die aktuelle Meldung des MKUEM zur Montabaurer Höhe vom 22.12.2021